Fußball

Der Mediator im Griechen-Skandal kommt aus Salzburg: Herbert Hübel

Ein österreichischer Trainer wurde in Griechenland mit Paok Saloniki Meister. Das ist schon  33 Jahre her. Walter Skocik gelang dies 1985. Schon damals galten die Fans als besonders temperamentvoll. Aber alles hielt sich noch einigermaßen in Grenzen. In Österreich war von den PAOK-Chaoten schon im August 2012 die Rede. Durch die Krawallszenen in Saloniki rund um das 2:1 in  der  Qualifikation zur Europa League gegen Rapid, bei denen sich auch Teile der grün-weißen Fanszene nicht zurückhielten. Die UEFA griff durch: Drei „Geisterspiele“ ohne Publikum für Paok, dazu 150.000 Euro Geldstrafe. Eines  für Rapid, 75.000 Euro Geldstrafe.

Fünfeinhalb Jahre später treiben es die Paok-Chaoten noch schlimmer, sind noch gewaltbereiter.  Der PAOK-Präsident aus Russland, Ivan Savvidis, mischt munter mit. Nach zwei schlimmen Skandalen innerhalb von  zwei Wochen stoppte deshalb die griechische Regierung die Meisterschaft, will eine von allen Treffen getroffene Vereinbarung, ehe sie grünes Licht zum Weiterspielen gibt. UEFA-Präsident Aleksandar Ceferin schickte einen Mediator nach Athen. Der kommt aus Salzburg: Der renommiere Anwalt Herbert Hübel (am Bild in der Mitte der oberen Reihe), Präsident des Salzburger Landesverbands, der zu drei Kommissionen der UEFA gehört. Zu der für Governance und Compliance, für Vergütung und für Rechtsfragen. Hübel hat schon Griechenland-Erfahrung: Der Jurist musste im Auftrag von FIFA-Chef Gianni Infantino und Ceferin den griechischen Verbands sozusagen neu aufstellen. Dienstag Abend sass Hübel im Flugzeug nach Athen.

Die Chronik der Paok-Skandale bis zum Stopp der Meisterschaft: Am 25. Februar wüste Ausschreitungen mit Wurfgeschossen vor dem Ewig-Schlager gegen Abonnementmeister Olympiakos Piräus. Oscar Garcia, der Olympiakos-Trainer mit Salzburger Vergangenheit, wurde vor Anpfiff von einer Kasserolle an Kopf getroffen. Daraufhin pfiff der Schiedsrichter das Match gar nicht an.

Das Urteil des Verbands: Das Match wurde mit 3:0 für Olympiakos strafverifziert. Darüberhinaus ein Dreipunkteabzug für Paok, zwei Geisterspiele ohne Publikum, 30.000 Euro Geldstrafe.

Die Paok-Fans stürmten drei Tage später  ein Studio des stattlichen Fernsehens  ERT 3, zwangen einen Moderator, ihren Protest gegen das Urteil zu verlesen. Fünf Minuten lang. Paok legte veim Verbands Einspruch ein.

Der zeigte sich offenbar beeindruckt. Samstag um ein Uhr früh verkündete der Richter des Disziplinarausschusses: Kein Punktabzug, keine Geisterspiele. Damit konnten die Fans Sonntag zum Schlager zwischen dem Zweiten Paok und Tabellenführer AEK Athen ins Stadio Toumbas.

Dort wieder Ausschreitungen, Wurfgeschossen gegen die Polizei. In letzter Minute annullierte Referee Giorgos Kominos bei 0:0 ein Paok-Tor wegen Abseits. Wüste Proteste, Präsident Savvidis stürmte mit einer Pistole im Holster, deutlich sichtbar, den Rasen in Richtung Schiedsrichter. Der fühlte sich verständlicherweise bedroht, brach das Match ab.  Savvidis fühlte sich als Besitzer eines Waffenscheins vorerst unschuldig. Denn die dürfen in Griechenland die Waffe auch öffentlich bei sich tragen. Savvidis gitl als Vertrauter von Russlands Staatschef Wladimir Putin, war früher auch Präsident des russischen Klubs Rostow, besitzt eine Tabakfabrik, das Luxushotel Makedonia Pallas und Anteile am Hafen von Saloniki.

Bei solchen Schreckensszenen wollte die Politik nicht zusehen. Gergios Vassiliakis, stellvertretender Sportminister verkündete nach einem Gespräch mit Premier Alexis Tsipras die Unterbrechung der  Meisterschaft. Savvidis entschuldigte sich inzwischen für seine schlimme Tat, auch bei den gemäßigten Paok-Anhängern.  Das macht es nicht besser. Ceferin mobilisierte Dienstag früh Hübel, dem er vertraut. Er soll in Gesprächen mit der Politik, der von ihm mit installierten Verbandsspitze um Präsident Evangeli Grammenos, Alexandros Dedes und wohl auch Skandaltäter Savvidis als Mediator die Vereinbarung herbeiführen, mit der wieder gespielt werden kann. Der Verband zeigte wenig Rückgrat, als er die erste Strafe reduzierte. Paok fühlt sich eigentlich immer durch Seilschaften zwischen Verband und Athener Großklubs krass benachteiligt. Wie schnell bei dieser Konstellation eine gemeinsamer Nenner gefunden werden kann, wagte Hübel vor der schweren griechischen Mission nicht zu prophezeien. Einen Rückflug hatte er vorsichtshalber noch nicht fix gebucht. Kaum war Hübel in Athen, meldete sich der Weltverband FIFA mit der Forderung nach Konsequenzen, um die inakzeptable Situation zu beenden.

 

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