Selten wurde ein Gast beim Mittagessen des Nationalteams so wie umjubelt wie der am Montag im Hotel Kempinski an der Wiener Ringstrasse: Teamtormann Heinz Lindner, der auch Dienstag beim EM-Qualifikationsspiel gegen Schweden im Happel-Stadion mitfiebern wird. Einen Monat nach der bitteren Diagnose Hodenkrebs und der Operation, bei dem ein Tumor entfernt wurde. Jetzt kann er sich schon wieder normal bewegen, wie der 32 jährige im „Sport am Sonntag“ des ORF erklärte. Bei Österreichs bisher letztem Duell gegen Schweden (vor fünf Jahren 2:0 in Austrais Generali-Arena) hatte Lindner im Tor gespielt.
Die Fans von Österreichs Team zeigten ihre Anteilnahme am bitteren Schicksal von Lindner mit einem Transparent am letzten Samstag in Brüssel(Bild), wünschte gute Besserung. Er selbst ist wieder guter Dinge, positiv eingestellt. Kam mit Frau Anna Christina und Söhnchen Noah nach Wien, wird Donnerstag bei Sion in die Saisonvorbereitung einsteigen. Zwar nicht zu hundert Prozent, aber doch. Ohne ihn stieg Sion in die Challenge eague ab, sein Vertrag läuft noch zwei Jahre.
Teamchef Ralf Rangnick hatte Lindner, nachdem er sein Schicksal via Instagram bekannt gemacht hatte, versichert, die Tür zum Nationalteam stehe ihm immer offen. Bei elf Spielen von Rangnicks Ära hießt sechsmal der Tormann Lindner. Die Chance auf das Comeback gibt es, wenn er wieder voll gesund und einsatzfähig ist. Aber Realist Lindner weiß auch, dass sich die zweite Liga in der Schweiz nicht positiv auf seine Chance auswirkt, nächstes Jahr zur Europameisterschaft zu fahren. So wohl sich seine Frau und er auch im Wallis fühlen, da könnte Handlungsbedarf bestehen. In der Schweiz hat Lindner einen sehr guten Namen. An der EM-Teilnahme würde dem gebürtigen Linzer sehr viel liegen, weil ihn vor zwei Jahren Franco Foda aus nicht nachvollziehbaren Gründen nicht berücksichtigte, Daniel Bachmann, Alexander Schlager und Wolfsburg-Reservist Pavao Pervan den Vorzug gegeben hatte. „Abwarten, was die nächsten Wochen bringen“ heißt Lindners Devise. Danach könnte auch sein Berater Max Hagmayr gefordert sein, damit es im Herbst zum 37. Länderspiel von Lindner kommen kann.
Foto: ÖFB.