Einen Grund zum Feiern gab es für Rapid nur vor dem Anpfiff. Als Antonin Panenka, die grün-weiße Legende aus Prag, eine Woche nach seinem 75. Geburtstag vor der Fantribüne gebührend geehrt wurde. Eine Nummer acht wie vor Jahrzehnten Panenka hätte Rapid gebraucht, um die Negativserie gegen Red Bull Salzburg zu beenden. Aber es gibt im Mittelfeld keinen „neuen Panenka“ und daher bestand Rapid die Prüfung gegen Red Bull Salzburg wieder einmal nicht: Das 0:1 (0:1) bedeutete vor 20.400 Zuschauern das 21. Pflichtspiel hintereinander ohne Sieg gegen den Abonnementmeister. Dem genügte seine seriöse Leistung, um bis auf wenige Szenen alles im Griff zu haben, damit als Erster in die Winterpause geht. Das 24. Auswärtsspiel hintereinander ohne Niederlage, der neue Bundesligarekord, bedeutet Rückhalt vor dem „Heimfinale“ um Platz drei in der Champions League Gruppe und das Überwintern im Europacup gegen Benfica Lissabon. Portugals Meister gelang die Generalprobe nicht so gut: Freitag Abend daheim nur 1:1 (0:0) gegen Farense.
„Eine Motivation für das neue Jahr“, nannte Rapids neuer Trainer Robert Klauß die erste Niederlage seiner Ära nach zwei Siegen. Rapid verlor, weil nach 19 Minuten bei einer Salzburger Eckballvariante über Amar Dedic und Oscar Gloukh zu Luka Sucic nicht gut verteidigt wurde, die Flanke des Kroaten mit dem Außenrist Innenverteidiger Kamil Piatkowski per Kopf ins lange Eck verlängerte. Das erste Bundesligator des Polen in seinem 29. Spiel für die Bullen. Möglichkeiten zum Ausgleich hätte es gegeben. Die größte ließ Matthias Seidl (Bild) aus, als er knapp vor der Pause Guido Burgstaller und Nicolas Kühn, die im Strafraum völlig frei standen, übersah und ans Außennetz schoss. Nach der Pause ließ Michael Sollbauer eine Chance per Kopf aus, scheiterte Marco Grüll mit zwei gefährlichen Schüssen an Teamtormann Alexander Schlager. Den Abpraller nach dem zweiten verwertete Guido Burgstaller. Doch bis VAR Alan Kijas den Ausgleich wegen einer knappen Abseitsstellung des Kapitäns nicht gelten ließ, vergingen fünf Minuten. Eine viel zu lange, indiskutable Wartezeit. Das Spiel dauerte 101 Minuten. Zwei Minuten Nachspielzeit nach der ersten Hälfte, neun nach der zweiten.
„Es wäre mehr drinnen gewesen“, behauptete Klauß. Den Satz hörte man zuvor auch öfters von seinem Vorgänger Zoran Barisic. Aber in der zweiten Hälfte ließ Salzburg-Stürmer Roko Simic zwei Sitzer auf das 2:0 aus, den ersten nach einem haarsträubenden Fehler des Holländers Neraysho Kasanwirjo. Nicht seinem ersten in Grün-Weiß. Aber es fällt auf, dass Klauß die von Sportchef Markus Katzer geholten neuen Spieler, die bisher nicht zum Zug kamen, forciert. Nur Zufall? Thierry Gale, der nach 58 Minuten den farblosen Kühn ersetzte, konnte nichts bewegen. Im Finish feierte der Deutsche Dennis Kaygin, der statt Seidl kam, sein Debüt in der Bundesliga. Wenn Wolfsberg Sonntag in Hartberg gewinnt, überwintert Rapid nicht unter den ersten sechs.
Salzburgs Trainer Gerhard Struber dachte sicher an das Benfica-Spiel, als er Strahinja Pavlovic, Mads Bistrup und Kapitän Andreas Ulmer auf der Bank ließ. Als sich abzeichnete, dass der nicht für die Champions League gemeldete Linksverteidiger Daouda Guindo den Sieg gefährden könnte, musste Ulmer ab der 82. Minute doch noch ran. Bemerkenswert: Der brasilianische Kreativspieler Fernando, ein „Dauerpatient“, kam zu seinem ersten Kurzeinsatz seit 26. August. Könnte auch Dienstag, falls notwendig, ein Joker sein.
Foto: RB Salzburg(Michael Meindl.