Fußball

Beim Vorspiel zum Derby stellte Austria Rapid in den Schatten! Mut von Letsch verdient Respekt

Das Vorspiel zum Wiener Derby in der nächsten Runde ging an die Austria. Deren Leistung beim ersten Auswärtssieg unter ihrem neuen Trainer Thomas Letsch im fünften Spiel,  dem 2:0 (2:0) beim Zweiten Sturm Graz vor 11.300 Zuschauern, übertraf die von Rapid beim erzitterten 2:1 (1:0)-Heimsieg durch zwei Elfmetertore gegen das Schlusslicht St. Pölten deutlich. In der ersten halben Stunde sah man die beste  Austria seit langem.  Das Pech für die im Auswärts-Orange spielenden Violetten: Die drei Punkte verbesserten die Situation im Kampf um die Rettung des Europacup-Platzes nicht. Denn Ernst Baumeisters  Admira gewann in Altach durch ein Tor von Ex-Rapidler Lukas Grozurek 2:1, blieb damit Grün-Weiß auf den Fersen und weiter sieben Punkte vor der Austria.  Bemerkenswert, dass Baumeister erstmals in diesem Jahr Innenverteidiger Markus Wostry einsetzte, der ihn mit der Bekanntgabe seine Wechsels zum LASK in der nächsten Saison mächtig verärgert hatte. Wenn es um die Europacupchance geht, vergisst auch Baumeister seinen ersten, damals verständlichen Emotionen: „Man darf als Trainer nicht stur sein. Es geht darum, ob es deer Mannschaft hilft.“ Wostrys Comeback half.

Auch an den LASK kam die Austria nicht näher ran. Denn die Linzer bezwangen Sonntag Tabellenführer Red Bull Salzburg durch ein Tor des Brasilianers Joao Victor 1:0 (1:0), fügten dem Meister die erste Bundesliganiederlage in diesem Jahr, die zweite in 29 Runden zu. Auch beim 0:1 gegen Sturm in Graz am 27.August hatte der Vorarlberger Referee Robert Schörgenhofer gepfiffen. Aber anders als damals war das einzige Tor in Pasching nicht umstritten. Trainer Marco Rose verzichtete auf seine Dampfmacher Stefan Lainer und Valon Berisha, brachte fünf Neue gegenüber dem 2:4 in Rom gegen Lazio, aber wirklich frisch wirkten die Salzburger nicht. Zwei Niederlagen in vier Tagen sind für sie ungewohnt, auch nicht ideal vor der geplanten Aufholjagd gegen Lazio am Donnerstag. Aufsteiger LASK blieb als Vierter nur einen Punkt hinter Rapid.

Doppeltes „Pech“ auch für Letsch vor seinem ersten Wiener Derby als Trainer, dass ihm nächsten Sonntag im Happel-Stadion  der zweifache Torschütze von Graz, Raphael Holzhauser, dem erstmals in der Bundesliga ein Treffer mit dem Kopf gelang, ebenso wegen einer Gelbsperre fehlen wird wie Tarkan Serbest. Für ihren Mut, mit drei 18jährigen zu beginnen, mit Aleksandar Borkovic im Abwehrzentrum, dem aus der Salzburger Akademie gekommenen Vesel Demaku im zentralen Mittelfeld sowie Dominik Fitz in der Offensive verdienen Letsch und sein Assistent Roman Stary jedenfalls großen Respekt. „Unser Plan ging auf, wir begannen extrem aggressiv“, freute sich Letsch in seiner ruhigen, bescheidenen Art vor den“Sky“-Kameras. Michael Madl konstatierte völlig richtig, man habe seiner Ex-Mannschaft Sturm keine Luft zum Atmen gelassen. So punktet Letsch sicher im Rennen um den Trainerjob viel Austria für  nächste Saison: „Er ist unser erster Ansprechpartner“, versicherte Sportchef Franz Wohlfahrt.

Rapid hingegen hallten am Ende im durch die Tribünensperren nur zu einem Drittel gefüllten Allianz-Stadion für die erzitterten drei Punkte gegen St. Pölten am Ende völlig verdient Pfiffe von den Längstribünen um die Ohren. Die zweite Hälfte bedeutete noch eine „Steigerung“ gegenüber der schwachen und überheblichen beim 4:2 in Mattersburg, die Trainer Goran Djuricin so verärgert hatte. Keine Linie im Spiel,mit wenigen Ausnahmen wie Youngster Manuel Thurnwald kein Feuer. Bezeichnend, dass Rapid Elfmeter für Tore brauchte, die durch Unebenheiten im holprigen Rasen über die Hand von Tormann Christoph Riegler ins Tor gingen, St. Pölten hingegen aus dem Spiel traf. Der verärgerte Riegler bezeichnete das Terrain in Hütteldorf als nicht Bundesliga-tauglich. Die Rapid-Ikone Didi Kühbauer versuchte bei seinem Einstand als Trainer des Letzten vor den Augen seines Vorgängers Oliver Lederer hinten dicht zu machen: Fünferabwehr, davor Viererkette im Mittelfeld, eine Spitze, sehr tief verteidigt. Schon nach fünf Minuten warf ein Fehler von Innenverteidiger Babacar Diallo, der zum ersten Elfer führte, das Konzept über den Haufen. Der zweite Elfer nach der Pause entstand durch ein Hands von Diallo. Aus dem Spiel vergaben Giorgi Kvilitaia, Kapitän Stefan Schwab, phasenweise auch jenseits von gut und böse, Thomas Murg, Max Hofmann ud Louis Schaub fünf Rapid-Sitzer. Das erste Bundesligator von Alexander Vucenovic brachte Rapid nach dominanter ersten Hälfte ganz schlimm ins Wanken, aber Unglücksrabe Diallo nützte einen Patzer von Tormann Richard Strebinger nicht zum Ausgleich.

Keiner konnte Kühbauer widersprechen, als er meinte, dass St. Pölten in der zweiten Hälfte die bessere Mannschaft war, er sich so dieses Auftreten künftig immer wünsche. Rapids Leistung lieferte nur einen Beweis, dass sich trotz Platz drei einiges ändern müsste, um einen wirklichen Aufwärtstrend einzuleiten. Djuricin sah es etwas anders, sprach von einem nervenaufreibenden Spiel, bei dem seine Mannschaft zu viel gewollt und daher zu hektisch agiert habe. Für ihn war s ein verdienter, aber hart erarbeiteter Sieg. Auf jeden Fall zu wenig für Rapids Ansprüche. Und auf jeden Fall wirkte es fast provokant gegenüber Steffen Hofmann, dass er ihn zwei Minuten vor Schluss eintauschte. Den Ehrenkapitän früher zu bringen, hätte Rapids Spiel nur gut tun können.

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