Fußball

Die „konstruierten“ Feindbilder sind an Rapids Heimschwäche nicht schuld

Didi Kühbauers Nervenkostüm ist derzeit angespannt. Wofür man eigentlich Verständnis haben muss. Allein schon wegen der inzwischen auf neun Mann angewachsenen Verletztenliste. Dazu lief einiges in den ersten 15 Runden unglücklich. Man denke nur an die Niederlagen im Allianz-Stadion gegen den LASK und in Salzburg, beide in der Nachspielzeit. Und falsche Entscheidungen der Referees zum Nachteil von Grün-Weiß, speziell in Heimspielen. Sozusagen als „Draufgabe“ wurde der Trainer von einem Bewerber im Präsidentenwahlkampf, von Roland Schmid, öffentlich so angezählt, dass er sich ausrechnen konnte, dass die Trainerära bei seinem Herzensklub in absehbarer Zeit zu Ende gehen könnt, wenn Schmid Präsident wird. Normal hätte Kühbauer, dessen Vertrag bis 2021 läuft, sich das nicht so bieten lassen, darauf geantwortet. Er tat es nicht, was sicher kein Nachteil für ihn war . Wer ihm dazu geraten hat, erwies Kühbauer einen guten Dienst.

Klar, dass er irgendwie seinen Frust abbauen will. Also werden Feindbilder gesucht und konstruiert. Das waren Sonntag nach dem 1:1 gegen Sturm diejenigen, die Rapid in letzter Zeit als überharte, fast brutale Mannschaft charakterisierten. Dazu zählte Kühbauer außer Medien auch Kollegen. Den inzwischen von Wolfsberg nach Barnsley gewechselten Gerhard Struber, der dies bereits vier Runden zuvor nach dem 1:1 in Hütteldorf mit insgesamt 31 Fouls (21 von Rapid) tat, und Nestor el Maestro von Sturm. Mag schon sein, dass der aus Kalkül im Vorfeld das zur Sprache brachte, was sicher wenig mit Fairness zu tun hat. Aber schuld am Punkteverlust gegen die Grazer war das sicher nicht. Auch nicht, dass die Sturm-Bank mit Gesten und Worten  noch in der ersten Hälfte gelbe Karten für Rapid-Spieler forderte. Die Rapid-Bank reklamiert aber auch ziemlich heftig. Das ist nichts Neues.

Der Tiroler Referee Walter Altmann beließ es Sonntag bei 28 Fouls, von denen die Rapidler 15 begingen, bei vier gelben Karten. Je zwei für Rapid und Sturm. Man kann durchaus darüber diskutieren, dass die zwei für Max Ullmann und Kelvin Arase in den ersten 25 Minuten übertrieben waren. Aber davon bremsen ließen sich die Rapid-Spieler nicht. Deswegen  gewannen sie nicht nur 44 Prozent ihrer Zweikämpfe, kamen sie nicht zu nur neun Torschüssen, drei weniger als die Grazer. Für das Defizit an spielerischen Akzenten muss man schon die Schuldigen in den eigenen Reihen suchen Und sonst nirgends.

Kühbauers Nervenkostüm wird angespannt bleiben, obwohl der neue Präsident nicht Roland Schmid, sondern Martin Bruckner heißt. Denn es könnte Rapid passieren, nächste Runde Rang vier zu verlieren. Wenn  Sonntag in Pasching beim LASK kein Sieg gelingt oder es die zweite Saisoniederlage gegen den .Vizemeister  setzt, Sturm Graz hingegen in Innsbruck beim Aufsteiger WSG Swarovski Tirol voll punktet. Auch Hartberg könnte theoretisch an  Grün-Weiß vorbeiziehen. Der große „Vorteil“ von Rapid gegenüber dem LASK tut aber der grün.weißen Fußballseele zugleich weh: Die Linzer müssen Donnerstag in der Europa League ran, haben die Reise nach Norwegen  vor sich, wo gegen Rosenborg Trondheim der nähste Schritt zum Aufstieg gemacht werden soll.  Rapid hat diese Saison Europacuppause, kann sich mit dem verbliebenen Rest gezielt auf Sonntag vorbereiten.

 

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Foto: Rapid/Gepa/WienEnergie.

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