Fußball

Es gibt auch gegen Lazio keine Grenzen: Salzburgs Gier wächst

Der Tag nach Red Bull Salzburgs historischem Aufstieg: Puls4 freute sich über die fast schon erwarteten Quoten-Rekorde beim Aufstieg gegen Borussia Dortmund. 769.000 TV-Zuseher bedeuteten neuen Rekord auch mit dem Marktanteil von 39,5 Prozent. Damit war der Privatsender Donnerstag Abend der meist gesehene in Österreichs TV-Landschaft. Im Viertelfinale ist noch Luft nach oben. Auch wenn Salzburg kurz nach 13 Uhr von Frankeichs Ex-Teamverteidiger Eric Abidal als Botschaft der Finalstadt Lyon deren Klub Olympique am Ende davor überraschend daheim gegen ZSKA Moskau ausschied, nicht den Gegner bekam, den alle am meisten wollten, nämlich Arsenal. Sondern den Vierten der italienischen Serie A. Lazio Rom schaltete am Abend davor Dynamo Kiew durch in 2:0 in der ukrainischen Hauptstadt aus.

„Wir werden wieder selbstbewußt auftreten“ kündigte Rose an, „unsere Gier wächst.“ Nach weiteren Erfolgen. Vergleiche mit dem Siegeszug in der Youth League ein Jahr zuvor fand er unzulässig. Zwei verschiedene Paar Schuhe. Und zugleich bremste er die Euphorie mit der Bemerkung ein, dass es vom Viertelfinale noch ein ziemlich weiter und beschwerlicher Weg bis ins Finale ist. Die Spieler trauen sich jedenfalls alles zu: „Jetzt kann kommen, wer will“, stellte Stefan Lainer schon Donnerstag Abend in der Mixed Zone fest. Wo Valon Berisha ohne den Gegner zu kennen, versicherte: „Wir haben vor niemanden Angst. Es gibt keine Grenzen.“ Gilt  selbstverständlich auch für Lazio.

Zwei aus dem Salzburger Kader  wissen, wie man Lazio schlägt: Andreas Ulmer und Christoph Leitgeb gehörten vor neun Jahren zu der Mannschaft, die unter Huub Stevens Lazio in der Gruppenphase zweimal 2:1 bezwang. In Rom durch ein Tor von Marc Janko in letzter Minute. Damals gewann Salzburg die Gruppe ohne Punkteverlust, scheiterte danach aber in der Runde der letzten 32 an Standard Lüttich. Bei Lazio war damals schon der rumänische Abwehrspieler Stefan Rau dabei sowie der Trainer. 2009 war der jetzt 42jährige Simone Inzaghi, der drei jüngere Bruder des bekannten Torjägers Filippo „Pippo“ Inzaghi, 2006 Weltmeister mit Italien, zweimal Champions League Sieger mit Milan. Den Trainerjob hat Simone Inzaghi seit April 2016, zuvor arbeitete er im Nachwuchs.

Derzeit liegt Lazio auf Platz vier hinter Juventus, Napoli und Roma, aber noch vor den Mailänder Klubs Inter und Milan. Der Rückstand auf Patz eins beträgt stolze 23 Punkte. Salzburg wird es mit einem der umworbensten Spielr Europas zu tun bekommen: Der serbische Mittelfeldstar Sergej Milinovic-Savic steht bei Real Madrid, Manchester United und Paris St. Germain am Zettel. Sein Vater Nikola spielte früher in Österreich beim GAK in der Meistersaison unter Walter Schachner sowie bei Schwadorf. Vor fünf Jahren hätte Rapid den 18jährigen Milinkovic-Savic durch die Kontakte des Vaters zum damaligen Trainer Zoran Barisic um 100.000 Euro haben können. Griff aber nicht zu, weil damals Flaute in der Kassa war. Also wechselte er aus der Akademie von Vojvodina Novisad ein Jahr später um eine Million Euro nach Belgien zu Genk, von dort nach einem Jahr um 18 Millionen zu Lazio. Derzeitiger Marktwert: 55 Millionen. Da sein Vertrag bis 2022 läuft, fordert Lazio für ihn 100 Millionen Ablöse.

Im Tor spielt bei den Römern Albaniens Teamtorhüter Thorms Strakosha. Vor ihm verteidigen ein Holländer (Teamspieler Stefan de Vrij) sowie der Belgier Jordan Lukaku, der Bruder des Manchester United-Torjägers. Im Mittelfeld spielen mit Milinkovic die Brasilianer Lucas Leiva und Luis Alberto, die von Liverpool kamen, sowie der Bosnier Senad Lulic. International bekannt ist vor allem  Torjäger Ciro Immobile (Bild oben).

Vor vier Jahren holte ihn Borussia Dortmund als aktuellen italienischen Torschützenkönig um 18,5 Millionen Euro von Torino. Aber mit der Nachfolge von Robert Lewandowski kam er nicht zurecht. Auch beim FC Sevilla erfüllte er danach  nicht die Erwartungen. Daher zurück nach Italien. Im Sommer 2016 holte ihn Lazio für 9,5 Millionen. Und dort überraschend Immobile bisher alle Skeptiker: Seine 23 Ligatore verhalfen Lazio zum überraschenden fünften Rang. Seit Hernan Crespos 26 Treffern 16 Jahre zuvor war kein Spieler erfolgreicher. Und der Argentinier ist bis jetzt Lazios teuerster Einkauf aller Zeiten, der vor 18 Jahren 20 Millionen Euro kostete. Die Bilanz  des 28jährigen, 1,84 Meter großen  Immobile in dieser Saison: 24 Tore in der Serie A, sechs in der Europa League in sieben Toren. Von ihm droht Gefahr. Andererseits erwiesen sich gegen  Dortmund Salzburgs Innenverteidiger Andre Ramalho und Duje Caleta-Car als sicherer Wert. Wer den Brasilianer sah, konnte nicht verstehen, warum der in der deutschen Bundesliga bei Leverkusen und Mainz nicht zurecht kam.

Wie gegen Dortmund spielt Salzburg auch gegen Lazio zuerst auswärts. Vier Tage nach Ostern in Rom, die Entscheidung dann am 14.April in Wals-Siezenheim. Anpifff wie gegen Dortmund um 21.05 Uhr. Die Ex-Salzburger Marcel Sabitzer, Stefan Ilsanker und Konrad Laimer bekommen es im RB Leipzig-Dress im Viertelfinale mit Olympique Marseille zu tun. Da könnte sich Trainer Ralph Hasenhüttl Tipps von Rose holen: Schließlich schlug Salzburg im Herbst in der Gruppenphase  Marseille daheim 1:0, holte auswärts ein 0:0. Das brisante Red Bull-Duell zwischen Salzburg und Leipzig wünschen sich beide erst im Endspiel.

In der Champions League hatte David Alaba mit Bayern Losglück: Der FC Sevilla sollte seinen Traum vom zweiten Tripple nicht zerstören, noch dazu ist das entscheidende zweite Spiel in München. Auch Barcelona gilt gegen AS Roma als Favorit. Brisant hingegen die Wiederholung des Vorjahrsfinales Real Madrid-Juventus, die in Turin beginnt. Und noch brisanter das England-Duell zwischen Liverpool und Manchester City mit seinen Trainerstars Jürgen Klopp und Pep Guardiola. Über das sich auf der Insel in Wahrheit keiner freut.

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