Fußball

18 Minuten Demir reichten zu seinem ersten Siegestor

Das erste Siegestor des 17 jährigen Yusuf Demir in der Bundesliga rettete Rapid knapp vor der Nachspielzeit fest eingeplante  drei Punkte gegen Ried im Allianz-Stunde. Fast genial, wie Demir den Ball aus 20 Metern zum 1:0 (0:0) ins Kreuzeck zirkelte. Der Jubel war dementsprechend groß (Bild oben). Bis dahin war der Ex-Rapidler im Tor von Ried, Samuel Sahin-Radlinger, nicht zu  bezwingen. Waren seine präzisen Auswürfe mit der Hand bis in die gegnerische Hälfte eigentlich das, was in Erinnerung blieb. Andere würden sich bei solchen Aktionen  eine Schulterverletzung zuziehen. Aber dann kam Demir. Und alles war plötzlich anders. Er setzte in den 18 Minuten, die er inklusive Nachspielzeit am Rasen war, mehr Akzente als andere in der kompletten Spielzeit. Und sorgte mit seinem dritten Saisontor für ein Happy End, als alles schon nach einer großen Enttäuschung aussah. Mit dem ersten hatte er im Herbst in Graz das 1:1 gerettet, das dritte sorgte für drei Punkte.

Rapids Trainer Didi Kühbauer ließ als Reaktion auf das 2:4 von Salzburg Marcel Ritzmaier und Christoph Knasmüllner auf der Bank, brachte Kelvin Arase. Rapid bestimmte zwar das Geschehen, kam aber nicht zu klaren Chancen. Als Thorsten Schick eine abgefälschte Flanke von Max Ullmann, des aktivsten Rapidlers, über die Linie verlängerte, stand er im Abseits. Eine sehr knappe Entscheidung. Das größte Problem war der Spielaufbau aus der Abwehr heraus. Er klappte entweder gar nicht oder dauerte viel zu lange, sodass sich Ried stets formieren konnte. Der größte „Sünder“ in Grün-Weiß dabei hieß nicht zum ersten Mal Matteo Barac. Nach der Pause fehlte nicht viel und  mit Stefan Nutz hätte der zweite Ex-Rapidler für Rieds Führung gesorgt. Rapids As Ercan Kara stach diesmal nicht, Rieds Innenverteidiger Kofi Boateng hatte ihn im Griff. Als Boateng in der 62. Minute nach einem Foul an Taxiarchis Fountas die zweite gelbe Karte bekam, vom Platz musste, wusste Rapid mit der numerischen Überlegenheit wenig anzufangen.  Vom für Arase eingewechselten Ritzmaier kam wenig. Alles erinnerte an das 0:0 von Altach. Auch damals hatte Joker Demir fast das Siegestor erzielt, traf aber Mitspieler Leo Greiml, der knapp vor der Linie stand. Auch in Hütteldorf sah es nach Schicks vergebener Chance aus kurzer Distanz  nach einer Nullnummer aus. Bis zum Geniestreich von Demir mit links. Riesenjubel. Aber dennoch warf das Traumtor auch Fragen auf. Etwa, warum Demir nicht schon früher eingewechselt wurde, warum  er nicht mehr mehr Spielzeit bekommt.

Fragen, die Kühbauer nachher auf der Pressekonferenz gestellt wurden, bei der sich fast alles nur um den Goldschützen drehte: „Er trainiert gut, wird garantiert nicht aufzuhalten sein. Er hat einen Goldfuß wollte den Ball wirklich dorthin zirkeln. Aber es ist für ihn das beste, wenn er  behutsam aufgebaut wird“ behauptete Kühbauer. Ähnliches sagte er schon am Tag vor dem Spiel. Ob Demir nächsten Sonntag im Derby bei der Austria beginnen wird, beantwortete er klarerweise noch nicht. Die Sache hat aber noch einen anderen Aspekt: Rapid sieht in Demir seine größte Aktie, die  viele Millionen bringen soll. Sein Vertrag endet 2022. Also kann er praktisch nur im Sommer dieses Jahres lukrativ verkauft werden. Aber die  Aktie Demir kann nicht im Wert steigen, wenn er nur wenig spielt. Das steht außer Diskussion. Der ruhige und bescheidene Demir konnte sein Tor nicht schildern, nicht sagen, wie er sich in seiner Jokerrolle fühlt. Denn er steht sozusagen noch unter  „Welpenschutz“, bekommt keine Freigabe für Interviews. Lange wird dies nicht mehr so bleiben können.

Demirs Geniestreich war für Rapid im Kampf um Platz zwei viel wert, da der LASK so wie im Juni 2020 im ersten Spiel nach der Corona-Pause daheim gegen Hartberg 1:2 verlor. Damit begann damals die Talfahrt der Linzer. Diesmal half nicht einmal die schnelle Führung nach vier Minuten durch Johannes Eggestein. Die Ausfälle von Gernot Trauner, Peter Michorl, Petar Filipovic; Andreas Gruber und Marco Raguz waren nicht zu verkraften. Trainer Dominik Thalhammer: „Der große Unterschied war die Effizienz. Wir haben aus 26 Flanken kein Tor gemacht. Sehr ärgerlich!“ Der LASK liegt vier Punkte hinter Rapid.

 

Foto: FotobyHofer/Christian Hofer.

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