Für Moritz Bauer hat es sich ausgezahlt, dass Marcel Koller ihn letztes Jahr zwei Monate vor dem Ende seiner Ära für Österreichs Nationalteam entdeckte. Vier Länderspiele ab September gegen Georgien, Serbien, Moldawien und Uruguay, jetzt der Sprung des rechten Verteidigers von Russland nach England in die Premier League. Von Rubin Kasan, wo es finanzielle Probleme gab, zum Drittletzten Stoke, der den 25jährigen bis 2022 unter Vertrag nahm. Damit gibt es in der teuersten Liga der Welt derzeit sieben Legionäre, die für Österreichs Teamchef Franco Foda ein Thema sind, sofern er es will: Marko Arnautovic bei West Ham, Aleksandar Dragovic bei Leicester, Sebastian Prödl und Keeper Daniel Bachmann bei Watford, Kevin Wimmer und Bauer bei Stoke, auch Burnley-Stürmer Ashley Barnes. Bauer hat einen steirischen Großvater, Barnes eine Kärntner Großmutter. Christian Fuchs (Leicester) hat ja vor eineinhalb Jahren nach der Euro in Frankreich seine Teamkarriere beendet, Markus Suttner (Brighton & Hove) im letzten Frühjahr.
Den Transfer Bauers wickelte Soccer Mondial, eine der führender Schweizer Agenturen, mit Sitz in Zug, ab. Die selbstbewusste Devise von deren Gründer Milos Malenovic heißt von den besten für die besten. Zu seinen Klienten gehört auch Red Bull Salzburg-Torjäger Munas Dabbur, den er zu Spartak Moskau transferieren wollte. Scheiterte am Veto von Österreichs Meister trotz eines 15 Millionen-Angebots für den Israeli. Ob Bauer nach 37 Spielen in der russischen Premier Liga einer der besten für Stoke werden kann? Er war laut Sportchef Tony Scholes ein Wunschspieler von Trainer Mark Hughes. Nur wurde der letzten Samstag nach der Cupblamage beim Viertligisten Coventry entlassen. Fakt ist, dass die Position des rechten Verteidigers bei Stoke nicht gut besetzt war. Ex-Teamspieler Glen Johnson, früher beim FC Liverpool, ist mit 33 Jahren schon ziemlich verletzungsanfällig, oft musste mit der französischen Chelsea-Leihgabe Kurt Zouma ein Rechtsverteidiger dort aushelfen. Oder es kam der erst 18jährige Thomas Edwards zum Zug. Jetzt soll Bauer die Lücke bei den „Potters“ im Kampf gegen den Abstieg schließen. Die erste Gelegenheit dazu gäbe es am Montag bei Manchester United in Old Trafford. Ein attraktiveres und auch schwereres Debüt kann es kaum geben. Bleibt nur die Frage unter welchem Trainer. Dass auch Österreichs Ex-Teamchef und Bauer-Entdecker Koller zu den Kandidaten für die Nachfolge von Hughes zählen soll, konnte Wimmer nicht bestätigen: „Keine Ahnung!“
Auf jeden Fall zählt Bauer in der Premier League zu den billigsten Wintereinkäufen. Nur 5,7 Millionen Ablöse, da ist er geradezu ein Schnäppchen. Kasan machte mit ihm 1,7 Millionen Gewinn, hatte 2016 an Grasshoppers Zürich vier Millionen bezahlt. Auf jeden Fall war Bauer viel billiger als im August Kevin Wimmer. Der Innenverteidiger kostete 19,4 Millionen, war also um 13,7 Millionen teurer. Es ist eben doch ein Unterschied, ob man von Tottenham zu Stoke wechselt oder von Rubin Kasan.