Fußball

Rapids neuem Sportvorstand sind die Hände gebunden

22.102 Zuschauer in fünf Partien, 4420 im Schnitt –  Mittwochrunden Ende November bei eisiger Kälte sind nicht der große Hit, darf es mit  der Beginnzeit 20.30 Uhr einfach nicht geben.  Das sollten die Bundesligaplaner eigentlich wissen.  Das wird sich auch bei einer Zwölferliga nicht entscheidend ändern.  Weil der Admira die zweite Auswärts-Sensation in  vier Tagen gelang, auf das 1:0 in Salzburg ein 2:0 bei Tabellenführer Sturm Graz, der noch dazu Topscorer Deni Alar mit Verdacht auf Mittelfußknochenbruch, der ihn schon bei Rapid eingebremst hatte, verlor, folgen ließ, lacht Altach erstmals in der rot-weiß-roten  Fußballgeschichte zumindest fast 96 Stunden lang von der Spitze. Da fällt einem der Spruch von Damir Canadi zu seinem  Wechsel von Vorarlberg nach Hütteldorf zu Rapid ein: „Im Moment fiel er schwer, für die Zukunft wird er  richtig sein.“

Seine Erben in Altach um Werner Grabherr, dirigiert von Sportchef Georg Zellhofer, profitierten sicher von Canadis  Arbeit, holten aus drei Spielen ohne ihn sieben Punkte, er mit Rapid nur einen. Auch beim Letzten Mattersburg war kein Sieg drinnen, nur ein 1:1.  Damit hat Rapid 15 Punkte Rückstand auf Platz eins. Unfassbar. Der Unterschied: Je fünf Umstellungen bei Altach und Rapid. der neue Tabellenführer siegte, Rapid nicht. Fiel sogar hinter Wolfsberg und Admira  auf Platz sieben zurück. Ein Tiefpunkt.  Am Rasen gelingen  nicht so gute Inszenierungen wie Montag Abend bei der  Jubel-Generalversammlung.

FürWien bahnt sich im Titelrennen ein Debakel an: Die Austria hat zu wenig Qualität, um die Big Points zu machen. Das sah man auch  beim 1:3 im Schneetreiben gegen Salzburg. Nicht einmal ein irreguläres Tor konnte helfen. Wie wenig die Devise, alles positiv zu reden, auf Dauer glaubhaft wirkt, zeigte auch die Zuschauerzahl beim Spitzenspiel der  Runde: Nicht einmal 5000, nur 4885 im großen Happel-Stadion. Aber der eigenartige Platzsprecher verkündete  höhnisch  das Führungstor von  Mattersburg gegen Rapid.  Die violetten Probleme sind zwar nicht so groß wie beim grün weißen Erzrivalen, aber doch auch vorhanden. Salzburg hat  die Chance, den Rückstand auf Altach Samstag im direkten Duell auf zwei Punkte zu reduzieren. Ob das die Gerüchte, dass der Titelverteidiger nicht mit Oscar Garcia als Trainer ins Frühjahr gehen wird, zum Verstummen bringen würde? Die Tatsache, dass  Liefering-Trainer Thomas Letsch keine Freigabe für Altach bekam,  dient ans Indiz. Und dann hört man nicht gerade selten  den Namen von  ZoranBarisic. Der Salzburger Plan, junge Spieler zu entwickeln, passt ja zu ihm.

Canadi kann einstweilen bei Rapid  so viel umstellen, wie er will, es reicht nicht zum ersehnten Sieg. „Gegen den Ball okay, mit dem Ball viel Luft nach oben“, kommentierte er die zwei liegen gelassenen Punkte beim Letzten Mattersburg. Innenverteidiger Christopher  Dibon im defensiven Mittelfeld gab es auch unter Barisic einmal im Heimspiel gegen Wolfsberg.  Die Doppelspitze Joelinton-Kvilitaia kann keine Dauerlösung sein. Das erste goldene Händchen, das Canadi bei Rapid hatte, rettete nur einen Punkt: Ex-Admiraner  Pilipp Malicsek, gerade zwei Minuten im Spiel,  gelang mit seinem ersten Tor für  Rapid der Ausgleich,  verhinderte die vierte Niederlage unter  Canadi. Er kam bei seinem dritten Einsatz als Joker   statt Ivar Mocinic, dem teuersten Einkauf der Rapid-Geschichte, der zuvor erstmals eine klare Torchance vorbereitet hatte, die  Kvilitaia vergab. Aber Malicsek  gab den Hinweis, dass er es verdienen würde, mehr als zuvor unter Canadis Vorgänger Mike Büskens  forciert zu werden.

Wer Rapid derzeit so spielen sieht, muss alle Kandidaten für Andreas Müllers Nachfolge als Sportvorstand  fast warnen, sich dies anzutun. In erstes Linie Andi  Herzog. Denn selbst Akzente zu setzen, fällt durch die  Gegebenheiten schwer.  Es laufen nur zwei Spielerverträge nach der Saison aus. Einer ist der von Steffen Hofmann. Wie sehr er fehlt, sieht man in jedem Spiel, in dem er nicht dabei ist. Alle anderen laufen weiter.Und auch das vor zwei Wochen bestellte Trainerteam, das sich  Canadi aussuchte, ist einzementiert. Etwas anderes wäre geradezu pervers. Was kann also der neue Sportvorstand  tun,um die verfahrene Situation zu retten?  Das ist eines der grün-weißen Rätsel.

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