Nach mehreren Ausschreitungen von Hooligans, die zum Tod von zwei Fans führten, müssen in Griechenland bis 12. Februar 2024 alle Spiele unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgetragen werden. Daher jubelte Thomas Murg (Bild) letzten Sonntag über seine zwei Tore beim 4:1-Auswärtssieg von Tabellenführer PAOK Saloniki gegen Asteras Tripolis vor leeren Tribünen. Danach schwärmten griechische Medien vom besten Murg, den sie bisher sahen. Die vierte Saison des 27 jöhrigen Steirers in Griechenland ist die bisher effektivste und beste: Sieben Tore und ein Assist bei 20 Einsätzen. Stefan Schwab, der zweite Ex-Rapidler bei PAOK, kam nach auf sechs Spiele mehr. Bei beiden läuft der Vertrag im Sommer aus. Der 33 jährige Schwab denkt an Rückkehr in die Heimat, Murg machte beste Werbung in eigener Sache für eine Vertragsverlängerung.
2020 wechselten beide von Grün-Weiß in den Norden Griechenlands. Schwab ablösefrei, Murg kostete zwei Millionen Euro Ablöse. Seine vier Jahre bei Rapid waren seine besten in Österreich. 35 Tore und 40 Assists in 136 Spielen konnten sich sehen lassen. 2010 hatte er mit 16 beim GAK in der Regionalliga debütiert, als Peter Stöger dort Trainer war. Stöger holte Murg zwei Jahre später zur Austria. Doch bei allem Talent konnte sich der Kreativspieler nicht wirklich durchsetzen. In der ersten Saison, in der Violett zum bisher letzten Mal Meister wurde, spielte er nur sieben Mal. In der zweiten kam er öfters zum Einsatz, aber 2014 wechselte er nach Ried. Von dort holte ihn zwei Jahre später Rapid. Bei der Eröffnung des neuen Stadions in Hütteldorf feierte auch er seinen Einstand.
Jetzt hofft er auf seinen ersten Meistertitel als Legionär, Cupsieger war er 2020/21. Die Euphorie bei PAOK ist sehr groß, die Heimspiele im Tomba-Stadium, das 28.700 Plätze hat, sind traditionell ausverkauft. So war es auch, als mit einem österreichischen Trainer 1984/85 der zweite Meistertitel gewonnen wurde. Walter Skocik hatte auch eine Rapid-Vergangenheit, als er dies schaffte. Jetzt amtiert wieder der Trainer, unter dem PAOK 2019 nach 34 Jahren zum dritten und bisher letzten Mal Meister wurde. Das ist der Rumäne Razvan Lucescu, der Sohn des fast legendären Mircea Lucescu, der mit 78 bis November Trainer von Dynamo Kiew war. Der Meistertitel von Lucescu war der erste von PAOK seit 34 Jahren, seit dem unter Skocik. Danach besserte Lucescu seinen Finanzen durch drei Titeln mit Al Hilal in Saudiarabien entscheidend auf, 2021 begann die zweite Amtszeit bei Paok. Klubeigner Ivan Savvidis, ein Tabakgroßhändler russisch-griechischer Abstammung, will wieder Titel. Er sorgt ebenso für Druck wie die fanatischen Fans. Murg hat gelernt, damit zu leben. Bei Rapid war der Druck auch nicht ohne, in Saloniki ist er noch größer.
PAOK führt nach 14 Runden mit je einem Punkt Vorsprung auf die Athener Klubs Panathinaikos, Olympiakos und AEK, der größte Erfolg war diese Saison der Aufstieg ins Achtelfinale der Conference League. PAOK wurde vor Eintracht Frankfurt Gruppensieger, gewann in Frankfurt 2:1. Zur Startelf gehörte nur ein Grieche. Weiters zwei Legionäre aus Portugal, je einer aus Kroatien, Polen, Frankreich, Russland, Serbien, Brasilien, Tansania und Österreich. Eben Murg, der nachher auf Englisch im Sky-Interview erklärte, was den Erfolg der Multi-Kulti-Truppe ausmacht: „Wir halten zusammen!“
Foto: Markis Chouzouris.