In der Champions League noch ohne Niederlage, in der Serie A aktuell seit Sonntagabend und dem 0:1 von Milan gegen Juventus Tabellenführer, erfolgreicher als der FC Salzburg in der Bundesliga. Wie das 3:0 am Samstag bei Torino mit Weltmeister Lautaro Martinez (Bild) in Hochform zeigte, obwohl es zuletzt zwei Heimspiele gegen Bologna (2.2) und Sassuolo (1:2) ohne Sieg gab: Dennoch sind die Sorgen von Inter Mailand größer als die von Österreichs Abonnementmeister, der Dienstagabend im Meazza-Stadion gastiert. Sogar viel größer. Weil beim Finalisten der letzten Saison die Beseitigung des finanziellen Debakels, die Rückzahlung eines Kredits bis Mai 2024 Priorität hat. In der prekären Situation zählte die Erfahrung des 66 jährigen Sportvorstands Beppe Marotta, der von 2018 bis 2018 bei Juventus das Sagen hatte. Von den 23 Spielern, die Inter für das im Mai 0:1 verlorene Endspiel gegen Manchester City nominiert hatte, tragen zehn nicht mehr das schwarz-blaue Trikot. Darunter Tormann Andre Onana, Torjäger Romelu Lukaku, Edin Dzeko, Marcelo Brozovic. Das war eine finanzpolitische Notwendigkeit.
Vor sieben Jahren übernahm der chinesische Konzern Suning Inter, pumpte in drei Jahren 400 Millionen Euro in den Klub. Die letzten zwei Suning-Bilanzen vermeldeten eine Minus in Milliarden-Höhe, das Vermögen der Holding schmolz daher um mehr als 20 Milliarden. Steven Zhang, der Sohn des Suning-Besitzers, musste sich in Hongkong wegen eines nicht beglichenen Kredits übe 300Millionen vor Gericht verantworten. Er ist seit 2018 Inter-Präsident. Aber Suning kann sich Inter inzwischen nicht mehr leisten. Der Traditionsklubs ist nun als „Familien-Unternehmen“, ausgelagert in einer in Luxemburg eigens gegründeten Gesellschaft. Der Klub muss sich eigenständig finanzieren und Schulden abbauen, 2021/22 gab es ein Rekordminus von 245 Millionen. Der Betrieb wird mittels einen 275 Millionen-Darlehens des US-Fonds „Oaktree“ am Laufen gehalten. Der neue Sponsorvertrag mit dem Streaming-Dienst Paramount bringt nur 15 Millionen. Stadtrivale Milan lukriert via Sponsoren das Doppelte.
Daher war bei der Suche nach neuen Spielern auch Sparen angesagt. Tormann Yann Sommer und Benjamin Pavard von Bayern kosteten zusammen 36,75 Millionen, aber Onana allein brachte 52,5 Millionen von Manchester United. Marcus Thuram von Mönchengladbach war ablösefrei. Die Rückkehr von Marko Arnautovic nach 13 Jahren durch einen Leihvertrag mit Bologna galt immer nur als Notlösung. Schließlich hatte der österreichische Teamspieler bis Sommer nur ganze fünf Einsätze in der Champions League, zuletzt im Dezember 2010 bei Werder Bremen. Beim 1:1 gegen Real Sociedad war es sein sechster, am 8.November in Salzburg könnte es vielleicht der siebente werden, falls die Verletzung bis dahin ausgeheilt ist und Trainer Simone Inzaghi der Meinung sein sollte, dass Martinez oder Thuram eine Pause benötigen.
Beim FC Salzburg gibt es keinen Kredit, der zurückgezahlt werden muss, sondern ein sattes finanzielles Plus. Aber derzeit ein sportliches Minus. Ob sich das Dienstag im Meazza-Stadion ändern wird? Trainer Gerhard Struber versprach ein anderes Gesicht als Samstag beim 0:1 gegen LASK. Der gegen die Linzer gesperrte Innenverteidiger Strahinja Pavlovic nimmt sicher den Kampf gegen Martinez auf, Linksverteidiger Aleksa Terzic fällt mit einer Oberschenkelverletzung aus. Damit ist Andreas Ulmer wenige Tage vor seinem 38. Geburtstag erste Wahl. Mads Bistrup, der Samstag erkrankt fehlte, dürfte einsatzfähig sein.
Foto: UEFA.
