Fußball

Abschied von Zehnerliga! Kommt etwas besseres nach?

Die Wiener Austria sendete nach einer schlimmen Saison in den Tagen vor der letzten Runde der Zehnerliga Signale aus, die nach Aktivität aussahen, das Erfolgsmodell von Sturm Graz und dessen Sportchefs mit Austria-Vergangenheit, Günter Kreissl, zu kopieren: Donnerstag verschickte die Presseabteilung Fotos von Uros Matic mit dem Austria-Dress, Donnerstag von James Jeggo. Da fällt´s schwer, andere Motive zu finden. Bei Matic hielten Sportchef Franz Wohlfahrt und Trainer Thomas Letsch mit dem Neuzugang das violette Trikot, bei Jeggo (Bild oben) Vorstand Markus Kraetschmer. Hätte Austria  bei Jeggo mit der Vollzugsmeldung bis nächste Woche gewartet, wäre dem Mittelfeldspieler erspart geblieben, für das Saisonfinale in Altach aus dem Sturm-Kader zu fliegen. Mit Matic, Jeggo und Innenverteidiger Christian Schoissengeyr engagierte Austria bereits drei Neue mit Sturm-Vergangenheit. Der vierte könnte Stürmer Bright Edomwonyi, der dem türkischen Klub Rizespor gehört, sein. Der Nigerianer, Jeggo und Schoissengeyr gehören zu den Klienten der Linzer Beraters Max Hagmayr. Da könnte man fast meinen, dass zwischen Kreissl und ihm gravierende Probleme gibt. Anderseits verlängerte Hagmayr-Klient Stefan Hierländer in Graz.

Die einzige sportliche Entscheidung, die Sonntag ab 17.30 Uhr noch offen ist: Wird Salzburgs Legionär Munas Dabbur oder Sturms Kapitän Deni Alar Schützenkönig? Derzeit steht  es 22:20 für den Israeli, der mit Salzburg in Wr.Neustadt auf eine Austria trifft, bei der sich nach sieben Ausfällen die Aufstellung fast von selbst ergibt. Salzburg hat durch Verletzungen, Teamvorbereitung und die Sperre von Hannes Wolf einen Ausfall mehr, aber sicher noch immer die stärker Mannschaft. Im Tor lässt Trainer Marco Rose den 21jährigen Brasilianer Carlos Coronel erstmals in der Bundesliga spielen. Auch Rapid wird in Wolfsberg ohne  Richard Strebinger, Louis Schaub, Thomas Murg, Steffen Hofmann, Mario Pavelic und Giorgi Kvilitaia mit einer Mannschaft beginnen, die so noch nie zuvor spielte. Aber Platz drei ist ja gesichert. Kann sein, dass mit Dennis Bosnjak der ehemalige Kapitän der zweiten Mannschaft, der als Kooperationsspieler bei Wr.Neustadt zu keinem Einsatz gekommen war und daher zurückgeholt wurde, sein Debüt in der Bundesliga feiert.

Die letzte Runde bringt auch den vorläufigen Abschied von Trainern: Bei Wolfsberg muss Robert Ibertsberger  dem mit Hartberg als Vizemeister der Ersten Liga erfolgreichen Christian Ilzer Platz machen und klagte, als Nachfolger von Heimo Pfeifenberger keine faire Chance bekommen zu haben. Bei Altach muss Klaus Schmidt gehen, der als Lehre aus der Geschichte nie mehr eine Platzierungsklausel in seinem Vertrag unterschreiben will. Im Ländle bahnt sich eine alemannische Lösung mit dem bisherigen Co-Trainer Werner Grabherr an, der mit der Zulassung zum Kurs zur UEFA-Pro-Lizenz anders als bisher einen Bundesligaklub als Chef betreuen darf.

