Wie gut, dass es Dienstagabend bei Österreich gegen Schweden im Happel-Stadion keine Verlängerung geben kann, sondern nach 90 Minuten samt Nachspielzeit alles vorbei ist. Diese Gedanken kamen einem Sonntagabend bei der TV-Übertragung des Nations League-Finales zwischen Spanien und Kroatien aus dem de Kuip in Rotterdam: Ein Endspiel nach einer langen Saison mit nur wenigen Chancen und Aufregern, spätestens in der Verlängerung regierte nur noch die Müdigkeit. Der Krimi im Elfmeterschießen konnte für die Fadesse davor nicht wirklich entschädigen. Spanien gewann nach zwölf Penaltys 5:3, „Favorit“ Kroatien muss weiter auf seinen ersten Titel warten, Spanien hat hingegen seit Sonntag alle: Dreimal Europameister, Weltmeister, als Nations League-Sieger Nachfolger von Portugal und Frankreich.
Kroatien hatte seine letzten vier Elfmeterschießen alle gewonnen, Bei der WM 2018 in Russland im Achtelfinale gegen Dänemark (3:2) und im Viertelfinale gegen Russland (4:3), letzten Dezember bei der WM in Katar in der k.o.Phase gegen Japan (3:1) und dann gegen Brasilien (4:2). Sonntag lief es anders. Zwar begann und traf wie gewohnt Nikola Vlasic, nach ihm Marcelo Brozovic und Kapitn Luka Modric, ehe Lovro Majer an der Fussabwehr von Saniens Tomann Unai Simon (Bild) scheiterte. Gegen Brasilien hatte Majer getroffen. Nach jeweils vier Schützen lag Spanien 4:3 voran, da Joselu, der zum „man of the match“ gewählte Rodri, Mikkel Merino und Marco Asensio Kroatiens Tormann Dominik Livakovic, der bei der WM vier Elfmeter gehalten hatte, keine Chance ließen. Kroatiens Routinier Ivan Perisic zeigte sich nervenstark, glich zum 4:4 aus, Spaniens Innenverteidiger Aymeric Laporte, eine Woche davor bei Manchester City im Champions League-Finle nicht zum Einsatz gekommen, traf die Latte. Es blieb beim 4:4, es ging weiter. Unai Simon hielt zum zweiten Mal, Bruno Petkovic scheiterte an dem Basken. Real Madrids Verteidiger Dani Carvajal nützte Spaniens zweite Chance, alles für die „Furia Roja“ klarzumachen. Sein erstes Tor im spanischen Team sorgte für eine spanische Jubelnacht.
Im Mittelpunkt stand der Tormann. Unai Simon, 26 Jahre alt, schrieb mit seinem 33. Länderspiel Geschichte. Machte sich zu einem neuen spanischen Fußballhelden. Fast schon ein Nachfolger des legendären, „heiligen“ Iker Casillas, mit dem Spanien zweimal Europa- und einmal Weltmeister wurde. Der Marktwert von Unai Simon wird in die Höhe gehen, schon vor dem Finale stand er auf 25 Millionen Euro. Bei den letzten Elfmeterschießen, die Spanien verlor, hielt er keinen. Weder bei der WM in Katar (0:3 gegen Marokko im Achtelfinale) noch im Viertelfinale der EM 2021 gegen Italien in Wembley (3:5). Ein Karrierehighlight, drei Jahre nach seinem Teamdebüt, seit dem er eigentlich gesetzt war.
In Wien wird Österreichs Teamkapitän David Alaba vor dem TV-Schirm ein „Zerrissener“ gewesen sein. Sollte er sich mit seinen Mitspielern Marco Asensio und Carvajal freuen oder mit Modric trauern? Ihn verabschiedeten die kroatischen Fans mit besonders viel Beifall. Teamchef Zlatko Dalic beschwor ihn geradezu, seine Teamkarriere fortzusetzen, auch bei der EM 2024 Kroatiens Kapitn zu sein. Modric schwieg zu seiner Teamzukunft. Für Spanien Oldie-Entdeckung Joselu gab es auch Montag einen Grund zum Jubeln: Real Madrid gab seine Verpflichtung für ein Jahr auf Leihbasis von Absteiger Espanyol bekannt. Eine Rückkehr des 33 jährigen nach zwölf Jahren, ein neuer Mitspieler für Alaba.
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