Auf Rapids dritte Niederlage hintereinander folgte bei „Sky“ Sonntag Abend die Diskussion „Talk und Tore“. In der auch über die Reform mit Zwölferliga, Punktehalbierung und Play-off ab der Saison 2018/19 geredet wurde. Markus Kraetschmer, Wirtschaftsvorstand der Austria und im Aufsichtsrat der Liga als Vizepräsident, musste natürlich den kommenden neuen Modus verteidigen: „Es klingt zwar kompliziert, wird aber sehr spannend. Jede Runde ein Schlager“.Das reizte natürlich, die Reform am Papier vorzuverlegen und schon in der Zehnerliga durchzuspielen. Das Ergebnis wiedersprach Kraetschmers Hoffnungen für die übernächste Meisterschaft: Hätte man im Herbst 2016 nach dem Grunddurchgang, also 18 Runden, die Punkte halbiert und die darauf folgenden sieben Partien dazugezählt, wäre von mehr Spannung keine Rede.
Spannend war eher die Ankündigung von Ligavorstand Christian Ebenbauer, dass in Abstimmung mit dem ÖFB 2019 das Cupendspiel vor Play-off-Beginn ausgetragen werden wird. Als Auftakt zur Frühjahrssaison? Man darf gespannt sein. Salzburg hätte jedenfalls bei einer „vorverlegten“ Reform mehr Vorsprung als derzeit, fünf statt aktuell vier Punkte auf Altach. Die theoretische Reform-Tabelle:
- Salzburg 36 Punkte
- Altach 31
- Austria 30
- Sturm Graz 27
- Mattersburg 21
- Admira 19
- Wolfsberg 18
- Rapid 17
- St.Pölten 17
- Ried 10.
Was wäre also anders als jetzt? Größter Gewinner der Punkteteilung wäre Mattersburg – nach 18 Runden Letzter, sieben später statt wie aktuell mit vollen Punkten auf Platz neun hingegen Fünfter. Rieds Rückstand zum Vorletzten St. Pölten würde wenig Hoffnungen auf den Klassenerhalt zulassen, für Rapid wäre auch die Reform keine Rettung. Da würde es sogar noch schlechter ausschauen: Nur Achter dank der besseren Tordifferenz vor St. Pölten statt jetzt frustrierter Sechster. Aber kann die grün-weiße Enttäuschung noch größer sein als Sonntag nach dem sogar besten Match unter Damir Canadi, wenn selbst das mit einer Niederlage endet?
Kapitän Steffen Hofmann, beim 1:2 gegen Sturm erstmals in dieser Saison an einem Rapid-Tor beteiligt: „Es zerbrechen sich alle den Kopf, warum alles falsch läuft, was nur falsch laufen kann. Der Verein, die Trainer, die Mannschaft. Aber wir müssen schnell Lösungen finden“. Canadi hatte Recht, wenn er meint, eine Serie mit sechs Spielen hintereinander ohne Sieg, dabei zuletzt drei Niederlagen hintereinander, sei Rapid nicht würdig. Bei 16 Punkten Rückstand auf Rang vier sollten sich Träumereien, via Meisterschaft die Europacupqualifikation zu schaffen, endgültig erledigt haben. Aber man konnte Canadi auch gar nicht widersprechen, als er meinte, er finde keinen Grund, bei der internen Analyse auf die Mannschaft draufzuhauen, weil sie als besseres Team ohne Punkt nach Wien zurückfuhr.
Im Frühjahr 2013 musste Rapid sogar acht Spiele auf den ersten Sieg in der Bundesliga warten. Präsident Rudi Edlinger und Sportchef Helmut Schulte beendeten aber die Ära von Trainer Peter Schöttel erst, als drei Tage danach die Cupchance im Hanappi-Stadion durch ein peinliches 0:1 im Viertelfinale gegen den Drittligisten Pasching, der danach sensationell auswärts Salzburg eliminierte, im Finale den unkonzentrierten Meister Austria bezwang, verspielt wurde. Edlinger und Schulte schenkten Zoran Barisic danach das Vertrauen, der dies rechtfertigte. Auch heuer hat Rapid noch die Cupchance, ist dazu verdammt, erstmals seit 22 Jahren diesen Bewerb zu gewinnen. So dumm das derzeit auch klingt, das Potenzial dazu ist da. Selbst wenn es nicht gelingt, am 5.April die Viertelfinalhürde in St. Pölten zu nehmen, wird sich 2013 vier Jahre später nicht wiederholen: Zu einem Trainerwechsel wird es nur kommen, sollte Canadi resignieren und zurücktreten. Aber das ist auszuschließen.