Seit fünfeinhalb Jahren macht Freiburg mit einem Innenverteidiger, der im Rapid-Nachwuchs ausgebildet wurde, sehr gute Erfahrungen. Mit Philipp Lienhart, der 2014 als 18jähriger nach Spanien zu Castilla, der zweiten Mannschaft von Real Madrid gewechselt war, ohne ein Spiel in Rapids Kampfmannschaft absolviert zu haben. Lienharts Leistenoperation und die drohende Pause bis März sorgten bei Freiburg für Handlungsbedarf, zumal Lienharts Ersatzmann Manuel Gulde Samstag beim 3:2 gegen Hoffenheim patzte und auch ausgeschlossen wurde. Die Wahl fiel wieder auf einen ehemaligen Rapid-Nachwuchsspieler, einen aus Ungarn: Attila Szalai (Bild), 18 Monate jünger als Lienhart. Gespielt haben sie in Grün-Weiß nie miteinander. Szalai kam als 18 jähriger einmal in der Bundesliga zum Zug, in der ersten Trainerära von Zoran Barisic im letzten Heimspiel der Saison 2015/16, beim 1:1 gegen Altach. Bei den Barisic-Nachfolgern fand er wenig Beachtung. Der Konkurrent von Szalai hieß damals Max Wöber.
2018 verließ Szalai Hütteldorf, kam über Ungarn und Zypern (Apollon Limassol) zum türkischen Spitzenklub Fenerbahce Istanbul, bei dem er von 2021 bis 2023 unter Vertrag stand. Im August 2022 feierte Szalai mit Fenerbahce in der Qualifikation zur Europa League zwei Siege gegen die Wiener Austria. Ein Jahr später gelang der nächste Karrieresprung in die deutsche Bundesliga. Zu Hoffenheim, um eine Ablöse von 12,3 Millionen Euro. Dort überzeugte Szalai im Herbst nicht, blieb vieles schuldig, kam nur zu fünf Einsätzen. Freiburg lieh ihn bis Sommer aus, weil ansonst für das nächste Spiel gegen Werder Bremen mit Matthias Ginter nur noch ein Innenverteidiger zur Verfügung stand. Auf eine Kaufoption für den 41 fachen ungarischen Teamspieler, der bei der EM 2021 in allen drei Partien der Madjaren über die volle Distanz im Einsatz war, bestand Freiburg aber nicht. Sonntag gab es das erste Gespräch zwischen Lienhart und Szalai. Ob sie bis Saisonende einmal miteinander in der Bundesliga spielen werden? Sobald Lienhart wieder fit ist, gilt er als gesetzt. Szalai muss Freiburgs Kulttrainer Christian Streich erst überzeugen. Was ihm beim Streich-Kollegen Pellegrino Matarazzo in Hoffenheim nicht gelungen war.
Auch in der Schweizer Superleague liefert einer mit Rapid-Vergangenheit Gesprächsstoff: Fredy Bickel, der von 2016 bis 2019 Sportchef, in dieser Zeit auch mit dem Thema Szalai befasst war. Nach der Rapid-Zeit agierte Bickel von Oktober 2019 bis April 2020 als Sportchef von Grasshoppers Zürich, als der Rekordmeister nur in der zweiten Liga spielte. Als der chinesische Fosun-Konzern Grasshoppers kaufte, wurde Bickel beurlaubt. Jetzt steht nach dem Besitzerwechsel zum FC Los Angeles ein Comeback des 58 jährigen zur Diskussion. Das erste Spiel von Grasshoppers in der amerikanischen Ära brachte eine 0:1-Niederlage bei Meister und Tabellenführer Young Boys Bern.