Einen Abschied gibt´s auch vom Modus: Kommt nach 25 Jahren mit Zwölfer-und Sechzehnerliga in den obersten zwei Klassen etwas besseres als zweimal Zehnerliga nach? ÖFB-Präsident Leo Windtner bejubelte letzten Dienstag vor den ORF-Kameras  die Reform bereits als durchaus gelungen. Das kann die Zweifel daran nicht zerstreuen. Die Frage, ob ab 29. Juli das wirklich so sein wird, bleibt im Raum stehen. Denn das Modell mit Zwölferliga und Play-offs nach 22 Runden um Titel und gegen den Abstieg gab es bereits vor Jahrzehnten. Und es wurde nicht wegen zu großen Erfolgs wieder fallen gelassen. Funktionieren wird  die obere Play-off um den Meistertitel, obwohl die Halbierung der Punkte nach 22 Runden die Chance, näher an Meister Red Bull Salzburg heranzukommen, nur minimal erhöhen wird. Hätte man in dieser Saison zur Hälfte die Punkte halbiert, würde sich an den aktuellen Platzierung der Vereine nichts ändern. Hätte Salzburg nur 14 statt wie jetzt 24 Punkte Vorsprung auf den Zweiten Sturm. Bedeutet das mehr Spannung? Das Ziel der Hälfte der zwölf Klubs wird Platz sechs sein, um oben im Play-off zu spielen. Da aber die letzten des Grunddurchgangs erst nach der Wintertransferzeit geplant sind, besteht die Gefahr größerer Investitionen im Jänner, um kurzfristig dieses Ziel zu erreichen. Eine Art kurzfristige Wettbewerbsverzerrung.

Ob das der Sinn ist? Das Play-off um Platz sieben, mit dem man noch die Möglichkeit bekommt, um die Qualifikation zur Europa League gegen den Vierten oder Fünften von oben zu spielen, wird die Fans nicht in Scharen anlocken. Da zieht wahrscheinlich der Kampf um den Klassenerhalt mehr. Und die Frage, ob nicht durch die Aufstockung von zehn auf zwölf das Niveau bereits verwässert wird, bleibt bestehen.  Mitten im Tiroler Jubelstürmen über den Aufstieg von Wacker Innsbruck kam die warnende Stimme von einem, der  sich genau auskennt, vom erfahrenen Trainer Karl Daxbacher: „Wir müssen realistisch bleiben, dürfen die Bäume nicht in den Himmel wachsen lassen. Wir müssen mit einem leider geringen Budget um den Klassenerhalt kämpfen, ein anderes Ziel kann es nicht geben.“ Ähnlich würde die Situation bei Hartberg sein, wenn das Schiedsgericht den Steirern wider Erwarten am Montag doch noch zur Lizenz für oben verhilft, bei Wr. Neustadt oder auch dem Letzten der letzten Zehnerliga, St.Pölten. Egal, ob es nächste Woche zur niederösterreichischen Relegation gegen Wr. Neustadt  kommt, oder nicht. Was ins Bild zu den berechtigten Zweifeln über die neue Liga passt: Es ist immer noch nicht offiziell, wer vom neuen TV-Rechteinhaber „Sky“ die Möglichkeit erhält, vier Spiele im Free-TV zu übertragen. Und wann und wie lange die Highlightsendungen von je drei Spielen am Samstag und Sonntag gesendet werden, die der ORF bekommen soll.

Auch bei der neuen Sechzehnerliga steigt zu ihrem Glück der ORF in die Berichterstattung ein. Dennoch sind die Sorgen über dieses Format um einiges größer als in der Zwölferliga. Wie werden die Reaktionen in Ried aus dem selbst verschuldeten Scheitern im Kampf um den Aufsieg oder in Hartberg sein, falls es bei der Lizenzverweigerung bleibt? Wie man hört, will Wattens mit seiner ehrgeizigen Präsidentin, Diana Langes versuchen, um den Aufstieg mitzumischen. Wie soll da der Unterbau sportlich einigermaßen funktionieren, wenn der  Fünfte der Regionalliga Mitte (Austria Klagenfurt, was im Prinzip alleine wegen des attraktiven Stadions positiv wäre) oder der Achte aus der Regionalliga West, die Amateure von Wacker Innsbruck, dabei sind? Es ist ohnehin fast ein Treppenwitz, dass in Innsbruck über das geringe Budget für den Aufstieg in die tipico-Bundesliga geklagt und trotzdem das finanzielle Abenteuer der zweiten Liga riskiert wird. Da fehlt die Logik. Fast ist man geneigt zu sagen: Die bescheidenen Erwartungen in die zweite Liga können nur übertroffen werden.

 

 

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