Fußball

Bei Trainerwechsel ist Österreich auf Deutschland-Kurs

Sieben von 18 Klubs der ersten deutschen Bundesliga tauschten in dieser Saison ihre Trainer aus -von Werder Bremen über  den Hamburger SV, Ingolstadt, Wolfsburg, Augsburg, Darmstadt  bis zuletzt zu Mönchengladbach. Alles Klubs, die in der Abstiegszone sind oder zumindest nahe daran. Sieben von 18, das ist mehr als ein Drittel. Diese Quote hat seit Montag auch Österreich. Als der Letzte Mattersburg auf seiner Homepage von Wechsel von Ivica Vastic zum 56jährigen Salzburger Gerald Baumgartner  bekanntgab und in einem Satz auch Vastic für seine dreijährige Tätigkeit dankte.

Diese Saison war in Österreich Rapid der Trendsetter in Sachen Trainerwechsel: Zwei Tage vor Beginn der Vorbereitung ohne Not von Zoran Barisic zu Mike Büskens. Als sich das als Fehler herausstellte, musste Büskens gehen, kam aus Altach Damir Canadi. Beim Sensationswinterkönig wurde einen Tag vor Weihnachten Martin Scherb definitiv der Nachfolger Canadis. Zuvor hatte bereits Aufsteiger St. Pölten von Karl Daxbacher auf Jochen Fallmann gewechselt, jetzt war auch Schlusslicht Mattersburg an der Reihe. Der vierte Wechsel während der Saison. Zumindet beim Trainerwechseln steht Österreich der deutschen Bundesliga vom Prozentsatz nur unwesentlich nach.

Bei Mattersburg  gab es nach einem durchwachsenen Frühjahr bereits ab Sommer Gerüchte, als Kurt Russ aus Kapfenberg als neuer Vastic-Assistent kam. Da hieß es, der sei in Wahrheit  geholt worden, um als  Nachfolger parat zu sein, falls es  nicht gut läuft. Boss Martin Pucher, der vom „hire and fire“-Prinzip wenig hält, stand zur Klausel im Vertrag von Vastic, der Mattersburg 2015  zurück in die Bundesliga geführt hatte.  Bei  Klassenerhalt verlängerte sich der Vertrag automatisch um eine weitere Saison. Zudem hieß es im Umfeld des Pappelstadions, ein Sponsor  habe die Bezahlung  von Vastic  übernommen.  Aber nach nur drei Siegen, fünf Unentschieden und 12  Niederlagen zog auch Pucher die Reißleine. Zu viele Spiele als nicht schlechtere Mannschaft verloren, zu viele Chance vergeben, was nicht Schuld des Trainers ist, zu wenig Punkte, zu groß die Verunsicherung. Da sich Pucher zum Handeln entschloss, musste er dies vor dem Start in die Wintervorbereitung tun.Noch ist nichts verloren. Rückstand auf St. Pölten vier Punkte, auf Ried sechs. Aber der Vastic-Nachfolger heißt nicht Russ, sondern Gerald Baumgartner. Schafft er die Rettung, verlängert sich der Vertrag bis 2020. Pucher steht normal für Kontinuität.

2013  machte Baumgartner den Regionalligaklub Pasching im Finale gegen Meister Austria 22  Jahre nach Stockeraus Husarenstück unter Willi Kreuz gegen Rapid (2:1) zum sensationellen Cupsieger, der zuvor schon Salzburg und Rapid eliminiert hatte. Ein Jahr später führte er St. Pölten ins Cupendspiel. Danach holte  ihn die Austria. Dort verliess ihn das Glück – seine Ära dauerte nur acht Monate. Die  bei Austria Salzburg ein Jahr später endete im finanziellen Kollaps des Zweitligisten. Baumgartner war zwar Puchers Wunschkandidat, die Mattersburg-Fans hätten sich aber einen anderen gewünscht. So wie die  Rapid-Anhänger zweimal im vergangenen Jahr.  Aber das verbindet die Grün-Weißen  aus Wien und dem Burgenland: Die Vereinsikone Didi Kühbauer bekam den Trainerjob weder bei Rapid noch in Mattersburg, wo  im Herbst schon eine Variante mit ihm in Umlauf gesetzt wurde: Kühbauer Trainer, Vastic statt Franz Lederer Sportchef, Lederer neuer Leiter der Akademie. Kam nicht dazu. Vielleicht  bleibt Kühbauer bis auf weiteres ORF-Analytiker, weil es zum Ende seiner Karriere bei Mattersburg 2008 zu Zerwürfnissen mit dem Trainer  kam. Der hieß Franz Lederer. Wenn es zwischen Trainer und Sportchef   nicht ganz passt, verringert das die Chancen auf den Weiterverbleib in der Bundesliga.

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