Bereits vor Anpfiff sagte Didi Kühbauer beim Debüt als ORF-Experte, dass der neue Rapid-Trainer Zeit brauchen werde, eine Woche zu wenig ist. Wenige Minuten zuvor meinte Damir Canadi auf „Sky“, er müsse das spielen, was die Mannschaft am besten umsetzen kann. Die nicht er zusammengestellt hat, sondern der ehemalige Sportvorstand Andreas Müller. Bestätigte sich alles. Canadi sah in Salzburg rasch, was Rapid nicht umsetzen kann. Etwa den Wechsel von 4-2-3-1 (ohne Ball) bei Ballbesitz auf ein 4-4-2 mit Kvilitaia und Joelinton als Spitzen. Canadi erkannt das rasch, reagierte schon nach einer halben Stunde, verstärkte mit dem Eintausch von Grahovac für Joelinton das Zentrum.
Nach einer Trainingswoche, die ihn zuversichtlich gestimmt hatte, belehrte das einseitige Match Canadi eines besseren. Zur Pause hätte Rapid bei 0:8-Torschüssen schon viel höher als 0:2 zurück liegen können, das 1:2 am Ende schmeichelte den Verlieren. Aber die 97 Minuten bestätigen auch Kühbauers Meinung, dass Rapid Sommereinkäufe bisher keine Hilfe sind. Traustason nicht im Kader, Joelinton nach 33 Minuten ausgewechselt, Mocinic nach 67. Und der Georgier Kvilitaia bedeutete keine Gefahr für Salzburg.
Zu langsames Passspiel, zu viel mit dem Ball gelaufen, schlecht gegen den Ball gearbeitet, daher auch ein schlechtes Zweikampfverhalten : Canadi erkannte die Schwächen. Wie viel Zeit er braucht, um die auszumerzen, wusste er selbst nicht. Dabei er hat keine: Donnerstag Europa League in Genk, wo eine Niederlage das k.o. bedeuten könnte, Sonntag kommt Tabellenführer Sturm nach Hütteldorf. Bei je acht Punkten Rückstand auf Austria und Salzburg, je zehn auf Altach und die Grazer zählt nur ein Sieg, um nicht im Kampf um die Europacupplätze zu viel Terrain zu verlieren. Canadi geht mit der schwierigen Situation souverän um: „Es wartet viel Arbeit, wir werden sie annehmen.
Die Personalsituation hat sich nicht gebessert. Im Gegenteil: Thomas Murg nach einem Foul von Stefan Lainer am Sprunggelenk verletzt, Mario Sonnleitner sah nicht nur bei Salzburgs erstem Tor schlecht aus, sondern auch beim Wirbel in der Nachspielzeit. Rote Karte, die dem steirischen Referee Alexander Harkam vom vierten Mann „eingesagt“ wurde. Entstanden alles durch den Spanier Tomi, der zum ersten Mal in dieser Saison zum Einsatz kam. Canadi kennt ihn noch als Altach. Tomi verwandelte in der Nachspielzeit den Elfmeter zum 1:2, wollten dann den Ball aus dem Netz holen, den Keeper Walke nicht hergab, sondern den Rapidler angriff. Daraufhin schlug Tomi auf die Hand des Salzburger Kapitäns, wodurch der Wirbel begann. Salzburgs Miranda drehte durch, stieß vor den Augen des Referees Tomi nieder. Sonnleitner mischte sich ein, um Louis Schaub zu schützen, konnte seinen Ausschluss nicht verstehen, fehlt gegen Sturm. Die Nerven lagen blank, auch noch nach dem Schlusspfiff. Am Ende je einmal Rot, und Gelb-Rot, siebenmal Gelb. „Keine Werbung für Fußball, aber das gehört dazu“, urteilte Kühbauer. Canadi meinte, es habe ihm nicht gefallen, wie sich einige aus seiner Mannschaft provozieren ließen.
Aber am meisten zu denken wird ihm sicher die leblose erste Hälfte geben. Mit dem starken Pressing meldete sich Titelverteidiger Salzburg eindrucksvoll zurück. Um Rapid muss man sich weiter Sorgen machen. Nur 45 Prozent der Zweikämpfe gewonnen, die erste torgefährliche Situation erst nach 75 Minuten. Grün-Weiß geht´s nicht nur in Österreich schlecht, sondern auch im Norden Deutschlands: Werder Bremen verlor daheim trotz Comeback von Oldie Pizarro und Kruse nach 1:0-Führung durch das erste Tor von Florian Grillitsch in letzter Minute gegen Eintracht Frankfurt 1:2, damit weiter Drittletzter. Ex-Rapidler Florian Kainz muss sich schön langsam gefrozzelt vorkommen: Auf Bremens Homepage lobten ihn Trainer Alexander Nouri und Sportchef Frank Baumann für Leistungen im Testspiel gegen Osnabrück (mit erzieltem Tor) und Training, aber dann sass er wieder nur auf der Tribüne. Seinem Ex-Klub könnte Kainz sicher sehr helfen – aber das ist eine Illusion in Grün-Weiß.