Fußball

Rapid ist voller Widersprüche

Nach 180 torlosen Minuten in Salzburg und Altach, die Rapid dennoch auf Platz drei brachten, kommt Samstag das Vorletzte Wolfsberg als Gegner für Grün-Weiß gerade recht. Gelangen doch in den letzten zwei Heimspielen gegen die Kärntner unter Goran Djuricin jeweils vier Tore. Das ist wohl auch der Maßstab für Samstag. Selbst wenn der dritte „Heim-Vierer“ hintereinander  gelingt, Djuricin wieder Grund zum Lachen hat (siehe Bild), sollte man sich hüten, von einer Trendwende zu reden, weil Kapitän Stefan Schwab wieder dabei ist.  Dazu ist Wolfsberg bei allem Respekt kein Maßstab.

Was auf die Enttäuschung von Altach folgte, zeigt nur, wie Rapid voller Widersprüche ist. Sportchef Fredy Bickel zählte die Spieler an, insbesondere Philipp Schobesberger, sah größere interne Konkurrenz, mehr Alternativen für den Trainer, weil ja nur noch Christoph Dibon ausfällt. Das Fehlen von Joelinton beschränkt sich auf die Gelbsperre gegen Wolfsberg. Montag skizzierte Bickel vor dem Kuratorium 45 Minuten lang die unbefriedigende Situation aus seiner Sicht, hörte danach kritische Einwände, die sich auf die ganze Klubpolitik bezogen. Die es nicht offenbar nicht als vorrangig sieht, die Verbesserung der Mannschaft als dringlichtes Ziel zu definieren. Sondern sich lieber in wirtschaftlichen Erfolgen sonnt. Dass es auch gegen den Trainer Vorbehalt gibt, bekam Bickel ebenfalls mitgeteilt.

Der Schweizer beging zuvor ein schlimmes Foul an Steffen Hofmann, als er in einem „Krone“-Interview erkläre, der könnte Rapid nicht mehr helfen, ihm damit die Bundesliagtauglichkeit absprach. Es ist ungeheuerlich, was sich ein Spieler, der um Rapid mehr Verdienste hat als Bickel und Djuricin je gemeinsam haben werden, am Ende seiner Karriere alles gefallen lassen muss. Gemäß seiner Devise, dass keiner wichtiger als der Verein ist, verzichtet er bis zur Selbstverleugnung darauf, einmal die überfällige Antwort zu geben.  Denn die Bickel-Behauptung ist durch nichts bewiesen. Kurzeineinsätze unter zehn Minuten als Maßstab herzunehmen, bedeutet ein starkes Stück. Man könnte fast vermuten, Sportchef und Trainer eint die Angst, dass Hofmann das Gegeneil beweist, wenn er länger spielt. Das wäre für beide der Supergau.

Bickels Sicht mit den Alternativen teilt Djuricin nicht so ganz. Einer der  Rapid-Widersprüche. Der Trainer glaubt, dass der Kader qualitätsmäßig nicht so viel hergibt, um  einige Umstellungen wagen zu können. Wieder einer seiner Aussagen, die man nicht unbedingt als clever bezeichnen kann, sondern als unglücklich. Da müssen sich einige, die bei ihm nicht zum Zug kamen, aber schon in der Vergangenheit ihre Fähigkeiten bewiesen, vor den Kopf gestoßen fühlen. Wie Mario Pavelic oder auch der 19jährige Manuel Thurnwald, der in allen Nachwuchsnationaleams spielte. Beide könnten mit ihrem läuferischen Potenzial für mehr Feuer sorgen. Wie man hört, wird Bickels „Buhmann“ Schobesberger  wieder beginnen, weil Djuricin keine Alternative sieht. Bei Veton Berisha kann man das nachvollziehen. Die Umstellungen nach dem Frust in Altach werde sich auf die Rückkehr von Dejan Ljubicic nach einer Grippe, möglicherweise auf das Comeback von Schwab von Beginn weg und auf Louis Schaub beschränken, der erstmals in diesem Jahr in der Startelf stehen wird. Was auf Grund seines Potenzials eigentlich keine Diskussion sein darf, wenn der einzige Rapidler im Teamkader fit ist. Ivan Mocinic könnte nach 15 Monate wieder zum Kader gehören.Mit elf Punkten Rückstand auf den Zweiten Sturm Graz geht Rapid in die letzten elf Runden. Der grün-weiße Gegner im Cupsemifinale scheint auch punkto Zukunftsplanungen einen Schritt voraus, präsentierte mit Admiras Defensivallrounder Markus Lackner bereits die erste ablösefreie Neuerwerbung. Sportchef Günter Kreissl sieht in dem 26jährigen einen kompletten Spieler mit positivem Charakter. Trainer Heiko Vogel  in der Kombination aus Größe (1,92 Meter) und fußballerischem Können ein Profil, das auf der ganzen Fußballwelt gesucht wird. Bitter für Admiras Trainer Ernst Baumeister, der nach Maximilan Sax (zu Austria) und Markus Wostry (zum LASK) mit Lackner den dritten wichtigen Spieler verliert, wieder den Neuaufbau in Angriff nehmen muss.

Foto: © FOTObyHOFER/CHRISTIAN HOFER.

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