Wie gewünscht! Das stand auf der Homepage von Red Bull Salzburg nach dem 2:0 im Schlager zum Auftakt der Meisterrunde gegen Rapid. Der im ORF die Zuschauererwartungen nicht erfüllte: Der Höchstwert waren 369.000. Überraschend 21.000 weniger als letzten Freitag beim Cupfinale zwischen Salzburg und Lustenau. Trainer Jesse Marsch kommentierte als erleichterter Sieger sehr sympathisch die in Deutschland aufgetauchten Spekulationen, er stehe bei Borussia Dortmund für nächste Saison als Nachfolger für Lucien Favre zur Diskussion. Die Behauptung, er konzentriere sich nur auf Salzburg, wirkte glaubhaft. Ebenso seine Meinung zum Thema Geisterspiele: „Nicht so einfach, die Leidenschaft muss von innen kommen!“ Das gab´s noch Luft nach oben, das wusste der Amerikaner. Wie gewünscht läuft es auch bei Salzburg mit Blickpunkt nächste Saison. 8500 Dauerkarten-Besitzer verlängerten bereits für 2020/21. Ohne zu wissen, wann die Saison beginnen wird und ob dann schon Zuschauer wieder in die Stadien dürfen. Ein starkes Treue-Signal der Fans.
Bei den Verlieren gab es wegen der Verletzten Christopher Dibon, der wie befürchtet einen Riss des hinteren Kreuzbands im linken Knie erlitt, als er im Rasen hängen blieb, der ihn bis Jahresende ausser Gefecht setzen wird, Mario Sonnleitner und Thomas Murg nur eine Meinung: Bitterer hätte es nicht kommen können. Speziell das schnelle Ende für Dibon, der als sicherer Wert im Abwehrzentrum merkbar abgehen wird. Sein Riesenpech sorgte für Rapids schnellsten Austausch seit 7. August 2015. Damals war drei Tage nach dem historischen 3:2 in der Qualifikation zur Champions League bei Ajax Amsterdam der nunmehrige Sport-Geschäftsführer Zoran Barisic auf der Trainerbank im Happel-Stadion bei der 2:4-Pleite gegen Mattersburg dazu gezwungen, weil Tormann Richard Strebinger unmotiviert weit herausgelaufen war, für ein Hands außerhalb des Strafraums Rot sah. Daher musste Ersatzkeeper Tobias Knoflach eingewechselt werden. Auf Kosten von Louis Schaub.
Vier Jahre und zehn Monate danach lief Strebinger auch in Salzburg unmotiviert und schlecht heraus, verschuldete Salzburgs Führung durch Daka (Bild oben). Zu wenig trotz Erfahrungsplus seit 2015 dazugelernt? Er wirkte völlig desorientiert. Den Aussetzer als Folge des Dibon-Ausfalls zu sehen, klingt nach zu billiger Ausrede. Auch der Jahrhundertrapidler Hans Krankl sah sich im Sky-Studio nicht in der Lage, zu sagen, wie es für Rapid ohne Verletzungpech gelaufen wäre. Andi Herzog meinte, es dürften nur die Überlegungen, wie man an die nächsten Spiele ran geht, im Fokus stehen. Ja wie? Im Duell der Mittwoch-Verlierer gegen Sturm Graz am Sonntag Abend im Hütteldorfer Allianz-Stadion wird Trainer Didi Kühbauer damit leben müssen, mit Dibon, Sonnleitner und dem bereits in Salzburg wegen muskulärer Probleme ausgefallenen Mateo Barac drei Innenverteidiger nicht zur Verfügung zu haben, dazu mit Thomas Murg einen Kreativspieler. Ein anderer, Christoph Knasmüllner, kam in Salzburg, nie auch nur halbwegs auf Touren. Was also tun?
Ihm bleibt die Wahl, wie in Salzburg einen Mittelfeldspieler (Dejan Ljubicic) oder Außenverteidiger (Filip Stojkovic) ins Abwehrzentrum zu beordern oder Anleihen bei der zweiten Mannschaft zu nehmen. Acht Hoffnungen gehören ohnehin zu dem der Bundesliga gemeldeten 30 Mann-Kader für das Play off. Unter anderem die Innenverteidiger Leo Greiml und Paul Gobara. Der 18 jährige Greiml kam bereits zu Bundesligaeinsätzen, der zwei Jahre ältere Gobara noch nicht. Ob für die Offensive auch das größte grün-weiße Talent Yusuf Demir, der Dienstag 17 Jahre alt wurde, ein Thema wird? „Er ist auf einem guten Weg“, behauptete Kühbauer. Auch Sturm Graz wird einen Innenverteidiger vorgeben müssen: Der Grieche Anastasios Avlonitis sah bei der Heimpleite gegen Wolfsberg durch eine überzogene Entscheidung von Referee Oliver Drachta die gelb-rote Karte.
Sturm ist in der Tabelle derzeit nur die steirische Nummer zwei. Die überraschende Nummer eins, Hartberg, trägt nach dem Coup beim LASK, den ersten Sieg über die Linzer, den Trainer Markus Schopp als tolle Geschichte bezeichnete, die Hoffnungen der Salzburger Konkurrenten, Sonntag in der Oststeiermark den Marsch des Titelverteidigers zum Double zu stoppen. Das wäre auch Hartbergs erster Sieg über Salzburg. Und eine noch tollere Geschichte.