Dienstag gibt Teamchef Marcel Koller seinen Kader für Österreichs nächstes „Schicksalsspiel“ in der WM-Qualifikation gegen Wales am 2. September in Cardiff bekannt. Dort, wo Real Madrid drei Monate zuvor gegen Juventus als erster Mannschaft erfolgreich den Titel in der Champions League verteidigte. Bei geschlossenem Dach. Wegen Terrorgefahr. Ob es die auch bei Österreichs Gastspiel geben wird?
Kein Thema für Cardiff können wohl Zlatko Junuzovic und Valentino Lazaro wegen ihrer Verletzungen sein. Die Prellung bei Guido Burgstaller, wegen der er bei Schalkes 2:0 über Leipzig pausierte, ist nicht weiter schlimm. Aber wieder gibt´s die Fälle von fehlender Spielpraxis bei den Klubs. Bei Kapitän Julian Baumgartlinger bei Leverkusen, wo Aleksandar Dragovic wenigstens eine Hälfte zum Einsatz kam, bei Florian Grillitsch in Hoffenheim, Kevin Danso bei Augsburg, Kevin Wimmer bei Tottenham, Marc Janko bei Sparta Prag. Die positivste Meldung von den Legionären kam aus Deutschland, wo U 21-Kapitän Philipp Lienhart für sein solides Debüt beim 0:0 mit Freiburg gegen Eintracht Frankfurt aus dem Sky-Studio nicht nur wegen seiner 82 Prozent Passquote Lob von Ex-Bayern-Star Didi Hamann bekam, Peter Stöger erstmals in seiner Trainerära beim 1. FC Köln mit dem 0:1 im Derby bei Mönchengladbach erstmals ein Startspiel verlor und dies sachlich und sympathisch begründete: „Wir haben ein ordentliches Spiel geliefert, aber die bessere Mannschaft hat gewonnen.“
Die postivste Meldung lieferte einer, der im Juni beim 1:1in Irland auf der Bank begann: Martin Harnik. Er sorgte Samstag mit seinem Goldtor in Mainz für seine erfolgreiche Rückkehr in die Bundesliga und die von Aufsteiger Hannover. Sein einziger Torschuss im ganzen Spiel, aber kein Zufall. Denn der 30jährige zog mit 32 Sprints die mit Abstand meisten aller Spieler an. Einer leitete auch die entscheidende Aktion ein: So setzte Harnik Verteidiger Matthias Ostrzolek in Szene, stand dank des nächsten Sprints bei dessen Pass in den Strafraum frei, übernahm direkt, traf zwischen den Beinen von Mainz-Verteidiger Diallo hindurch. Aber so sehr sich Harnik mit seinen Gesten auch bemühte, die 2000 mitgereisten Hannover-Fans konnte er nicht zum Jubeln bewegen. Die schwiegen beharrlich, hielten statt dessen Plakate gegen Vereinsboss Martin Kind und gegen den DFB in die Höhe. Was Harnik bedauerte. Er sieht sich und die Mitspieler bei diesem Thema nur als Nebendarsteller, daher will er mit der Erfahrung seiner 30 Jahre dazu nicht Stellung beziehen: „Ich kann nur sagen, wir brauchen unsere Fans. Ich hoffe, diese Botschaft kommt bei ihnen an.“
Da dachte Harnik an das erste Heimspiel gegen Schalke am nächsten Sonntag, bevor er zur Teamvorbereitung nach Wien fliegt: „Ein schweigendes Stadion bedeutet keinen Heimvorteil.“ Harnik brachte auf jeden Fall eine Leistung, mit der er sich identifizieren konnte. Mit der kam er im Massenblatt „Bild“ ins Team der Runde. Im Angriff mit Dortmunds Torschützenkönig Pierre-Emerick Aubameyang und Schalkes neuen Franzosen Amine Harit.
Die negative Nachricht kam von der Insel, von einer besondere Koller-Hoffnung für Cardiff: Marko Arnautovic erinnerte an seine wilden, schlechten Zeiten als Buhmann. Erstmals im West Ham-Dress mit seiner Lieblings-Rückennummer sieben und die erste rote Karte. Gegen Southampton schmeißt er offenbar immer die Nerven weg. Wie auch schon letztes Jahr bei Stoke. Wie Arnautovic ohne auf den Ball zu schauen Southamptons Jack Stephens absichtlich seinen Ellbogen spüren ließ, war unterste Schublade. Dafür konnte es nur Rot geben. Da lag West Ham 0:1 zurück, verlor dann in letzter Minute durch einen Elfmeter 2:3, ist Letzter. Bei den West Ham-Fans ist Arnautovic trotz seiner Entschuldigung vorerst unten durch, der Sündenbock. Der auch Trainer Slaven Bilic, der sich dafür stark machte, ihn für 27 Millionen Euro zu holen, in Schwierigkeiten brachte. West Ham ist nach zwei Runden punktelos Letzter.
Zurück meldete sich in der Premier League Sebastian Prödl. Watfords neuer portugiesischen Trainer Marco Silva erkannte beim 3:3 beim Startspiel gegen FC Liverpool, das mit dem Steirer das Abwehrzentrum besser besetzt ist als ohne ihn. Eine Woche war der später war der Steirer wieder erste Wahl, kassierte Watford beim 2:0 in Bournemouth kein Tor. Das würde auch Österreich sehr gut tun, wenn Prödl dies auch in Cardiff schafft.
Eine positive Meldung kam auch aus der Schweiz: Heinz Lindner, Österreichs Nummer eins für Cardiff, spielte erstmals bei den Grasshoppers „zu null“, feierte im Züricher Letzigrund mit dem 2:0 gegen St. Gallen den ersten Saisonsieg, ist die rote Laterne los. Gut für das Selbstvertrauen des Torhüters.