Fußball

Glasner und der nächste Schritt in die Geschichtsbücher

Mittwoch Abend sind in Deutschland und Österreich alle Fans von Eintracht Frankfurt. Wegen der vier Österreicher bei Eintracht Frankfurt: Trainer Oliver Glasner, seine Assistenten Michael Angerschmid und Ronnie Brunmayr sowie der verletzte Abwehrchef Martin Hinteregger, der aber im trotzdem im Finale der Europa League gegen die Glasgow Rangers im Ramon Pizjuan-Stadion von Sevilla, in dem Toni Polster mit seinen Toren zwischen 1988 und 1991 Liebling der Fans war, dabei. Als dritter Assistent von Glasner. Der als fünfter österreichischer Trainer nach Max Merkel, Ernst Happel, Hermann Stessl und Ernst Dokupil ein Europacupfinale erreichte. Er könnte der erste nach 39 Jahren sein, seit Ernst Happels 1:0-Triumph mit dem Hamburger SV gegen Juventus im Endspiel der Champions League in Athen, der eines gewinnt. Was Merkel, Stessl und Dokupil nicht vergönnt war. Aber selbst, wenn die Eintracht als erste deutsche Mannschaft die Europa League gewinnen und damit Geschichte schreiben sollte,  steht für Glasner fest, kein neuer Happel zu sein: „Einen Vergleich mit dem Wödmasta hab ich mir nicht verdient!“ Gewinnt Eintracht, steht sie im Topf eins der nächsten Champions League. Das wäre der größte Tag in Glasners bisher schon so erfolgreichem Trainerleben.

In dem er immer und auch jetzt im Hype um Eintracht und ihn mit seiner Bodenständigkeit auffällt und beeindruckt. Auf seinem Handy hat er ein Familien-Foto von 2015, als er mit seiner Frau und den drei Kindern, die im Pizjuan-Stadion auf der Tribüne sitzen werden, privat im Nou Camp von Barcelona ein Spiel besuchte. Damals träumte er davon, dort zu spielen. Sieben Jahre später ging das in Erfüllung. Mit einem 3:2-Triumph zum Aufstieg ins Semifinale, mit dem Deutschland neue Fußball-Lieblinge hatte. Was Glasner aber nicht veränderte: Er war auch danach beim Frankfurter Eishockey-Zweitligisten auf der Stehplatztribüne zu finden, saß bei einem Ukraine-Benefiz-Konzert in seinem Musikklub mitten im Publikum. Glasner ist ein Gewinnertyp wie früher beim LASK mit Aufstieg und Höhenflug oder letzte Saison bei Wolfsburg mit der Qualifikation für die Champions League. Wegen der Reibereien mit Sportvorstand Jörg Schmadtke beendete Glasner das Kapitel, traf mit Frankfurt die richtige Wahl. Von Platz elf in der Bundesliga redet keiner, alle schwärmen vom Finale gegen die Rangers und träumen von 1980. Als Eintracht das UEFA-Cup-Finale gegen Mönchengladbach gewann. Mit einem Österreicher, dem viel zu früh verstorbenen Bruno Pezzey.

„Unglaublich druckvoll und aggressiv, enorm zweikampfstark“, so beschreibt Glasner die Schotten, spricht von einer Pari-Chance. Aber trotzdem gilt die Eintracht als leichter Favorit. Weil sie in der Europa League noch ungeschlagen ist, in 12 Spielen sieben Siege feierte. Auch in der k.o.-Phase gegen Betis Sevilla, Barcelona und West Ham dominant auftrat. Die Rangers hingegen verloren fünf Partien. Schon zwei in der Gruppenphase gegen Lyon und Sparta Prag, weshalb die Schotten als Tabellenzweiter in die Playoffs mussten, was sich Frankfurt als Gruppensieger ersparte. In den Playoffs gelang es überraschend Borussia Dortmund auszuschalten (auswärts 4:2, im Ibrox-Park 2:2), dann folgten Roter Stern Belgrad mit Aleksandar Dragovic (3:0, 1:2), Sporting Braga (0:1, 3:1 nach Verlängerung) und RB Leipzig mit Konrad Laimer (0:1, 3:1). Bemerkenswert an der Mannschaft des holländischen Trainers Giovanni van Bronkhorst, der im Herbst Steven Gerrard ablöste, als die Liverpool-Legende in die Premier League zu Aston Villa wechselte: Der englische Rechtsverteidiger James Tavernier ist mit sieben Treffern bester Torschütze in der Europa League.

Glasgow Rangers im Finale. Dreieinhalb Jahre nach dem Scheitern an Rapid in der Gruppenphase, als Grün-Weiß im Dezember 2018 durch ein Tor von Dejan Ljubicic im Allianz-Stadion 1:0 gewann und aufstieg. Die Entwicklung bei den Schotten war seither eindeutig besser als bei Grün-Weiß. Live zu sehen ist das Endspiel sowohl bei Servus TV und Sky Austria. Servus TV-Experte Sebastan Prödl glaubt, dass die Entscheidung über Sieg und Niederlage auf den Rängen fällt: „Es gewinnt die Mannschaft, die besser die Stimmung aufsaugt und sich davon inspirieren lässt!“ Die Finalisten bekamen je 10.000 Karten, dennoch kamen 70.000 Rangers-Fans nach Sevilla, 50.000 von Frankfurt. Die Eintracht-Fans, die wie in Barcelona alle weiß tragen werden, planen im Stadion eine Riesen-Choreographie, die in sieben LKws aus Polen nach Andalusien transportiert wurde. Das kostete 50.000 Euro. Ein Wermutstropfen: Frankfurts Adler-Maskottchen Attila darf nicht ins Stadion. Das ließen UEFA und die Einreisebehörde nicht zu. „Wenn wir gewinnen, feiere ich einige Tage mit den Fans“, kündigte Hinteregger an. Das kann man ihm glauben.

Foto: Eintracht Frankfurt.

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