Die österreichischen Highlights in den ersten zwei deutschen Fußballligen gehen weiter. Begannen Freitag in München mit Michael Liendl, der als Joker von 1860 gegen Würzburg von 0:1 auf 2:1 mit einem Elfertor und einem Assist ermöglichte.Obwohl der 31jährige Steirer nur in 1218 von 2250 möglichen Minuten zum Einsatz kam, ist er mit acht Treffern der beste Torschütze und Assistgeber der „Löwen“. Liendls Freund Zlatko Junuzovic, Florian Grillitsch und Florian Kainz sorgten Samstag für die Tore von Werder Bremen zum 3:0 gegen Leipzig, Montag Abend machte es dann Philipp Hosiner als Joker mit seinem „goldenen Schuss“ möglich, dass Union Berlin durch ein spätes 1:0 (0:0) gegen den 1. FC Nürnberg erstmals seit September 2013 Platz eins in der zweiten Liga eroberte, mit sechs Siegen hinter einander einen neuen Vereinsrekord aufstellte. Die Aktion zum entscheidenden Tor, das 21.210 Zuschauer in der Alten Försterei in Jubelekstase versetzte, ging von Hosiners Landsmann Christopher „Trimbo“ Trimmel aus. Ein ehemaliger Austrianer und Rapidler gemeinsam für die „Eisernen“. Auf der Ersatzbank jubelten ehemalige österreichische Teamspieler: Torhüter Michael Gspurning und Emanuel Pogatetz.
Die deutsche Hauptstadt hat dank „Last Action Heroe“ Hosiner endlich einen Tabellenführer. Zwar würden alle lieber Hertha BSC Berlin in der ersten Liga so weit oben sehen, aber alle sind auch vom Kultklub aus Köpenick begeistert. Der heuer eine Wahnsinnsbilanz hat: 22 von 24 möglichen Punkten geholt. So kommt man auf Platz eins, hat im Aufstiegsrennen bessere Karten als noch vor zwei Monaten geglaubt. Alle gönnten Hosiner nach dessen schweren Zeiten die großen Momente nach seinem dritten Saisontor. Zwei Tage, nachdem seine ehemaliger Austria-Trainer Peter Stöger zur Verblüffung der Medienszene den umjubelten Kölner Torjäger Anthony Modeste mit dem Hosiner aus Austrias Meistersaison 2012/13 verglich, der sich aber nach seinem Pech mit dem Nierentumor in Köln nicht durchsetzen hatte können. Hosiner bestätigte die hohe Meinung, die Stöger weiterhin von ihm hat.
„Ich freu´mich wahnsinnig mit ihm, er trainiert so viel, ist im Strafraum immer brandgefährlich“, jubelte Union-Trainer Jens Keller, „er hat uns den Abend gerettet. Denn unsere Leistung ließ schon Wünsche offen, wir waren verkrampft.“ Das änderte sich durch Hosiner. Keller wechselte „Hosi“, wie er ihn nennt, nach 74 Minuten für Kapitän Felix Kroos, den Bruder des Real Madrid-Stars ein, neun Minuten später traf Hosiner aus zehn Metern Entfernung. „Ein unbeschreiblich gutes Gefühl, Gott sei Dank ist mir das gelungen. Es tut unheimlich gut, als Tabellenführer in die Länderspielpause zu gehen“ sagte der 27jährige Burgenländer in die „Sky“-Kameras, wusste aber zugleich: „Wir müssen weiter hart arbeiten, um so weit oben zu bleiben“. Das nächste Spiel ist der Schlager bei Hannover 96, das Österreicher-Duell gegen Martin Harnik, mit dem er schon in der Nationalmannschaft spielte. Selbst wenn die „Eisernen“ erstmals in diesem Jahr verlieren sollten, wären sie noch immer Dritter und am Relegationsplatz.
Hinter all dem steht ein Sportdirektor mit Rapid-Vergangenheit:Helmut Schulte, der auch aus seiner St. Pauli-Zeit offenbar gut weiss, was Klubs, die von Emotionen leben, brauchen. Der 59jährige Sauerländer suchte mit Keller den richtigen Trainer aus, machte gute Transfers. Und da Schulte mit Österreichern so gute Erfahrungen macht, hat er schon wieder welche im Visier, egal ob der Aufstieg gelingt oder nicht. Die Frage, ob mit Schulte so viele Fehler in Hütteldorf passiert wären wie nach seiner Zeit, speziell ab letzten Juni, drängt sich schon auf. Denn er brachte 2013, als kein Geld in der Kassa war, Rapid wieder auf Kurs, setzte mit der Trainerwahl von Zoran Barisic erfolgreich auf die junge Welle mit Eigenbauspielern. Zur grün-weißen Situation fiel ihm mitten in der Freude über Platz eins doch etwas mit schon leichtem Berliner Einschlag in der Sprache ein:“Ick bin sprachlos, wenn ich Rapid sehe und höre. Die waren doch auf einem guten Weg.“ Jetzt ist er es mit Union Berlin.