Das Nationalteam kämpft ab Freitag weiter um seine erste WM-Teilnahme seit 1998, die Nachwuchshoffnungen müssen schon früher im Kampf um die Europameisterschaft ran: Ab Mittwoch die Unter 19 von Manfred Zsak in Tschechien gegen Schottland, Ungarn und zum Abschluss am Montag Abend gegen den Veranstalter, da bringt nur der Gruppensieg die vierte Teilnahme an der Endrunde hintereinander. Zsak war mit diesem Jahrgang vor zwei Jahren an der U17-Endrunde in Bulgarien. Darum kämpfen jetzt ihre Nachfolger unter Hermann Stadler in der Steiermark: Es beginnt Donnerstag in Rohrbach an der Lafnitz gegen Frankreich, geht dort gegen Schweden am Samstag weiter, das letzte Match gegen die Ukraine ist dann in Bad Waltersdorf. Dort ist das Ticket zur Endrunde in Kroatien etwas einfacher zu erkämpfen: Es schaffen die acht Gruppensieger und die sieben besten Gruppenzweiten.
Zsaks Team muss sich auch auf ungewöhnliche Beginnzeiten einstellen: Anpfiff gegen Schottland ist im drei Autostunden vn Wien entfernten Zlin um 11 Uhr vormittag. Ebenso Freitag gegen Ungarn, erst Montag gegen Tschechien gibt´s den Abendtermin. Zsak bekam aber eine schmerzhafte Absage: Kevin Danso, Österreichs jüngster Legionär in der deutschen Bundesliga, kam wegen einer Fussprellung nicht. Ist wohl auch Augsburgs Situation in der Tabelle, nur zwei Punkte vom Relegationsplatz entfernt, geschuldet. Dennoch glaubt Ex-Teamkapitän Zsak, dass alle Gegner in Österreichs Reichweite liegen. Die Herausforderung gegen die robusten Schotten: Zweikämpfe annehmen, dagegenhalten, Standardsituationen nach Möglichkeiten vermeiden, weil bei denen immer Gefahr droht. Zsak hat aber Versprechen, die für ein spielerisches Plus sorgen könnten: Den neuen Bayern-Jungprofi aus Tirol, Linksfuss Marco Friedl, den von Middlesbrough nach Italien zu Empoli gewechselten Torjäger Arnel Jakupovic oder die drei Rapidler mit Bundesligaeinsätzen, Manuel Thurnwald, Max Wöber und Kelvin Arase. Von Salzburgs Jungbullen ist der schnelle Oliver Filip dabei. Hannes Wolf, der ebenfalls schon in der Bundesliga spielte, muss auf Geheiss seines Vaters der Schule den Vorrang geben. Zahlreiche Scouts von europäischen Spitzenklubs werden zusehen.
Bei der U17 steht auch ein 15jähriger im Blickpunkt. Auch wenn sich Stadler dagegen wehrt, schon jetzt aus Thierno Ballo ein Jahrhunderttalent zu machen, Sportdirektor Willi Ruttensteiner sieht in dem Juwel eine der größten österreichischen Hoffnungen. Sieht man alleine daran, dass er bei den um zwei Jahre älteren spielt. Geboren wurde er am 2. Jänner 2002 in Abidjan, der Hautpstadt der Elfenbeinküste. Sein Vater kam nach Österreich, genauer gesagt nach Linz. Holte 2007 die Familie nach, Thiernos Mutter stammt aus Guinea. Auf einem Street-Soccer-Platz fiel der fünfjährige Ballo Peter Huemerlehner, einem Nachwuchstrainer bei Chemie Linz, mit seiner Dynamik, Ballgewandheit und Schnelligkeit auf. Er bot ihm bei seinem Klub eine regelmäßige Trainingsmöglichkeit. Via Chemie Linz und 200 Toren in einer Saison sowie dem LASK ging die Karriere los. Als dann Huemerlehner aus beeruflichen Gründen in die Nähe von Köln, nach Worringen, übersiedelte, wo der IT-Programmierer eine eigene Firma aufbaute, kam Ballo mit. Seine Eltern übertrugen Huemerlehner, dessen Bruder Mario Assistent von Stadler ist, als Zeichen ihres Vertrauens auch das Erziehungsrecht.
Ab dem 11. Lebensjahr spielte Ballo bei Bayer Leverkusen, letzten Sommer entschied sich Huemerlehner für den Regionalligaklub Viktoria Köln. Weil Ballo dort zu regelmäßigen Einsätzen in der U 17-Bundesliga kommt. Spezialisten in Sachen Athletik, Taktik und Ernährung, die Huemerlehner bezahlt, begleiten Ballos Weg, der ihn nach Vollendung des 16. Lebensjahrs, also ab Jänner 2019, nach London bringen wird: Chelsea hat bereits fest die Hand auf ihm. Zu Trainings und Gastspielen fliegt Ballo bereits regelmäßig nach London. Bei einem Nachwuchsspiel gegen West Ham zeigte der Kreativspieler, was er drauf hat: Chelsea siegte 6:1, Ballo schoss fünf Tore, legte das sechste auf. Kein Wunder, dass sich Ruttensteiner gratuliert, den Kampf mit dem DFB um Ballo gewonnen zu haben. Denn dort bestand großes Interesse daran, dass er für Deutschland spielt. Das Lob von Entdecker Huemerlehner: „Thiernos Lernkurve ist sensationell.“