Ein Fernduell in der Disziplin Probleme wegreden lieferten sich am Dienstag innerhalb weniger Stunden der ÖFB und Rapid. Der Fußballbund mittags auf seiner Pressekonferenz über die sportliche Bilanz des Jahres, Rapid am Abend bei der ersten Weihnachtsfeier für den neuen Business Club im neuen Zuhause, dem Allianz-Stadion. ÖFB-Präsident Leo Windtner sprach trotz der Talfahrt der Nationalmannschaft, die nun einmal das Aushängeschild des Verbands ist, alles andere in den Hintergrund drängt, von tollen, historischen Ergebnissen und Fortschritten, von einer kontinuierlichen Weiterentwicklung, die für ihn das wichtigste ist. Darauf kann sich jeder seinen Reim machen. Auch, dass er später vor den ORF-Kameras von Sportchef Willi Ruttensteiner und Teamchef Marcel Koller Innovationen forderte, um die Mini-Chance auf die Qualifikation zur WM 2018 in Russland wahren zu können.
Abends in Hütteldorf hätte man bei 600 Gästen glauben können, bei einem Klub der Champions League zu Gast zu sein. Tenor: Großartig, was in diesem Jahr alles geleistet wurde. Stadion, Business Club, stimmt alles. Ob die Devise von Präsident Michael Krammer, dass es kein Problem gibt, was man nicht lösen kann, wirklich für Grün-Weiß gilt, wird man erst 2017 wissen. Diesmal ist es ja überdies eins selbst verschuldetes. Der einzige, der an diesem Abend die Hand auf die große Schwachstelle in Hütteldorf legte, hieß Damir Canadi. Der neue Trainer, der nichts dafür kann, meinte, derzeit könne die sportliche Entwicklung nicht mit der des Klubs und des Umfelds mithalten. Bei seinem letzten Verein Altach, bei dem er Sonntag mit Rapid unbedingt drei Punkte holen will und ihn damit wahrscheinlich von Platz eins stürzen würde, sei das genau umgekehrt gewesen: „Wir müssen das jetzt in die richtige Balance bringen“, nahm er sich selbst in die Pflicht, nahm beim Blick nach vorne auch die Champions League in den Mund. Im Wissen, dass Platz zwei bei Rapid nicht genügt. Bisher schaffte er in jeder Liga, in der er als Chef arbeitete, den Meistertitel , nur in der Bundesliga noch nicht. Soll sich ändern. Den Meisterteller berührte er schon in der Woche davor bei der Eröffnung der Rekordmeisterbar im Allianz-Stadion. Für 2017 wird sich die Wiederholung schwer ausgehen, für 2018 ist es das große Ziel, den Teller jubelnd in die Höhe zu halten.
Canadi machte auch kein Geheimnis daraus, dass er gleich zu Beginn seiner Tätigkeit in Hütteldorf das Gespräch mit Vertretern der aktiven Fanszene, sprich des Block West suchte. Um seine 17minütige Vergangenheit in Austrias Kampfmannschaft anzusprechen, klare Fronten zu schaffen. Scheint ihm gelungen zu sein. Einer, der oft zu Unrecht als Buhmann dieser Fanszene herhalten musste, hat Donnerstag seinen großen Tag: Werner Kuhn. Ohne den früheren General Manager hätte es die Weihnachtsfeier am Dienstag an diesem Ort nicht geben können. Weil das Allianz-Stadion ohne die von ihm akquirierten Sponsoren und den von ihm ausverhandelten Bankkredit nie gebaut hätte werden können. Daher bekommt er im Stadtsenatssitzungssaal des Wiener Rathauses von Sportstadtrat Andreas Mailath-Pokorny das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien. In dem steht dank Rapid jetzt das modernste Stadion Österreichs.