Auch wenn es kein Geheimnis war, dass er bereits seit einiger Zeit ein Pflegefall war, das Herz nur mehr zwanzgi Prozent der normalen Pumpleistung hatte, löste es Betroffenheit aus, als am Wochenende die Meldung über das Ableben von Hans „Buffy“ Ettmayer im 77. Lebensjahr die Runde machte. Samstag um 12 Uhr schlief er für immer ein. Seine Witwe Susanna verständigte Stunden später mit Gustl Starek einen ehemaligen Mitspieler, einen seiner besten Freunde. Der verständigte Herbert Prohaska und so ging es weiter. Alle, die ihn gut kannten, erinnerten sich gerne an den genialen Linksfuß und seine Karriere. Die begann, als der damalige Wacker Innsbruck-Trainer in einem Spieler der Austria-Reserve ihn entdeckte und nach Tirol holte. Am alten Tivoli wurde der Mittelfeldspieler rasch Publikumsliebling. Weil er mit links für Tore und perfekte Vorlagen gut war. So schoss er Innsbruck 1970 in der Südstadt zum 1:0 im Cupfinale gegen den LASK, war ein Jahr später eine der Stützen beim ersten Meistertitel. Ehe er nach Deutschland zum VfB Stuttgart wechselte, auch dort die Fans begeisterte, 1974 Kapitän wurde. Damals durften nur zwei Legionäre pro Klub spielen. Wer wie ich live vor Ort erlebte, wie ihn am 26. Jänner 1974 50.000 Fans im Stuttgarter Neckarstadion (damals wurden die Stadien noch nicht nach Sponsoren benannt) für das 10. 000 Tor der Bundesliga, den Führungstreffer beim 3:1 gegen Eintracht Frankfurt, mit minutenlangen“Buffy, Buffy“-Sprechchören huldigten, wird das nie vergessen. Genauso viele seiner Sprüche. Einer hieß: „Die Deutschen sind geboren, um zu arbeiten. Die Österreicher, um zu leben.“
Den Spitznamen Buffy verdankt er seinem Förderer Stastny. Ein tschechisches Wort, das auf Deutsch „kleines Dickerchen“ bedeutet. Ettmayer machte aus seiner „Vorliebe“ für Torten, Schaumrollen und auch die „Burenhäutl´n“ nie ein Hehl. Die Meinung, dass er übergewichtig sei, begleiteten ihn durch die Karriere. Auch das nahm er mit Humor. Typisch für den umgänglichen Typ. So erzählte er, dass er einmal alle „Befehle“ seines Stuttgarters Trainer Hermann Eppenhoff beherzigte, die befohlene Diät einhielt, erstmals nicht mehr 80 Kilo auf die Waage brachte, sondern zwei weniger. Doch dann spielt er so grottenschlecht, dass ihn Eppenhoff aufforderte, wieder so zu essen, wie es Buffy für richtig hielt. Eigentlich unglaublich, dass einem Spieler mit dieser Schusskraft, der für Wacker Innsbruck in 137 Spielen 68 Tore erzielte, für Stuttgart 34 in 97, in 30 Länderspielen kein Tor gelang. Er traf Stange, Latte, alles, nur nicht ins Netz. Nicht einmal bei einem Elfmeter. Den vergab er 1970 im ausverkauften Wiener Praterstadion gegen Vizeweltmeister Italien. „Buffy“ scheiterte an Italiens Tormann Enrico Albertosi, Österreich verlor 1:2.
Es gab nichts, worauf Ettmayer nicht eine schlagkräftige Antwort oder ein Schmäh einfiel. Kein Wunder, dass nach der Stuttgarter Zeit beim Hamburger SV der humorbefreite Trainer Kuno Klötzer mit ihm nicht viel anfangen konnte. 1983 beendete er seine Karriere, wohnt in Notzingen vor den Toren Stuttgarts. Der VfB Stuttgart fand Sonntag auf seiner Homepage ehrende Worte zu seinem Ableben. Wenn Buffy etwas störte, dann war es die Meinung, dass im Fußball alles besser wurde. „Wir haben Fußball gespielt, heute wird er gekämpft“, sagte er bestimmt. Davon ließ er sich nicht abbringen: „Einige, die jetzt eine Million oder noch mehr kassieren, hätten bei uns früher den Koffer tragen müssen!“
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