Der 10. März 2020 war ein besonderer Tag für RB Leipzig. Der letzte, an dem die Bullen vor ihren Fans spielen konnten. 42.146 bejubelten den Aufstieg ins Viertelfinale der Champions League durch das 3:0 (2:0) gegen Tottenham. Für den österreichischen Leipzig-Kapitän Marcel Sabitzer war es eine Sternstunde: Schon nach 21 Minuten bejubelte er seinen Doppelpack (Bild oben). Ein Kopftor zum 1:0, das zweite mit rechts. Seit diesem Tag machen Spekulationen über einen England-Transfer Sabitzers die Runde. Genau ein Jahr später geht es Mittwoch um die nächste Sternstunde: Englands Meister Liverpool die letzte Titelchance in dieser Saison zu nehmen, trotz 0:2 im ersten Spiel noch den Aufstieg zu schaffen. Sabitzer steckt voller Tatendrang. Bei Leipzigs letzten zwei Siegen im Pokal gegen Wolfsburg sowie in der Bundesliga gegen Freiburg fehlte er wegen muskulärer Probleme und der fünften gelben Karte: „Wir werden mit dem Herzen in der Hand auftreten!“
Anders als vor drei Wochen im ersten Spiel trainierte Leipzig am Tag davor nicht in Budapest, sondern daheim in vertrauter Umgebung, flog erst am Nachmittag in die ungarische Hauptstadt. Die inzwischen Liverpools Trainer Jürgen Klopp als Spielort infrage gestellt hatte: „Wenn du in Infektionszahlen von Liverpool, Leipzig und Budapest vergleichst, gibt es eine Stadt, in der du nicht spielen willst. Das ist weder Leipzig noch Liverpool“. In Budapest wurden in den letzten 24 Stunden 6494 Neuinfektionen gezählt, daher gibt es einen verschärften Lockdown. Die Puskas-Arena bleibt trotzdem der Europa-Hotspot für das Corona-Asyl. Die guten Kontakte von Ungarns UEFA-Vizepräsident Sandor Csanyi könnten dafür 00verantwortlich sein.
Sabitzer gilt als der ehrgeizigste Spieler bei Leipzig. Keiner pusht so sehr wie der Kapitän: „Wir müssen daran glauben, dass wir es noch schaffen können. Wir machten beim 0:2 zwei Fehler, die bestraft wurden. Den ersten machte ich. Also heißt es Fehler abstellen. Liverpool hat noch einen Verletzten mehr in der Abwehr. Also müssen wir sie weit vorn anlaufen und zu Fehlern zwingen, unsere Chancen dann ausnützen. Uns ist aber bewusst, dass es ganz schwer wird!“ Der neue Ausfall, den Sabitzer ansprach, betrifft Kapitän Jordan Henderson, der sich einer Leistenoperation unterziehen musste. Dazu fehlen mit Virgil van Dijk, Joe Gomez und Joel Matip drei Innenverteidiger. Wieder einsatzfähig sind Fabinho, der ein Thema für das Abwehrzentrum ist, sowie mit Mittelfeldspieler Naby Keita ein Ex-Leipziger.
Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann kündigte an, etwas ins Risiko zu gehen, gab als realistisches Ziel die Champions League aus, als ambitioniertes die deutsche Meisterschaft: „So kann das jeder von uns unterschreiben“, behauptet Sabitzer, „unsere Visionen sind klar deklariert.“ Er hält Leipzig für abgeklärter als vor einem Jahr, daher für so titelreif wie noch nie. Letzte Saison schied er in der Königsklasse beim Finalturnier in Lissabon erst im Semifinale gegen Paris St. Germain aus.