Austrias Trainer Manfred Schmid gibt sich überzeugt, dass der Start in die Conference League, das 0:0 gegen Hapoel Beer Sheva, für viel positive Energie sorgte. Die wird am Sonntag, vier Tage vor der nächsten internationalen Prüfung in Posen, sicher nötig sein, um in Hartberg ein Erfolgserlebnis zu haben. Dort gab Trainer Klaus Schmidt die Devise aus, den Punkt vom steirischen Derby bei Sturm zu „vergolden“. Mit einem Heimsieg, dem dritten Spiel hintereinander ohne Gegentor. Außerdem wäre das ein Geschenk an Präsidentin Brigitte Annerl zu ihrem Geburtstag. Sie spendiert nach Schlusspfiff allen Hartberg-Fans Freigetränke.
Noch mehr positive Energie als Austria müsste Sturm Graz durch den 1:0-Heimsieg in der Europa League gegen Midtylland bekommen haben. Austria Klagenfurt wird Sonntag den Grazern einiges abverlangen, erzielte in den letzten zwei Spielen sieben Tore, gewann auswärts das Kärntner Derby, steht derzeit unter den ersten sechs. Allerdings gab es am Donnerstag Störfeuer vom Kärntner Arbeitsmarkt Service. Das deckte auf, dass im Mai und Juni zwei Spieler aus Nicht-EU-Staaten, der Schotte Andy Irving und der Serbe Nikola Djoric, illegal beschäftigt wurden. Das heißt, sie waren bei der Gesundheitskasse angemeldet, ohne schon die Arbeitsberechtigung, die sie erst am 22. Juli bekamen, zuhaben. Der AMS-Chef ging in die Öffentlichkeit, ohne den Klub zu informieren, was nicht die feine Art ist, kündigte als Konsequenz an, dass Klagenfurt ein Jahr lang keine Spieler aus Drittländern verpflichten wird dürfen. Damit wäre das Engagement des 22 jährigen Amerikaners Sebastian Soto hinfällig, müsste der Stürmer unverschuldet als Sündenbock herhalten. Klagenfurt-Präsident Herbert Matschek bedauerte den Fehler, will das Thema sauber abarbeiten, wies aber darauf hin, dass kein finanzieller Schaden entstanden ist und beide kein Pflichtspiel bestritten, bevor sie die Spielberechtigung vom ÖFB erhielten. Die bekamen sie erst nach Vorlage der Rot-Weiß-Rot-Karte, also nach dem 22. Juli. Der AMS-Chef will trotzdem offenbar ein Zeichen setzen.
Nicht betroffen ist davon der letzte Transfer von Austria Klagenfurt, der von RB Leipzig gekommene holländische Verteidiger Solomon Bonnah (Bild oben). Einer der 23 Spieler, die vom Großreinemachen im Leipziger Kader betroffen waren. Klagenfurts Neuerwerbung war 2019 von Ajax Amsterdam in die U 17 von RB Leipzig gewechselt. Im Sommer 2020 holte ihn Jesse Marsch, inzwischen Leipzigs Ex-Trainer, zu den Profis. Zunächst nur ins Training, im Herbst bekam Bonnah drei Kurzeinsätze in der Champions League, Bundesliga und im deutschen Pokal, die nicht länger als zehn Minuten dauerten. Daraufhin wurde aus dem Fördervertrag ein Lizenzspielervertrag bis 30. Juni 2023. Damit erhielt er ein Gehalt von 25.000 Euro brutto im Monat. Ab 1. Juli waren 30.000 fällig. Die hätten bei entsprechenden Einsätzen weiter anwachsen können. Zudem gab es auch Sonderprämien. 25.000 Euro beim ersten Bundesliga-Einsatz in der Startelf, 35.000 für den ersten in der Champions League. 50.000 wären bei seinem ersten Länderspiel für Holland fällig geworden.
Zudem übernahm Leipzig die Schulkosten, die für die Unterbringung im Internat, das Ticket für den Nahverkehr und den Deutschunterricht. Ab 1. Juli stand Bonnah auch ein Dienstwagen zu. Austria Klagenfurt ersparte Leipzig durch den Erwerb des 19 jährigen, nur 1,65 Meter großen Verteidigers 108.000 Euro. So viel hätte der Holländer kassiert, wäre er am 30. September noch in einem Arbeitsverhältnis mit Leipzig gestanden. Dies alles veröffentlichte letzten Mittwoch „SportBild“. Ein Wechsel von Bonnah zu Zweitligist Magdeburg oder in die Schweiz zum FC Luzern war gescheitert, der zu Austria Klagenfurt knapp vor Transferschluss nicht.
Wie viel von Bonnahs Leipziger Gagen übernahm sein neuer Klub? Das wäre interessant zu wissen. Aber Austria Klagenfurt steht nicht in der Pflicht, bekannt zugeben, wie viel ein 19 jähriger verdient.
Foto: Austria Klagenfurt.