Auf das bittere Scheitern in der Qualifikation zur Conference League gegen Ilves Tampere folgte vier Tage später vor den Auen von Präsident Kurt Gollowitzer, Wirtschaftsvorstand Harald Zagiczek und Sportvorstand Jürgen Werner der nächste Tiefschlag für die Austria: Das 0:1 (0:0) bei Blau Weiß Linz macht es auch für den neuen Trainer Stephan Helm (Bild) nicht leichter. Den Ärger der Fans bekamen die Spieler und er von den Austria-Fans in Linz deutlich zu hören. Die Bilanz von Helm: In vier Pflichtspielen nur ein Sieg, im Cup beim Regionaligaklub Saalfelden.
Helm sah „organisatorisch“, wie er ausdrückte, zwar keine Probleme, aber er vermisste den letzten Punch, den Ball über die Linie zu drücken, die letzte Gier. Blau-Weiß-Trainer Gerald Scheiblehner freute sich über „Leidenschaft pur“, wie er die Leistung bezeichnete und konstatierte: „Wir sind reifer geworden!“ Das kann man von der Austria nicht behaupten. Helm ließ Kapitän Manfred Fischer zunächst auf der Bank, verzichtete auf Marvin Martins, was nach den Leistungen des Luxemburgers gegen die Finnen verständlich war, begann erstmals mit beiden neuen Stürmern, mit Maurice Malone und Nik Prelec. Aber schon nach zwei Minuten hätte die Austria zurück liegen können, als ein Kopfball von Alem Pasic an die Latte griff. In der Folge kontrollierte Austria mit mehr Ballbesitz zwar das Geschehen, ohne aber wirklich gefährlich zu werden.
Auch zu Beginn der zweiten Hälfte vergab Blau Weiß durch den Deutsch-Iren Conor Noss einen Sitzer. Mit Scheiblehners Umstellung von Viererabwehr auf Dreierkette neutralisierte Blau Weiß die Austria, bei der nach 61 Minuten Fischer Neuzugang Abukar Barry ersetzte, kam nach 79 Minuten mit violetter Hilfe zum Siegestor: Nach einem 80 Meter-Pass von Tormann Nicolas Schmid (!) ließ Bayern-Leihgabe Matteo Perez-Vinlöf den eingewechselten Simon Seidl laufen ließ, der ins lange Eck traf. Nach 88 Minuten hätte der Brasilianer Cristiano beim Ligadebüt fast den Ausgleich erzielt, den ein anderer Brasilianer, Verteidiger Anderson mit einem Rückzieher auf der Linie verhinderte. Ob der Ball wirklich nicht schon mit vollem Umfang über der Linie war? Einige TV-Bilder ließen dies erahnen. Aber es gibt in der Liga keine Torlinientechnik.
Austrias „Königstransfer“Aleksandar Dragovic sah dies auf der Tribüne neben Sportchef Manuel Ortlechner, wird sich seinen Teil gedacht haben. „Wir waren auf die weiten Abschläge des Tormanns vorbereitet“, ärgerte sich Helm, „das darf einfach nicht passieren, das ist viel zu einfach!“ Dragovic soll solche Defensiv-Aussetzer verhindern, erstmals nächsten Sonntag gegen Tabellenführer Wolfsberg; „Er wird uns einen Schritt weiterbringen und mehr Sicherheit geben. Nach so einer Situation wie heute wird das guttun!“, glaubte Helm. Das Urteil des letzten violetten Meistermachers Peter Stöger aus dem Sky-Studio: „Die Austria lässt sich zu leicht die Butter vom Brot nehmen!“
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