Die offenen Trainerpersonalien in der Bundesliga wurden noch vor Weihnachten geklärt. Franco Foda bleibt in Graz, sagte dem ehemaligen Sturm-Manager Oliver Kreuzer und Karlsruhe ab, flog lieber in den USA-Urlaub. Aber sobald 2017 eine Trainerstelle in den ersten zwei Ligen Deutschlands zu vergeben ist, wird der Name Foda auftauchen. Das weiß auch Sturms Sportchef Günter Kreissl, der bewundernswert souverän mit der Causa umgeht, im Jänner mit Foda wieder über eine Vertragsverlängerung verhandeln wird. St. Pölten blieb bei Jochen Fallmann, wie sein ehemaliger Chef Karl Daxbacher bereits nach seiner Beurlaubung vor 59 Tagen prophezeite. Die guten Kontakte in die Chefetage zu Frankie Schinkels sind durch nichts zu ersetzen. Die St. Pölten-Version des bekannten Werbespruchs, wonach Butter durch nichts zu ersetzen ist. Aber fairerweise muss man auch sagen, dass die Resultate unter Fallmann dafür sprachen, aus der Interimslösung Fallmann eine endgültige zu machen: Elf Punkte aus acht Runden, im Cup Sturm Graz nach Elfmeterschießen eliminiert, im Viertelfinale kommt Rapid. Daher kam es nicht zum St. Pölten-Comeback von Gerald Baumgartner, der den Zweiligisten St. Pölten 2014 ins Cupfinale geführt hatte. Ex-Rapid-Trainer Zoran Barisic zeigte in Wahrheit kein Interesse an dem Job.
Aus St. Pölten kommt auch die Lösung für den sensationellen Winterkönig Altach: Martin Scherb, der 2007 St. Pölten in der Regionalliga Ost übernommen und in die zweite Liga geführt hatte. Sechs Jahre später kam es zur Trennung, seit damals arbeitete Scherb als Experte für den TV-Sender „Sky“, sorgte für genaue Analysen. Dort wurde Altach fündig – so wäre es auch bei Andi Herzog gewesen. Intereressant, dass Altachs Sportchef Georg Zellhofer für die Printmedien seine Trainerwahl nicht begründete, auf eine Präsentation am kommenden Dienstag verwies. Auch Scherb gab keine Stellungnahme ab. Zellhofer redete nur für den ORF. Das darf nicht verwundern. Seine Tochter Alina jobbt dort in der Sportredaktion, präsentiert auch „Sport aktuell“ um 19.55 in ORF 2. Dort sprach Zellhofer Freitag zur Trainerentscheidung. Familiäre Bande können Vorteile verschaffen.
Zellhofer begründete Altachs Trainerwahl auch damit, dass Scherb ein Teamplayer ist. Das dürfte der wichtigste Grund sein: Beim ersten Engagement des 47jährigen in der obersten Spielklasse besteht keine Gefahr, dass er alles radikal ändert, die bisher erfolgreichen Abläufe beim Tabellenführer abschafft. Auch bei der Spielanlage wird nichts entscheidend Neues geben. Da hat nicht nur der neue Teamplayer an der Spitze das Sagen haben, sondern auch Damir Canadis interimistischer erfolgreicher Nachfolger Werner Grabherr, der sich wegen der fehlenden UEFA-Lizenz zurückziehen musste, und Zellhofer. Scherb hat die Lizenz und wird auch nach mehr als dreijähriger Pause auf der Trainerbank souverän genug sein, mit der Situation umgehen zu können. Und sich auch nicht verrückt machen lassen, wenn einige Besserwisser behaupten werden, wenn Altach nicht die Jahrhundertsensation Meistertitel gelingt, dann sei der neue Trainer daran schuld. Schafft Altach es zum zweiten Mal in den Europacup, wäre das wieder ein Riesenerfolg und sicher kein Rückschritt, weil man als Erster überwinterte. Vielleicht sollte das Zellhofer bei Scherbs Präsentation am Dienstag klar aussprechen. Letztes Wochenende war Scherb unter den 77.428 Zuschauern beim Barcelona-Derby. Viel von dem Spektakel, das ihm Lionel Messi, Neymar, Luis Suarez oder Iniesta beim 4:1 im Nou Camp zeigten, wird er aber auf Altach nicht umlegen können.
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