Fußball

Alle spielten für Österreich: Jetzt ist sogar Platz eins wieder möglich

Donnerstag und Freitag lief alles für Österreichs Fußballteam in der EM-Qualifikation: Zunächst nur das 1:1 von Israel in Beer-Sheva gegen Nordmazedonien, Freitag dann Österreichs 6:0 (2:0)-Kantersieg gegen Schlusslicht Lettland vor 16.400 begeisterten Fans in  Salzburg und zur gleichen Zeit die erste Niederlage des bisher ungeschlagenen Tabellenführers Polen, der beim 0:2 (0:1) in Slowenien die ersten Verlusttore im fünften Spiel kassierte. Das bedeutet: Österreich ist Zweiter, nur drei Punkte hinter Polen. Man soll nicht gleich wegen des Pflichtsiegs in zu große Freude verfallen, aber jetzt ist sogar Platz eins wieder machbar. Wenn das Team Montag das liefert, was sich alle Spieler zutrauen: Polen in Warschau zu besiegen. Dann wären Polen und Österreich punktegleich. Allerdings liegen Slowenien und Israel auch nur je einen Punkt hinter Österreich zurück. Und die treffen Montag in Laibach aufeinander.

Die Stimmung in der Red Bull-Arena erinnerte fast an die großen Europa League-Nächte der Salzburger. So laut war es nicht, weil das  Stadion nicht ausverkauft war. Aber die Stimmung war von Beginn an in Ordnung. Woran die Letten ihrer Anteil hatten. Wie Boris Bogdaskins nach sieben Minuten den Ball am eigenen Strafraum gegen Konrad Laimer verlor, war schon dilettantisch. Das  machte für Marko Arnautovic den Weg frei zu seinem 25. Tor für Österreich. Und als sechs Minuten später Marcel Sabitzer mit dem schönsten Tor des Abends, einem Knaller aus 25 Metern, für das 2:0 sorgte, war schon alles entschieden. Debütant Cican Stankovic im Tor von Österreich bekam in den 90 Minuten keinen schweren Ball zu halten.

Für Teamchef Franco Foda, der wie beim Klagenfurter 1:0 gegen Slowenien im Juni Andreas Ulmer als linken Verteidiger und David Alaba links im Mittelfeld brachte, kam die starke Leistung nach den Trainingseindrücken gar nicht überraschend. Das einzige, was er bekrittelte, war das mitunter etwas übertriebene Kombinationsspeil. So dauerte es 40 Minuten vom 2:0 bis zum 3:0. Als Stefan Lainer im Strafraum niedergerissen wurde, gab es Elfer. Arnautovic verwandelte,womit er den legendären Matthias Sindelar aus der Wunderteamzeit und Teamrekordspieler Andi Herzog, jetzt Israels Teamchef, in der Torschützenliste der Nationalmannschaft einholt. Danach dauerte es wieder 23 Minuten, bis der Torreigen weiterging. Aber dann fielen in acht Minuten drei Treffer. Durch den Kopfball des eingewechselten Stefan Ilsanker, der von der Stange auf Lettens Keeper Pavels Steinbors sprang und von ihm hinter die Linie, durch Laimer und zum Abschluss durch Joker Michael Gregoritsch nach einem Sabitzer-Stangenschuss, was Arnautovic mit einem speziellen Jubelsprung feierte (Bild oben). An allen sechs Tore waren somit Ex-Salzburger beteiligt. Je ein Tor und Assist von Sabitzer und Laimer, Ilsanker macht das Eigentor des Letten-Keepers möglich, Lainer holte den Elfer heraus. Da sangen die Zuschauer am Ende „ooh, wie ist das schön“.

Es war wirklich schön anzuschauen, wie konzentriert die Österreicher agierten, wie sich nicht nachließen, wie schnell sie die Bälle zurückeroberten. Da hatten auch die Innenverteidiger Aleksandar Dragovic und Martin Hinteregger große Verdienste. Dessen Popularitöt an ehemaliger Wirkungsstätte merkte man an den „Hinteregger, Hinteregger“-Sprechchören. Dass der Gegner so schwach, das Match mitunter den Charakter eines Trainingsspiels hatte, an die Partien gegen Liechtenstein in der letzten erfolgreichen EM-Qualifikation für 2016 erinnerte, kann man den Team nicht zum Vorwurf machen. Aber Montag wartet ein um Klassen stärkerer Gegner und damit in Warschau die Stunde der Wahrheit, was die drei Siege hintereinander mit 11:1-Toren wert waren.

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