Fußball

Die Marsch-Richtung zu Platz zwei stimmt: Mit 34 km/h erlöste Adeyemi Salzburg

Jetzt stimmt die Marsch-Richtung von Österreichs Meister Richtung Platz drei und Überwintern im Europacup: Im entscheidenden Moment gelang Red Bull Salzburg sein dritter Sieg in der Champions League unter Jesse Marsch, der erste in dieser Saison. Und schaffte mit dem 3:1 (2:0) bei Lok Moskau bei minus zwei Grad den ersehnten Sprung auf Platz drei vor dem russischen Vizemeister: „Eine unserer besten Leistungen, vor allem gegen den Ball“, lobte Marsch, „wir haben gut gespielt, gut gekämpft und viele Zweikämpfe gewonnen!“ Der Sieg schien nur etwas mehr als zwei Minuten in Gefahr zu sein, doch dann stach der Joker von Marsch, der 18 jährige Karim Adeyemi (Bild oben): In seinem zweiten Champions League-Einsatz sorgte er kurz nach Loks Anschlusstor für das erlösende 3:1. Aber wie: Laut UEFA-Protokoll sprintete er mit 34 Stundenkilometer und den Ball am Fuß über den halben Platz zu seinem ersten Treffer in der Königsklasse. Auch die Draufgabe konnte sich sehen lassen: Adeyemi feierte das Supertor mit einem Jubelsalto.

Marsch ließ die gleiche Besetzung wie beim 1:3 in München gegen Bayern beginnen. Der serbische Lok-Trainer Marko Nikolic, der  mit dem verletzten Polen Grzegorz Krychowiak und Fedor Smolov auf zwei Stammspieler verzichten musste, auf den wichtigsten Mittelfeldspieler und einen torgefährlichen Stürmer, wollte ein Unentschieden „ermauern“, bot nur drei Offensivspieler auf, um zwei Punkte vor Salzburg zu bleiben. Der Plan ging gar nicht auf. Salzburg kontrollierte das Match, machte Tempo, lief vor allem auch mehr – am Ende des Spiels waren es 107 Kilometer, zehn mehr als die Verlierer. Der Aufwand wurde belohnt. Salzburg erzielte in den 93 Minuten ein Tor mehr gegen die russische Defensive als Atletico Madrid in beiden Partien gegen Lok und Bayern beim Sieg in Moskau.

Salzburgs Defensive wirkte erstmals in dieser Champions League kompakt. Rasmus Kristensen fightete wie noch nie, Andre Ramalho wirkte bis auf eine Ausnahme souverän, Max Wöber ließ nichts anbrennen. Das war der Schlüssel zum Sieg, zu dem Mergim Berisha seinen ersten Doppelpack in der Champions League beisteuerte. Zunächst traf er nach Vorarbeit von Enock Mwepu aus kurzer Distanz, nach 41 Minuten bezwang er bei einem perfekten Konter nach einem idealen Pass von Sekou Koita den russischen Teamtormann Guilherme. Seine Tore drei und vier in der  Königsklasse: „Er hat in jedem Training gut gearbeitet, daher seine Chance bekommen und die genützt“, lobt Marsch den „eiskalten“ Berisha.

Zur zweiten Hälfte bracht Nikolic zwei neue Offensivspieler, aber bis zur 78. Minute schien alles unter Salzburger Kontrolle, als Ramalho unnötig Ze Luis im Strafraum niederstieß. Anton Miranchuk, einer der zwei Offensivjoker, sorgte bei Lok für neue Hoffnung. Aber nur kurz, bis der Brasilianer Murilo Cerquira knapp vor der Mittellinie den Ball an Adeyemi verlor, der auf und davon stürmte, nicht den kurz davor für Dominik Szoboszlai eingetauschten Patson Daka, der völlig frei stand, bediente, sondern den kroatischen Vizeweltmeister  Vedran Corluka gekonnt austanzte und mit rechts ins lange Eck traf. Da kündigt sich ein Klassestürmer an, Sky-Kommentator Alfred Tatar schwärmte von einem Weltklasstor.

„Unsere Einstellung war überragend. Wir haben uns gepusht, wir wollten diesen Sieg unbedingt, waren von der ersten Minute an für dieses Finale bereit“, gestand Ramalho. Der brachte  2,4 Millionen Euro. Aber die erste Siegesprämie in dieser Saison war nicht das Wichtigste an diesem Abend. Das nächste Highlight gab es nach russischer Zeit bereits nach Mitternacht, also am Donnerstag im Hotel: Da sahen die Salzburger Sieger am TV-Schirm, wie Thomas Müller mit einem Elfmeter Bayerns Ausgleich bei Atletico Madrid sieben Minuten vor Schluss schaffte. Das 1:1 (0:1) war eigentlich nicht zu erwarten. Denn David Alaba war in seinem 400. Spiel für Bayern der einzige aus der Stammelf, der begann und daher auch Kapitän. Trainer Hansi Flick ließ zwei 17 jährige beginnen, tauschte Müller, Serge Gnabry und Jerome Boateng erst in der zweiten Hälfte ein. Zwar riss die Siegesserie der Bayern in der Champions League, aber Salzburg reichte das Unentschieden: Ein Heimsieg am nächsten Mittwoch gegen Atletico Madrid bedeutet den Aufstieg ins Achtelfinale. Platz drei und die Europa League hat Salzburg so gut wie sicher. Denn ein Sieg von Lok Moskau in München gegen Bayern scheint ausgeschlossen.

 

Foto: Red Bull Salzburg.

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