Am 8. August feiert Herbert Prohaska, Österreichs Jahrhundertfußballer, der letzte Teamchef, mit dem sich Österreich für eine Weltmeisterschaft qualifizierte, seinen 70. Geburtstag. Sie können bis zum Ehrentag täglich eine Geschichte aus dem Leben von Herbert Prohaska, insgesamt 70, lesen.
Das erste Match der Ära von Branko Elsner stand im Zeichen des Experiments, das daneben ging: Bruno Pezzey war im Mittelfeld nicht der Klassemann wie im Abwehrzentrum. Damit war das Thema mit dem 0:2 in Tiflis gegen die UdSSR erledigt. Für das vorentscheidende Heimspiel gegen Ungarn im April 1985 wurde Hans Krankl zur Rückkehr nach eineinhalb Jahren überredet. Auch mit dem „Zuckerl“, dass er nicht die komplette Vorbereitung in Lindabunn mitmachen musste. Denn nichts ging ihm mehr auf die Nerven als lange Kasernierungen. Das war schon immer so. Mit Krankl gab es in „seinem“ Hanappi-Stadion ein ernüchterndes 0:3 gegen Ungarn. Auch dabei gab es einen Missgriff. Der Tiroler Flügelflitzer Franz Oberacher war im Mittelfeld eine Fehlbesetzung. Das Ticket für die WM 1986 war damit verspielt, Prohaska weihte bald Elsner in seine Überlegungen ein, nach der Qualifikation die Teamkarriere zu beenden. Elsner plante, um ihn herum, ein junges Team aufzubauen, wollte ihn überreden, weiterzumachen. Das gelang nicht. Auch weil die Achillessehnen schon zu sehr schmerzen. Mit 30 Jahren fand es Prohaska für besser, sich auf die Austria zu konzentrieren. So war sein 79. Länderspiel, das 4:0 gegen Zypern, in Graz, sein letztes. Dachte er. Drei Jahre später kam es ganz anders.
Mit der Austria kämpfte Prohaska 1985/86 um den dritten Titel in Serie. Wieder mit einem anderen Trainer. Joschi Walter fand den Wunsch von Thomas Parits nach einem Vertrag zu verbesserten Konditionen geradezu als Beleidigung, warf ihn raus. Hermann Stessl kehrte zurück. Im Dauer-Titelduell gegen Rapid gab es wieder Spannung pur. Es ging punktgleich in die letzte Runde, die Austria musste den LASK im Linzer Stadion schlagen, um wieder Meister zu sein. Prohaska schoss das goldene Tor zum 1:0, ohne zu wissen wie. Denn beim Torschuss war er ausgerutscht, sah den Ball erst wieder, als er schon hinter Klaus Lindenberger im LASK-Tor war. Am Ende hob Prohaska wieder den Meisterteller in die Höhe. Ein Jahr später nicht mehr.
Stessl wechselte lieber zum FC Zürich, als bei Austria zu bleiben, daher kam wieder Parits zurück. 1986/87 gab es in der Sechzehnerliga erstmals die Teilung in oberes und unteres Play-off. Um aus eigener Kraft Meister zu werden, hätte Austria so wie 1984 Sturm Graz in der Gruab´n besiegen müssen. Sturm, von Walter Ludescher trainiert, hatte keine Chance auf einen Europacupplatz, kämpfte, als ging es um den Titel, hielt ein 2:2, auch weil ihnen der Linzer Referee Horst Brummeier mit einem Elfmetergeschenk die frühe Führung ermöglichte. Fünf Minuten vor Schluss schien Tibor Nyilasi die Austria zu erlösen, doch Brummeier gab das reguläre Tor nicht. Zur gleichen Zeit verhalf im Hanappi-Stadion der Kärntner Referee Franz Latzin mit einem falschen Elfmeterpfiff Rapid zum 2:1 gegen den Sportclub und zum Meistertitel mit dem nach einem mißglückten Stuttgart-Gastspiel als Trainer zurückgekehrten Otto Baric. Die enttrohnten Austrianer waren wütend. Toni Polster trat gegen die Schiedsrichtertür, traf einen Ordner, der das verhindern wollte, am Schienbein. Deshalb verurteilte ihn Monate später, als er bereits bei Torino spielte, ein Grazer Gericht zu einer Geldstrafe, die in vielleicht sogar noch mehr ärgerte als der verpasste Titel.
In den Tagen danach konnte Prohaska sein Gefühl, dass eine lange, erfolgreiche Ära sich dem Ende zu neigte, nicht mehr verdrängen. Robert und Josef Sara waren schon abgetreten, Daxbacher wollte es ihnen gleich tun, auch Erich Obermayer und Prohaska wälzten Rücktrittsgedanken. Er spürte, dass neue Klubs der Austria im Nacken saßen. Parits wurde als Trainer abserviert, Karl Stotz kam. Nur für drei Monate, weil es gar nicht lief. Assistent Ferry Janotka machte als Chef weiter. Für einen Titel sollte es nicht mehr reichen. Mit acht Punkten Rückstand auf Rapid Zweiter. Prohaskas letztes Jahr für die Austria wurde zur Hölle. Denn ab Sommer 1988 wurden die Achillessehnenprobleme immer ärger. Er brauchte in der Früh nach dem Aufstehen zehn Minuten, bis er normal gehen konnte.