Vier Spiele hintereinander in Leicester Startelf, vier Siege, seit Montag Abend, seit dem 4:1 bei Aufsteiger Leeds auf Rang zwei der Premier League hinter Meister FC Liverpool. Wann hatte Österreichs Ex-Teamkapitän Christian Fuchs zuletzt eine ähnliche Serie wieder derzeit mit 34 Jahren im Herbst seiner Karriere? Er weiß es selbst nicht. Nur, dass dies schon eine Zeit lang her ist. Mit seiner ganzen Erfahrung weiß er alles richtig einzuordnen. Verletzungen von Stammspielern verhalfen ihm ebenso dazu wie Trainer Brendan Rodgers. Indem er ihn für eine andere Rolle „entdeckte“. Die Zeiten, in denen Fuchs die linke Flanke „bearbeitete“, die Linie rauf- und runterhirschte, die sind vorbei. Jetzt ist das Abwehrzentrum sein Revier. Leicester spielt neuerdings mit drei Innenverteidigern. Seit der Nordire Johnny Evans verletzt ausfällt, ist Fuchs der linke. Oder wie er es im Spaß ausdrückt. „Ich bin der Hinteregger von Leicester. Oder Hinteregger ist der Fuchs von Frankfurt!“ Der Spaß verging ihm trotz 4:1 Montag Abend, als er nachher in der Kabine erstmals auf sein Handy blickte und erfuhr, was sich gerade in Wien abspielt: „Ehrlich, ich war geschockt!“
Im Stadion an der Elland Road, das er vor 15 Jahren mit Österreichs U 21 kennengelernt hatte, spielten mit Tormann Kaspar Schmeichel, Marc Albrighton im Mittelfeld, Torjäger Jamie Vardy und Fuchs noch vier aus Leicester sensationeller Meistertruppe von 2016: „Wir haben jetzt wahrscheinlich sogar mehr Qualität und Selbstvertrauen in der Mannschaft als damals“, behauptet er, ohne irgendwelche Prognosen stellen zu wollen. Weil erst sieben Runden gespielt sind. Dass er wie vor vier Jahren einen Stammplatz hat, davon könne keine Rede sein: „Ich seh mich als einen alten Knochen, auf den sich der Trainer verlassen kann, wenn er ihn braucht!“ Das könnt auch Donnerstag in der Europa League gegen Sporting Braga der Fall sein ebenso Sonntag darauf gegen Wolverhampton. Rodgers weiß, was er an Vardy udn Fuchs hat (Bild oben).
Die Umstände, unter denen Fuchs Leistung bringt, sind alles andere als angenehm. Seine Frau lebt wegen der geschäftlichen Aktivitäten der Familie in New York, Tochter und Sohn sind ebenso wie die Schwiegermutter bei ihm in Leicester. Wohin er im Frühjahr, zwei Tage vor Beginn des ersten Lockdowns, wieder gezogen war, weil er sich in London nicht richtig wohl fühlte. Er schaffte es sozusagen mit der letzten Maschine über den großen Teich zu seiner Gattin. Als er nach Ende des Lockdowns nach Leicester zurückkehrte, begann er die Umzugskisten auszupacken. Donnerstag beginnt in England der zweite Lockdown: „Da geht´s nur von daheim zum Training und wieder zurück!“
Seit Juni bestritt Fuchs nur Geisterspiele. Wann in England wieder Zuschauer in die Stadien dürfen, weiß keiner. Mehr als fünf Jahre trägt er schon den Leicester-Dress. Ob diese Saison die letzte sein wird? Die Frage beschäftigt ihn derzeit nicht, er genießt es, zu spielen und zu gewinnen. Gibt zu, dass die Champions League doch einen großen Reiz für ihn bedeutet. Die Leicester vergangene Saison nur um einen Platz verpasste.