Silvester mit Familie und Freunden in London feiern fällt für Sebastian Prödl und Kevin Wimmer flach. Nur Anstossen mit den Mitspielern zu Mitternacht im Hotel ist drinnen. Denn am Neujahrstag beginnt um 14.30 Uhr an der Vicarage Road für Prödl das zweite kleine London-Derby mit Watford innerhalb von sieben Tagen. Tottenham kommt drei Tage vor dem großen Schlager gegen Tabellenführer Chelsea Mittwoch Abend an der White Hart Lane. Gegen Watford es darum, an Liverpool, Manchester City und Arsenal dran zu bleiben. Schlägt Chelsea zum Jahreswechsel Stoke, könnte bei Tottenham mit dem 14. Sieg hintereinander ein neuer Rekord in der Premier League aufgestellt werden.
Zum Jahreswechsel muss Ex-Teamkapitön Christian Fuchs mit Leicester daheim gegen West Ham den freien Fall ds Meisters Richtung Abstiegszone einbremsen. Weiter ohne Torjäger Jamie Vardy. Aber Fußball-England blickt Samstag vor allem nach Liverpool an die Anfield Road. Der Zweite empfängt den Dritten Manchester City. Das neunte Duell zwischen absoluten Trainerstars, das erste auf der Insel: Jürgen Klopp gegen Pep Guardiola. Dis bisherigen acht gab es in Deutschland: Mit jeweils vier Siegen. Klopp gewann mit Borussia Dortmund gegen Guardiolas Bayern zweimal das Finale um den Supercup (4:2, 2:0), einmal in der Bundesliga (3:0) und einmal im Cupsemifinale (3:1 nach Elfmeterschießen). Guardiola kassierte bei seinen veir Siegen gegen Dortmund (3:0, 2:1, 1:0 in der Bundesliga, 2:0 im deutschen Cupfinale) nur ein Gegentor.
Da prallen 26 Titel aufeinander. Guardiola liegt mit 21 klar in Führung: Dreimal deutscher Meister, zweimal deutscher Cupsieger, zweimal Sieger in der Champions League mit Barcelona, dreimal spanischer Meister, zweimal den Pokal gewonnen, dreimal den Supercup, dazu noch sechs weitere Titel. Klopps Bilanz mit Dortmund: Zweimal deutscher Meister, einmal Cupsieger, zweimal Supercupgewinner. Die ersten zwei Endspiele mit Liverpool verlor er. In der Europa League gegen Sevilla 1:3, im Ligapokal gegen Manchester City 1:3, aber noch mit Guardiolas Vorgänger Manuel Pellegrini. Dafür will sich Klopp revanchieren.
Bei der Vertragsdauer liegt er vorne. Er unterschrieb in Liverpool bis 2022, Guardiola bei Manchester City bis 2019. Dafür kassiert der Spanier mehr: 17,5 Millionen Euro Gehalt pro Saison, dazu weitere vier durch vier Sponsoren (adidas, Audi, Gore-Tex, Banc Sabadell). Klopp kommt „nur“ auf 8,7 Millionen Gehalt, also um 8,8 weniger als Guardiola. Kassiert von seinen Sponsoren Opel, Philips, DVAG, Warsteiner noch 2,5 dazu. Also braucht man sich auch um ihn wirklich keine Sorgen machen. Zweimal warm essen am Tag geht sich auf jeden Fall aus.
Guardiola spionierte Dienstag bei Liverpools 4:1 gegen Stoke auf der Tribüne der Anfield Road mit grauer Schiebermütze. Worauf Klopp frozzelte: „Ich respektiere Manchester City sehr, war aber weder diese noch letzte Saison in ihrem Stadion als Zuschauer. Wahrscheinlich wollte Pep nur guten Fußball sehen.“ Zwei Tage später klang er schon viel ehrfurchtsvoller: „Pep ist hundertprozentig ein außergewöhnlich guter Trainer.“ Aus Deutschland kamen hingegen Giftspritzen. Von Ex-Teamchef Berti Vogts zu seinem 70. Geburtstag: „Das Ballgeschiebe von Guardiola. Bitte nein. Er hat in seinen Klubs das Geld für die passenden Spielertypen, die das Geschehen wegschieben aus der eigenen Hälfte, dreimal aufs Tor schießen und 2:0 gewinnen. Das ist vorbei. Klopp in Liverpool hat auch 60 Prozent Ballbesitz. Aber der Ball kommt schneller in die Spitze.“ Was wird sich im Kampf um Platz zwei durchsetzen?
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