Sein erstes Match als Chelsea-Trainer fand in Wien statt. Zur Eröffnung des neuen Raid-Stadions am 16. Juli. Dort tigerte Antonio Conte bei der 0:2-Niederlage ggen Rapid so durch die Coaching Zone wie man es von ihm Wochen zuvor als Italiens Teamchef bei der EURO beim Sieg über Titelverteidiger Spanien oder beim unglücklichen k.o. gegen Deutschland nach Elferschießen gesehen und geschätzt hatte. Seinen Stil hat der 47jährige beibehalten. Fünf Monate später feiern Englands Medien Conte als Chelsea-Überflieger: Neun Siege hintereinander, Tabellenführer, drei Punkte mehr als Arsenal, sechs mehr als der FC Liverpool, sieben mehr als Manchester City mit Pep Guardiola, zehn mehr als Tottenham, 13 mehr als Manchester United mit seinem berühmten Vorgänger bei Chelsea, Jose Mourinho. Boss Roman Abramowitsch ist sehr zufrieden. Vielleicht war Chelsea verpatzte letzte Saison mit Platz neun der Initialzünder zur Rückkehr an die Spitze mit dem neuen Trainer aus Italien: Chelsea ist nicht auf der internationalen Tribüne vertreten,kann sich auf die Premier League und die englischen Cupbewerbe konzentrieren.
Aber daran liegt´s nicht. Schon mehr als Conte. Beim Siegeszug war auch ein 3:1 auswärts im Ettehad-Stadion gegen Manchester City dabei. Guardiola muss sich bei all seinen bisherigen Erfolgen mit dem FC Barcelona und Bayern München derzeit sogar gefallen lassen, von Englands Medien als Chaostrainer abqualifiziert zu werden. Speziell seit dem 2:4 gegen Leicester am letzten Samstag. Guardiola adelte bereits zuvor Conte: „Er ist der Beste der Welt.“ Vielleicht weil er alle Vorzüge seiner Konkurrenten auf den Trainerbänken in sich vereint. Temperamentvoll, feurig und emotionell wie Liverpools Jürgen Klopp, in Sachen Taktik detailversessen, akribisch wie Guardiola. Beim Trainingslager im Schloßhotel Velden am Wörther See, das auf das 0:2 gegen Rapid folgte, ließ er die Spieler stundenlang Videos schauen. Weil Conte bald merkte, dass sein favorisiertes 4-4-2-Konzept nicht so richtig funktionierte, schaltete er auf 3-4-3 um. Mit dem sorgt Chelsea jetzt für Furore. Conte ordnet wie Mourinho alles dem Erfolg unter,läßt das die Spieler spüren. Jetzt gewinnt Chelsea auch Spiele,ohne dabei zu glänzen. Er nennt das Siegermentaltität.
Vier Neue eroberten bei Conte einen Stammplatz: In der Abwehr David Luiz, der brasilianische Rückkehrer von Paris St. Germain und der spanische Linksfuss Marco Alonso (zuvor Fiorentina), im Mittelfeld Abräumer Konte, der als Meister von Leicester kam sowie der Nigerianer Victor Moses, in der Saison zuvor bei West Ham. Conte scheut sich auch nicht vor unpopulären Entscheidungen zurück: Der Spanier Fabregas, Dribbelkönig Willian oder Abwehrrecke Ivanovic auf die Bank, die Klubikone John Terry sogar auf der Tribüne. Wer gewinnt, hat immer recht. In England kann sich auch keiner vorstellen, das Mittwoch Abend der Letzte Sunderland den Tabellenführer Chelsea stürzt wie es vier Tage zuvor in Deutschland Ingolstadt mit der Sensation gegen Leipzig gelungen war. Manchester City empfängt Watford mit Sebastian Prödl. Und der findet: „Eigentlich haben wir dort nichts zu verlieren.“