Fußball

Ein Admira-Versager schrieb mit Finnland Geschichte

Finnlands Fußballteam schrieb Geschichte. Was 2007 um ein Tor verpasst wurde, gelang zwölf Jahre später: Das Nationalteam der  Wintersportnation spielte die beste Qualifikation seiner  Geschichte, ist damit erstmals bei einem Großereignis dabei, qualifizierte sich Freitag auf Kunstrasen in Helsinki mit einem 3:0 (1:0) gegen Liechtenstein mit seinem Teamchef Helgi Kolvidsson (als Spieler Legionär bei Austria Lustenau, als Trainer bei Lustenau, Wr. Neustadt und Ried, von 2016 bis 2018 im Trainerstab bei Islands Nationalteam) als elfte Nation für die Europameisterschaft 2020. Als zwölfte folgte Stunden später Schweden mit einem 2:0-Auswärtssieg gegen Rumänien. Die Jubelszenen in der Telia5G-Arena von Helsinki, die allerdings nur 10.770 Zuschauer fasst, hatten fast etwas von südländischer Begeisterung an sich.  Speziell der Jubel in der finnischen Kabine. Im ganzen Land, speziell in der Hauptstadt, erreichten sie fast Dimensionen wie vor sechs Monaten nach dem Titelgewinn bei der Eishockey-WM vor den Toren Wiens in Bratislava.

Und mittendrin mit der Nummer 13 (Bild oben) war einer, der letzte Saison in Österreich als Legionär bei Admira in der Südstadt nicht zu Unrecht als Versager galt: Pyry Soiri, jetzt 25 Jahre alt. Die Hoffnungen bei Admiras Manager Amir Shapourzadeh und Geschäftsführer Thomas Drabek waren groß, als sie im Juni 2018 Soiri mit dem Admira-Dress präsentierte. Er kam aus Weißrussland von Soligorsk. Soiris Bilanz der Admira-Saison: Nur zwölf Einsätze mit zwei Toren, Im Herbst 2018 bei den Heimniederlagen gegen Sturm Graz und Austria. Im Frühjahr 2019 kam er nicht mehr zum Einsatz, gehörte ab Ende April nicht mehr zum Kader. Bei Finnlands Teamchef Markku Kanerva war er hingegen als Außenbahnspieler links im Mittelfeld stets dabei, erzielte bei einem der sechs finnischen Qualifikations-Siege, beim 2:0 in Jerewan gegen Armenien, als Joker ein wichtiges Tor. In der Südstadt weinte niemand Soiri eine Träne nach, als er im letzten Sommer nach Dänemark zu Esbjerg übersiedelte. Seine Bilanz dort: Je ein Tor und Assist in 16 Spielen, Auch nicht herausragend. Trotzdem fährt ein Admira-Versager nächstes Jahr zur Europameisterschaft.

Dank des Vertrauens von Kanerva, einem der Väter der großen finnische Fortschritte. Seit Jänner 2017 ist er im Amt, zuvor war der ausgebildete Lehrer  U 21-Coach, Also kennt er seine Akteure ziemlich genau. Er gilt als sehr genau, fast pedantisch, analysiert mit seinem Stab stundenlang jede Partie. Bei all den sechs Siegen gegen Liechtenstein, Armenien (je zwei), Griechenland und Bosnien kassierten die Finnen kein Gegentor. So formte Kanerva eine kompakt organisierte Mannschaft, bei der alle hinter der  vorgegebenen Spielweise stehen, die auch von ihrem Teamgeist lebt. Kein Spieler aus der finnischen Liga stand  Freitag in der Startelf, die das EM-Ticket löste. Nur Legionäre aus Deutschland (Leverkusen-Tormann Lukas Hradecky), Zypern, Schweden, Dänemark, Norwegen, Weißrussland, der nordamerikanischen Major Soccer League, Schottland und England.

Kanervas Bilanz in 21 Pflichtspielen:  Zwölf Siege, zwei Unentschieden und sieben Niederlagen. Das 3:0 gegen Liechtenstein war Soiris 21. Länderspiel. Fünf Tore und vier Assists stehen im Teamdress auf seinem Konto. Der herausragende Offensivspieler Finnlands ist die glatzköpfige und bärtige Nummer zehn: Teemu Pukki hat fast Kultstatus. Der 29 jährige spielte von 2011 bis 2013 mit Österreichs Ex-Teamkapitän Christian Fuchs bei Schalke, schaffte dorrt nicht den Sprung zum Stammspieler, landete über Celtic Glasgow und Bröndby Kopenhagen bei Norwich. Schoss die gelben Kanarienvögel zum Aufstieg in die Premier League, erzielt dort für das aktuell Schlusslicht in zwölf Runden sechs Tore. Sein Marktwert steht auf neun Millionen Euro. Bei Finnland sorgte Pukki mit dem Doppelpack zum 2:0 und 3:0 für neun der 15 Treffer in der Qualifikation. Norwich veranstaltete in der Nacht auf Samstag in einem Nachtklub Helsinkis die große Pukki-Party.

Pukki prägt auf seine Art eindrucksvoll die finnische Erfolgsstory. Kanervas Spitzname „Rive“ sorgt bereits seit Wochen für Wortspiele. Der Höhenflug der Nationalelf gilt als finnische „Rivelution“. Freitag wurde sie erfolgreich zu Ende geführt. 80 Jahre, nachdem sich Finnland erstmals an einer Qualifikation beteiligt hatte. So lange waren alle Anläufe erfolglos geblieben. Das Pukki und Admira-Versager Soiri schafften, war nicht einmal Ikonen und Legenden wie Jari Litmanen oder Sami Hyypiä gelungen.

Foto: Palloliitto/Media, © Admira Wacker Media.

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