Acht Siege in acht Runden gelangen der Wiener Austria zuletzt vor 20 Jahren. Das 3:1 (1:0) im Linzer Stadion beim LASK ohne den gesperrten Dominik Fitz machten die Violetten zum ersten Jäger von Sturm Graz: Austria überholte Rapid, liegt nur drei Punkte hinter dem Meister, empfängt im letzten Spiel dieses Jahres am kommenden Sonntag das Schlusslicht Altach. Die Austria-Fans unter den 10.500 Zuschauern im Linzer Stadion sangen bereits „wir werden Meister“. Das gelang zuletzt 2013. „Wir sind eine geile Truppe“, freute sich Kapitän Bernhard Fischer, der bereits seit langem von einem verschworenen Haufen spricht. Er selbst brachte mit der ersten Chance im Spiel die Austria in Führung und nach 20 Minuten auf die Siegesstraße. Wirklich in Gefahr, das Spiel zu verlieren, kam die Mannschaft von Trainer Stephan Helm eigentlich nicht. Auch nicht, als Abwehrchef Aleksandar Dragovic verletzt ausschied. Zwar gelang es Florian Flecker drei Minuten später, die Linzer auf 1:2 heranzubringen, aber kurz darauf folgte der dritte Treffer der Austria. Daran beteiligt der beste Spieler in Violett: Abubakr Berry gab den entscheiden Pass, den Maurice Malone verwerten musste. Kurz nach der Pause jubelte der Jung-Teamspieler aus Gambia (Bild) über sein erstes Tor in der Bundesliga. Die Flanke von Reinhold Ranftl übernahm der 24 jährige direkt, ließ LASK-Torhüter Lukas Jungwrth keine Chance.
„Wir sind flexibler geworden“, zog Trainer Stephan Helm zufrieden Bilanz, „einmal verteidigten wir etwas tiefer, dann gehen wir wieder brutal drauf!“ Die Austria hätte auch höher gewinnen können. Die Zweifel, ob Helm der Aufgabe gewachsen und der richtige für die Austria ist, sind verflogen. Aber es wäre nicht die Austria, wäre alles eitel Wonne. Einigen wenigen, die sich zu Ur-Austrianern ernannten, ein offenes Ohr bei Präsident Kurt Gollowitzer finden, ist Sportvorstand Jürgen Werner weiter ein Dorn im Auge. Es geht es um die Anteile seiner Investorengruppe, deshalb zweifeln sie sogar an Werners sportlicher Kompetenz. Bei jedem Heimspiel ertönen die bestellten „Jürgen Werner raus“-Sprechchöre, auf der Fantribüne. Geradezu lachhaft, absurd beim Erfolgslauf der Austria, den auch er durch kluge Transfers möglich machte. Nicht nur Dragovic, sondern auch Philipp Wiesinger. Oder Barry, der aus der zweien israelischen Liga kam. Mit ihm wird die Austria sicher Millionen verdienen.
Gollowitzer sah Austrias Sieg in Linz auf Einladung von Siegmund Gruber in der Loge des LASK-Ceo. In ähnlicher Funktion wie bei Austria machte Werner im letzten Jahrzehnt beim LASK mit kluger Trainerwahl (Oliver Glasner) den Durchmarsch von der Regionalliga an die Spitze der Bundesliga möglich. Danach glaubte Gruber, Werner nicht mehr zu brauchen. Derzeit liegt die Austria mit Sportvorstand Werner vor dem LASK. Mit Ranftl, Wiesinger und Andreas Gruber gewannen drei ehemalige LASK-Spieler mit der Austria. Das sagt auch etwas. Die Fortsetzung des Austria-Höhenflugs wurde von unschönen Szenen begleitet: Wegen zu viel Pyrotechnik aus beiden Fanlagern gab es eine 14 minütige Nachspielzeit. In einer der letzten Szenen trat LASK-Verteidiger Filip Stojkovic auf den am Boden liegenden Ex-LASK-Stürmer Marco Raguz. Das musste die rote Karte für den Serben zur Folge haben. Und bedeutet hoffentlich auch eine längere Nachdenkphase.
Schlecht geht es hingegen den Violetten aus Klagenfurt. Der den Fans als Hoffnungsträger für nächstes Jahr präsentierte Martin Hinteregger sah eine 0:3 (0:1)-Heimpleite gegen WSG Tirol. Austria Klagenfurt geriet früh in Rückstand, schaffte auch mit Pech den Ausgleich nicht, das 0:2 fiel in der 87. Minute aus einem Elfmeter. Nach drei Niederlagen und 0:12-Toren sieht es fast danach aus, als sollte erstmals seit dem Aufstieg unter Peter Pacult nicht die Qualifikation für die Meisterrunde gelingen. Derzeit der einzige Erfolg: Der Vertrag mit dem Trainer des Jahres wurde per Handschlag verlängert.
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