Fußball

Ein paar mehr Hintereggers

Ein paar mehr Hintereggers täten dem Fußball gut. Wenn das auf Seite eins einer deutschen Zeitung, konkret von „FusballBild“ über den 25jährigen Innenverteidiger aus Kärnten in Diensten des FC Augsburg steht, dann bedeutet dies sicher ein Kompliment für den „Jäger“, wie er auf Grund seines Hobbys bei Österreichs Nationalteam gerufen wird. Der Grund für das Lob waren offene und kritische Worte, die der ehemaligen Stütze von Red Bull Salzburg über die für ihn „komische Richtung“ sprach, in die sich der Fußball entwickelt. Martin Hinteregger war immer schon einer, der sein Herz auf der Zunge trägt. So sprach er offen aus, dass er nie wie andere Salzburger Spieler vor ihm zu RB Leipzig wechseln würde. Wenn er mit Mönchengladbach oder Augsburg bisher in Leipzig spielte, war er der Buhmann, der bei jedem Ballkontakt ausgepfiffen wurde.

„Du darfst nicht mehr du selbst sein“, klagte Hinteregger nach 71 Partien in der deutschen Bundesliga und 31 Länderspielen für Österreich über die aktuellen Zustände in der Fußballszene, „du darfst nicht das sagen, was du denkst, sondern das, was du sagen musst.“ Aber er will eben keiner der Spieler sein, die nur noch eine Rolle spielen. Der Preis, den man  für die hohen Gehälter, die im Fußbáll bezahlt werden, in Kauf nehmen muss? „Jeder will etwas von dir, das verändert dich“, behauptet Hinteregger, „ich würde mich freue, wenn wir wieder dahin kommen, wo wir her kamen. Wie auf dem Bolzplatz. Da darf ein Fußballer noch Fußballer sein.“. Die irrsinnigen Transfersummen würden alles schlimmer machen: „Man sucht noch mehr nach jedem kleinsten Fehler.“

Hinteregger verzichtet auf Smartphone oder i-Phone, begnügt sich mit einem alten Handy ohne Internet: „Das macht das Leben einfacher, ich krieg 80 Prozent weniger Nachrichten“. Nicht nur mit diesen modernen Tendenzen kann er wenig anfangen. Sondern auch mit der neuen Nations League, die in einem Monat auf ihn uns Österreichs Team wartet: „Ich hab´mir den Modus erklären lassen, aber das ist viel zu kompliziert. Es ist doch so, dass wir alle Spiele gewinnen müssen, wenn wir in zwei Jahren bei der Europameisterschaft dabei sein wollen.“ Das ist Klartext, mit dem jeder etwas anfangen kann.

Augsburgs Trainer Manuel Baum äußerte sich zu Hintereggers Worten distanziert: „Jeder, der in einem Dienstverhältnis steht, muss sich überlegen, was er sagt. Das ist im Büro genauso wie im Fußball, das gehört zum Geschäft.“ Baum macht sich aus einem anderen Grund mehr Sorgen um Hinteregger: Er wurde im Juni nach dem Länderspiel gegen Brasilien wegen eines freien Gelenkkörpers im linken Sprunggelenk operiert,  stieg danach wahrscheinlich zu früh wieder ins Training ein. Bestritt schon ein Testspiel, nach dem sich ein Knochenmarködem im Sprunggelenk bildete. Fraglich, ob es Hinteregger bis zum Saisonstart am 25.August beim Aufsteiger Fortuna Düsseldorf schafft. Die Alternative wäre sein Landsmann Kevin Danso. Vom dritten Augsburg-Österreicher wird aus sportlichen Gründen geredet: Michael Gregoritsch erzielte Sonntag  das Siegestor zum 1:0 im Test beim englischen Premier League-Klub Newcastle.

 

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