Der Bürgermeister von Hannover war gekommen, ebenso der Präsident des Bundesligaaufsteigers Hannover 96, Martin Kind, mit seinem Manager Horst Heldt und dessen rechter Hand aus Österreich, dem sportlichen Leiter Gerhard Zuber sowie dem GAK-Torjäger aus der Saison 1987/88, Dieter Schatzschneider, auf dessen Tipps und Meinung Kind gerne hört. Grund war die Ehrung eines 66fachen österreichischen Teamspielers, der nie bei einem österreichischen Klub spielte, dies auch nie tun wird: Den in Hamburg geborenen Martin Harnik, Sohn eines Steirers. Mit 17 Toren aus 30 Spielen hatte er Riesenanteil am Aufstieg von Hannover 96, den Kind als alternativlos bezeichnet hatte, für den Harnik verpflichtet worden war.
Die Journalisten wählten ihn mit klarem Vorsprung auf Mario Gomez, den deutschen Teamstürmer in Wolfsburger Diensten. Weshalb „FussballBild“ Harnik zum Gewinner des Tages mit dem Satz „endlich mal ein Ösi vorne“ . ernannte. Harnik strahlte, als er im Sporthotel Fuchsbachtal der Sportschule Barsinghausen einen großen Pokal bekam, damit in einer Reihe mit prominenten Vorgängern wie dem Belgier Kevin de Bruyne, den Manchester City auf Drängen von Pep Guardiola vor einem Jahr von Wolfsburg um 80 Millionen Euro kaufte, steht. Oder mit Weltmeister Per Mertesacker: „Mit 30 noch eine persönliche Ehrung zu bekommen, das macht mich stolz“, gestand Harnik, „das gelingt aber nur, wenn hinter einem eine erfolgreiche Mannschaft steht. Ich hoffte, das bleibt auch nach dem Aufstieg so.“ Harnik fühlt sich mit Frau und Tochter in Hannover „sauwohl“, sieht seine Mannschaft wie eine „Kneipentruppe auf Bundesliga-Niveau“. Weil sich alle auch abseits des Platzes richtig gut verstehen. Zum zweiten Mal in seiner Karriere nach dem Jahr bei Fortuna Düsseldorf von 2009 bis 2010, dass Harnik eine Profi-Mannschaft als richtig coole Gemeinschaft erlebt: „Im Grunde sind wir eher Freunde als Mitarbeiter.“
Hannover sucht noch einen Stürmer. Und da hörte man nach der Harnik-Ehrung auch von Verbindungen nach Österreich, die der ehemalige Sturm-Legionär Heldt hat. Als er mich fragte, ob ich dem ihm angebotenen Schützenkönig Larry Kayode zutraue, sich in der Bundesliga durchzusetzen. Heldts Bedenken sind nachvollziehbar: Kayode fällt schon in Österreichs Bundesliga zu oft hin, lässt sich auf zu viele Diskussionen mit Gegenspielern und Referee ein: „Anlagen hätte er ja, weil er sehr schnell ist.“ Aber die von Austria geforderten fünf Millionen Euro sind Heldt auf jeden Fall zu viel.
Da ist ein Rapidler für ihn interessanter, weil auch bulliger: Der Brasilianer Joelinton. Heldt wusste von ihm sehr viel, auch die rote Karte in der ersten Runde: „Er gehört Hoffenheim, ist ja an Rapid nur verliehen. Hoffenheim wäre daran interessiert, dass Joelinton den nächsten Schritt macht.“ Etwa in Hannover. Darauf hat sich Heldt mit Hoffenheims Geschäftsführer Hans Flick und Direktor Alexander Rosen schon verständigt. Aber es gibt nur ein Problem: „Rapid rückt Joelinton nicht heraus“, klagte Heldt. Weil der Leihvertrag mit Hoffenheim ja bis 30. Juni 2018 läuft.
Dabei könnte Rapid mit dem Verzicht auf den 20jährigen sogar ein finanzieller Sieger sein. Aber darauf läßt sich Sportchef Fredy Bickel nicht ein. Das hat nicht unmittelbar etwas mit dem Wiener Derby gegen Austria am Sonntag zu tun. Sondern mit den Verletzungen von Giorgi Kvilitaia und Philipp Schobesberger: Keiner weiß, wie schnell sie wieder in Fahrt kommen. Oder mit der Skepsis über Philipp Prosenik trotz aller Beteuerungen von Trainer Goran Djuricin nach dem 4:1 in St. Pölten. Also wird Joelinton, der am 14. August 21 Jahre alt wird, den nächsten Schritt frühestens in der Wintertransferzeit machen können, Zum Ärger von Hoffenheim und Hannover.