Quer durch Österreich zieht sich die Betroffenheit über den Corona-Tod von Otto Baric im 88. Lebensjahr. Nach und nach kommen Szenen von und mit ihm in Erinnerung. Etwa den Meisterwalzer, den er mit Austria Salzburgs Präsident Rudi Quehenberger nach dem ersten Meisterstück, das ausgerechnet bei seinem EX-Klub Rapid am 5. Juni 1994 im Hanappi-Stadion gelungen war, am Spielfeldrand Walzer tanzte. „Er war ein Kamerad, mit dem man durch dick und dünn gehen konnte“, sagt Quehenberger im Blick zurück. Rapids Präsidiumsmitglied Gerald Willfurth, der unter Baric bei Rapid und in Salzburg spielte, sieht dies heute als Glück: „Ich werde ihm immer für alles dankbar sein!“
Das letzte Interview mit Otto maximal ist noch nicht erschienen. Rund um Weihnachten wird es passieren. Otmar Behr führte mit ihm rund drei Wochen vor seinem Tod für das „Sturm-Echo“. Da ging es nicht nur um seine Zeit bei den „Blackies“ in Graz. Mit der Distanz von 39 Jahren meinte er zu dem mit Sturm 1981 im letzten Spiel gegen Rapid verpassten Meistertitel: „Wir waren nicht reif genug, psychologisch gesehen“. Seine Mannschaften hätten moderner gespielt als die Konkurrenz, nicht nur von der Taktik her gesehen. Das habe er auch durch Gespräche mit zwei, drei ausgesuchten Spielern geschafft: „Man kann viel im Kopf erreichen!“ Bei einem halbstündigen Spaziergang, um detailliert zu erklären, wie man agieren wolle. Er habe von den Spielern immer Respekt eingefordert, ihnen aber auch das Gefühl gegeben, ihr Freund zu sein: „Ich war nie ein Tyrann, sondern immer korrekt zu den Spielern. Nicht immer waren alle korrekt zu mir!“
Vor zwei Jahren hatte er sein geliebtes Haus auf der Insel Krk verkauft, übersiedelte in eines am Stadtrand von Zagreb, Er sei gesund, ihm gehe es gut, versicherte er noch vor drei Wochen. Aber ihm war bewusst, wie gefährlich Corona ist. Er freute sich auf das Frühjahr. Weil er glaubte, dass sein Sohn, dem er schon zu den Zeiten als Rapid-Trainer eine große Karriere als Architekt prophezeit hatte, (was sich auch bestätigte) sehr gute Chancen hat, im April neuer Bürgermeister von Zagreb zu werden. Das Virus verhinderte die Erfüllung seines letzten Traums, Sohn Otto als Bürgermeister der kroatischen Hauptstadt zu erleben.