Zwei Fußballphilosphien prallen Mittwoch Abend im Pariser Parc de Prince aufeinander. Mit Paris St. Germain der Transferwahnsinn der Scheichs aus Katar um PSG-Boss Nasser Al-Khelaifi mit dem 222 Millionen-Kauf von Neymar und dem bevorstehenden 180 Millionen-Deal um Kylian Mbappe, der vorerst als Leihgabe von Monaco für die Großeinkäufer aus der Hauptstadt stürmt. Bei Bayern München die weiterhin eher konservative Ausrichtung rund um Präsident Uli Hoeneß und Vorstandschef Karl Heinz Rummenigge. Hoeneß bekräftigte dieser Tage nochmals im „Kicker“, Einkäufe in der Größenordnung um 100 Millionen Euro bleiben bei Bayern nicht akzeptabel, sind weiterhin kein Thema. Rummenigge sieht das hingegen nicht in Stein gemeißelt. Hoeneß glaubt, dass der ganze Wahnsinn wie ein Tornado wieder vorbei geht, wenn die ganz großen Erfolge in der Champions League ausbleiben. Dann würden sich die Geldgeber wieder frustriert zurückziehen.
Dabei ist Neymar in der Liste der zehn Topverdiener der Champions League nur die Nummer drei. Beim FC Barcelona cashte er 30 Millionen Euro brutto pro Saison, in Parsi gibt´s die gleiche Summe netto. Fünf weniger als Lionel Messi beim FC Barcelona für seinen neuen Vertrag bis 2022 bekommt, brutto sind dies 65 Millionen. Cristiano Ronaldo kommt bei Real Madrid seit der Vertragsverlängerung bis 2021 im letzten November 59 Millionen brutto. Der Höchstverdiener von Bayern kommt hinter Real Madrids Waliser Gareth Bale (23,2 Millionen), Oldie Zlatan Ibrahimovic (21 bei Manchester United), Luis Suarez (17,5 bei Barcelona), Paul Pogba (17 bei Manchester United), Angel di Maria (16,5 bei Paris St, Germain) und Sergio Aguero (15,2 bei Manchester City) erst auf Platz zehn: Das ist Torjäger Robert Lewandowski mit 15 Mullionen. Damit zählt er mit dem verletzten Kapitän Manuel Neuer und Thomas Müller zu den Topverdienern, ist aber damit nicht zufrieden: Man munkelt, seine Berater bereiten für Sommer 2018 den Wechsel zu Real Madrid vor, er lerne bereits spanisch. Offen kritisierte Lewandowski zuletzt die Bayern-Bosse, zu wenig Geld für neue Stars auszugeben. Wofür er einen öffentlichen Rüffel von Rummenigge bekam.
Bayern bleiben vorerst auch solche Ego-Kriege, wie sich zuletzt bei PSG abspielten, erspart. Es ging zwischen Neymar und Torjäger Edson Cavani darum, wer Elfmeter schießen darf. Die sich beim 2:0 gegen Lyon darum stritten. Cavani setzte sich durch und vergab. Die beiden sollen in ihren Verträgen eine Tor-Klausel haben. Als Torschützenkönig der Ligue 1 gäbe es eine Million zusätztlich. Daher will jeder die Elfer schießen, bot Präsident Al-Khelaifi Cavani eine Million, wenn er Neymar die Elfer überläßt. Uruguay-Star Cavani, der zehn Milionen verdient, lehnte ab. In der Torschützenliste führt keiner von beiden, sondern Monacos Altstar Falcao mit elf Treffern. Cavani hat aktuell sieben, Neymar vier.
Wer gegen Bayern einen Elfer schießen würde? „Ich werde es den Spielern sagen“, behauptet der spanische Traienr Unai Emery, was keiner wirklich glaubt. Bei den tipp 3-Quotenmachern (siehe unten) gilt die Heimmannschaft als klarer Favorit. Eine niedrigere Quote als Paris St. Germain (1,85) haben Mittwoch nur Juventus Turin daheim gegen Griechen-Meister Olympiakos Piräus sowie Manchester United bei ZSKA Moskau. Die größte Sorge bei Bayern gilt nicht David Alaba und der Frage, ob Österreichs Teamspieler erstmals nach einer Sprunggelenksverletzung eingesetzt werden soll. Montag trainierte er wieder voll mit der Mannschaft, die spanische Zeitung „Don Balon“ brachte ihn wieder einmal als Verstärkung für Real Madrids Abwehr ins Gespräch. Ebenso den bei Paris St. Germain nicht mehr dringend benötigen deutschen Weltmeister Julian Draxler für die Offensive. Der Brasilianer Rafinha war bisher als Linksverteidiger ein solider Ersatz für Alaba, die Bayern zweifeln allerdings, ob dies Torhüter Sven Ulreich (Bild oben links) auch für Neuer im Tor ist. Der Anfängerfehler des 29jährigen, der gegen Wolfsburg bei einer 2:0-Führung das Match noch kippen ließ, nährte die großen Bedenken, ob er der Offensivpower von Neymar, Cavani und Mbappe gewachsen sein wird. Mit dem weltbesten Tormann als Rückhalt könnte Bayern anders, selbstbewusster auftreten. Wenn man das so sieht, dann ist Neuer eigentlich der wertvollere Spieler als Neymar.