Fußball

Chiellini war immer dabei: Das vierte EM-Duell zwischen Italien und Spanien seit 2008

Dienstag und Mittwoch entscheidet sich in Wembley, wer Sonntag dort das Finale der Europameisterschaft bestreiten wird. Dienstag zwischen Italien und Spanien, Mittwoch zwischen England und Dänemark. Erstmals sind  60.000 Zuschauer erlaubt, eine Kulisse, die an die Gruppenspiele in Budapest erinnert. Aber Italien, Spanien und auch die Dänen können nur auf die Unterstützung ihrer Fans hoffen, die in England wohnen. Wegen der Delta-Variante des Corona-Virus müssten alle nach der  Einreise in eine fünftägige Quarantäne. Sicher ein Widerspruch. Aber offenbar hat es auch für die englischen Gesundheitsbehörden Vorrang, den „Three Lions“ den Heimvorteil zu verschaffen, um erstmals Europameister zu werden. Die anderen Semifinalisten waren das schon: Englands Gegner Dänemark 1992 in Schweden Italien 1968 im eigenen Land, Spanien 2008 in Österreich und 2012 in der Ukraine.

Es kommt zum vierten EM-Duell zwischen Italien und Spanien seit 2008. Aber bei den letzten drei Turnieren gab es nur einen italienischen Sieg. Bei allen drei Spielen schon dabei: Italiens Kapitän Giorgio Chiellini, der „Intonator“ der Hymne „Fratelli d´Italia“, mit der sich Italiens Startelf vor Anpfiff wieder in einen Rausch singen wird. Da haben die Spanier keine Chance, dagegen zu halten: Die spanische Hymne „Marcha Real“, der königliche Marsch, hat keinen Text. Also schon vor dem Anpfiff 1:0 für die Squadra Azzura. Der erste dieser Klassiker bei den letzten drei Europameisterschaften ging am 22. Juni 2008 im ausverkauften Wiener Happel-Stadion in Szene: Kein Tor, wenig los in 120 Minuten, Italien fehlte der gelbgesperrte Regisseur Andrea Pirlo, Spanien gewann das Elferschießen 4:2. Vier Jahre später,am 1. Juli 2012,überrollte  Spanien Italien, inklusive der Innenverteidigung mit Chiellini und Leonardo Bonucci, im Endspiel von Kiew mit 4:0. Der vierte und letzte Torschütze spielt auch Dienstag: Barcelonas Linksverteidiger Jordi Alba. Spaniens Kapitän Sergio Busquets spielte damals im Mittelfeld mit Xavi und Andres Iniesta.  Am 27.  Juni 2016 gelang im Stade de France von Paris die Revanche: Italien eliminierte im Achtelfinale Titelverteidiger Spanien 2:0, der Schütze des Führungstors hieß Chielllini. Ob der Kapitän mit der Nummer drei auch in Wembley so jubeln kann wie Freitag in München, als er Belgiens Torjäger Romelo Lukaku (Bild oben) neutralisierte?  Außer ihm spielten damals auch Bonucci und  Alessandro Florenzi sowie als Joker Lonrezo Insigne, zu den spanischen Verlierern gehörten Alba, Busquets und Alvaro Morata.

Die Teamchefs von 2016, Antonio Conte und Vicente del Bosque, sind Geschichte.  Jetzt heißt das Duell Roberto Mancini gegen Luis Enrique. Zwei, die schon einige Erfolge auf ihrer Trainer-Visitenkarte haben, der Spanier die größeren. Mancini, 56 Jahre alt, war zwischen 2004 und 2008 mit Inter Mailand je dreimal Meister und Pokalsieger, machte Manchester City 2012  erstmals seit 44 Jahren zum Meister. Luis Enrique gewann mit dem FC Barcelona Champions League und Klub-WM, war zweimal Meister, holte dreimal die Copa del Rey. Nur wenige trauten Mancini bei seinem Amtsantritt zu, dass  Italien in seiner Ära so gut und stark wird, 32 Spiele ungeschlagen bleibt. Kommt  in Wembley das 33. dazu?  Dort bot Italien im Achtelfinale seiner bisher schwächste Leitung in dieser Europameisterschaft, beim 2:1 gegen Österreich. Als Chiellini verletzt fehlte, Sasa Kalajdzic die Torsperre von Gianluigi Donnarumma nach elf Spielen beendete.

Italien präsentierte sich auch mangels großer Individualisten wie früher Pirlo, Francesco Totti und Roberto Baggio als verschworene Einheit. Die sich fest vornahm, für Leonardo Spinazzola Europameister zu werden. Ob mit der Achillessehne des Linksverteidigers am Freitag auch die Erfolgsserie riss? Die meisten italienischen Angriffe liefen über Spinazzolas Seite. Der Ersatz kommt zwar von Champions League-Sieger Chelsea, war aber im gewonnenen Finale gegen Manchester City auch nur auf der Bank: Der eingebürgerte Brasilianer Emerson. Luis Enrique sieht seine Prognose, dass Spanien Europameister werden kann, bestätigt. Er hielt trotz Kritik nach den Unentschieden zum Start gegen Schweden und Polen an seiner Taktik und Morata stur fest, sagt jetzt: „Je weiter man kommt, desto schwerer wird es!“

Da hofft er auf den Mann mit den heiligen Händen. So nannte die Sportzeitung „As“ Tormann Unai Simon nach den zwei gehaltenen Elfmetern im gewonnenen Penaltydrama gegen die Schweiz. Im Achtelfinale gegen Kroatien war er noch der verspottetet „Eigentor-Trottel“, weil er einen harmlosen Rückpass über den Fuß ins Tor hoppeln ließ. Ein Rekord steht in Wembley schon vor Anpfiff fest: Für den sorgt der deutsche Referee Felix Brach mit seinem fünften WM-Einsatz. So viele schaffte vor ihm kein Schiedsrichter.

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