Keine Meisterkrönung in Englands Premier League, da Manchester City daheim im Etihad Stadium das Spitzenduell gegen Manchester United nach 2:0-Führung 2:3 verlor, wobei Trainer Pep Guardiola zu Beginn Kevin de Bruyne und Gabriel Jesus für die Aufholjagd in der Champions League am Dienstag gegen Liverpool schonte. Meisterkrönung hingegen in Deutschland für Bayern München: Der 28.Titel, der sechste in Serie, wurde mit einem 4:1 in Augsburg nach 0:1-Rückstand fixiert, obwohl Trainer Jupp Heynckes gegen die Mannschaft von Martin Hinteregger und Michael Gregoritsch zu Beginn Mats Hummels, Javi Martinez, Thiago, Franck Ribery an dessen 35.Geburtstag, Robert Lewandowski und Thomas Müller auf der Bank ließ, auf David Alaba wegen Rückenproblemen zur Vorsicht verzichtete. Österreichische Sieger in dieser Runde? Bislang nur Martin Harnik. Freitag traf er beim 2:1 von Hannover im Nordderby gegen Werder Bremen mit seinen Landsleuten Marco Friedl, Florian Kainz und Zlatko Junuzovic zum 1:0, packte erstmals seit dem 10. Dezember seinen Hammerjubel aus. Guido Burgstaller erzielte mit seinem zehnten Saisontor Schalkes 2:2 bei Abstiegskandidat Hamburger SV, was das Ende der Siegesserie, die 2:3-Niederlage nicht verhindern konnte. Da kann heute der Vorsprung des Zweiten Schalke auf den Dritten Borussia Dortmund bis auf einen Punkt schrumpfen.
Deutsche Medien sehen Dortmunds Heimspiel gegen den VfB Stuttgart am Sonntag Nachmittag als Beginn der Abschiedstournee von Peter Stöger in den letzten sechs Runden. Das gilt nach dem 0:6 in München gegen Bayern als beschlossene Sache, selbst wenn er die Qualifikation zur Champions League schafft. Das österliche Debakel beim Meister änderte nichts gravierendes an der Ausgabenposition, bedeutete aber für Borussia Selbstverständnis und die Erwartungshaltung einen argen Tiefschlag. „Bild“ stellte zwar Mittwoch fest, dass der Trainer Dortmunds kleinstes Problem ist, sah aber in Stögers Kommentaren unmittelbar nach der Pleite schon eine Abschiedsrede: „Man muss jetzt schauen, welche Rädchen man drehen muss. Das sind nach meiner Meinung nicht nur Rädchen, sondern Räder“. Was er damit meinte, ließ der Trainer aus Wien offen.
Von Boss Hans Joachim Watzke oder Sportdirektor Michael Zorc hörte man nicht Neues zur Trainerfrage, die sie bis Ende des Monats lösen wollen. Fakt ist, dass Stöger am 9. Dezember Dortmund auf Platz acht bereits mit bereits Punkten Rückstand auf Bayern übernommen hatte, seit damals nur zwei Zähler weniger als der Tabellenführer geholt hatte. Auch für die Serie mit zwölf Spiele ohne Niederlage in der Bundesliga bis zum Offenbarungseid in München gab es wenig Lob Sondern viel mehr Kritik am Ausscheiden in der Europa League gegen Österreichs Meister Red Bull Salzburg, für Fußball-Deutschland eine unverzeihliche Blamage. Aber die Fehlentwicklungen passierten in Dortmund schon lange vor Stögers Zeiten, dafür müssten eigentlich Watzke und Zorc gerade stehen. Daher ist viel wichtiger als alle Diskussionen um Stöger und die Trainerfrage die Antwort auf die Frage, warum sich für den zweitreichsten Klub in Deutschland, den elftreichsten auf der Welt, der Abstand zu Bayern immer mehr vergrößerte. Warum es letzten Herbst in der Champions League nicht einmal zu Siegen über Zyperns Vertreter Nikosia gereicht hatte. Das war noch viel blamabler als das Ausscheiden gegen Salzburg. Da dürften die Transfereinnahmen von 400 Millionen Euro durch die Abgänge von Superstars wie Robert Lewandowski, Mats Hummels, Ilkay Gündogan, Henriik Mkhitaryan und zuletzt Ousmane Dembele nicht ganz richtig investiert worden sein. Das deutsche WM-Duo mit Mario Götze und Andre Schürrle kostete alleine 52 Millionen Ablöse. Götze, der Deutschland im WM-Fianle 2014 gegen Argentinien, zum Sieg egschossen hatte, gilt inzwischensogar als Gesicht von Borussia Krise. Die vielleicht sogar ein Spielgebild der ganzen kriselnden Liga ist.
Watzke traf schon mutige Entscheidungen, indem er den kritischen Matthias Sammer als seinen Berater zur Borussia zurückholte, den ehemaligen Teamspieler Sebastian Kehl für kommende Saison als Bindeglied zwischen Mannschaft und Führungsetage, als Leiter der Lizenzspieler, installieren wird. Zorc, dessen Vertrag bis 2021 verlängert wurde, bleibt der Chef von Kehl. Der wird wiederum der erste Ansprechpartner für den Trainer sein, egal ob der Stöger, Lucien Favre, Niko Kovac oder anders heißen wird. Stöger wird das im Finish der Saison nicht offen aussprechen. Aber wer ihn ein bisschen kennt,weiß, dass er schon lange vor dem 0:6 realisiert hat, dass es nur bei gravierenden Änderungen Sinn macht, Borussia Trainer zu bleiben. Denn die Ansprüche und Erwartungen werden nächste Saison nicht kleiner werden. Sondern wieder Bayern-Jäger heißen. Also muss es auch richtige Neuverpflichtungen am Spielersektor geben.
Sonntag muss Stöger anfangen, die Saison zu retten, zumindest Dritter zu bleiben. Der April wird heikel: Nächste Runde das Kohlenpottderby bei Schalke, dann das Heimspiel gegen Bayer Leverkusen, mit drei Punkten Rückstand auf Borussia noch ein Konkurrent im Kampf um den Champions League-Platz. Stöger hat mit dem in Salzburg wegen Adduktorenproblemen ausgeschiedenen Marco Reus (Bild oben) wieder einen seiner wichtigsten Spieler zur Verfügung. Trotzdem sehr mutig, dass er Stuttgarts Trainer Tayfun Korkut, der die Schwaben seit dem Amtsanritt am 29.Jänner weg aus der Nähe der Abstiegszone in sichere Mittelfeldgewässer führte, ausrichten ließ: „Sonntag ist Schluss ist lustig.“
Eine Klasse tiefer haben es 22,5 Kilometer von Dortmund entfernt, zwei Österreicher derzeit fast lustiger als Stöger. Sein Namenvetter Kevin und Lukas Hinterrseer schlugen mit Bochum auswärts Tabellenführer Fortuna Düsseldorf 2:1, blieben sechs Zweitligaspiele hintereinander ungeschlagen, feierten drei Siege hintereinander. Hinterseer, der den Assist zur 2:0-Führung gab, sah dies auch in Zusammenhang mit dem neuen Trainer Robin Dutt:“ Er hat uns Struktur und Glauben zurückgebracht. In der verrückten Saison ist offenbar noch alles möglich“. Sogar der Relegationsplatz für den Abstiegskandidaten Bochum mit der Chance auf den Aufstieg.