Bei Österreichs Team reichte es für Lukas Hinterseer trotz seiner 18 Tore in der zweiten deutschen Liga zuletzt nur für die Abrufliste. Beim Hamburger SV gilt der Tiroler Stürmer für den Neubeginn unter Trainer Dieter Hecking, der bei Mönchengladbach Marco Rose weichen hatte müssen, und dem neuen Sportchef Jonas Boldt, der zuvor bei Leverkusen tätig war, nach dem verpassten Aufstieg aber vorerst als ablösefreier Königstransfer. Den noch Boldts Vorgänger Ralf Becker tätigte. Becker, der auch Peter Stöger als Trainer von Wien nach Hamburg hatte lotsen wollen, bevor er entlassen wurde und Boldt Hecking holte. Hinterseer wird als „Bessermacher“ eingeschätzt. Der diese Woche besonders im Blickpunkt steht. Weil der 28jährige ein Heimspiel hat: Trainingslager in seinem Heimatort Kitzbühel. Was Hinterseer natürlich besonders freut.
Freunde und Familienmitglieder sind Zaungäste beim Training, der Platz ist ja nur fünf Minuten von seinem einstigen Kinderzimmer entfernt. Rund um Kitzbühel ist ihm ja alles vertraut, auch die Abkühlung im Eisbach der Kitzbüheler Ache nach dem Training, bei dem er sozusagen als Hausherr (Bild oben vierter von links) seinen Spaß hat. Mehr als so mancher Mitspieler, wie auf der Homepage der Hamburger zu sehen war. Aber ansonst wartet auf ihn eine Saison voller Herausforderungen: „Ich bin gekommen, um mein Ding durchzuziehen“, versicherte der Sympathieträger den Hamburger Medien. Und dazu gehöre auch die richtige Zweitliga-Mentalität mitzubringen, die er ja schon in Ingolstadt und Bochum unter Beweis gestellt hatte: „Es wird beinhart in jedem Match. Speziell für einen Klub wie den Hamburger SV, der zu den Favoriten zählt, den in dieser Liga jeder schlagen will. Gegen uns wird jeder Gegner mehr geben, darauf müssen wir uns einstellen.“ Da spricht aus Hinterseer auch die Bochumer Erfahrung.
Was die Aufgabe noch etwas schwieriger macht: Hinterseer spürte in den ersten Tagen bei so manchem Mitspieler noch die Enttäuschung des verpassten Aufstiegs aus der vergangenen Saison. Also muss Hinterseer auch in punkto Optimismus vorangehen, was ihm in der Heimat Kitzbühel, in Sichtweite des Kinderzimmers, vielleicht noch leichter fällt: „Der Hamburger SV ist bisher der größte Klub in meiner Karriere. Sicher eine andere Hausnummer als Bochum oder Ingolstadt.“ Aber mit Hamburg möchte er wieder dort hin, wo er mit Ingolstadt schon war, nämlich in die Bundesliga. Dort erzielte er in der Ära des nunmehrigen Southampton-Trainers Ralph Hasenhüttl bei Ingolstadts Premierenspiel das erste Tor zum 1:0-Sieg in Mainz, dort bestritt er 56 Partien, in denen er neunmal traf. Es sollen aber noch mehr Bundesliga-Tore von Hinterseer dazukommen. Und auch mehr als zwölf Länderspiele für Österreich: „Das Thema ist bei mir alles andere als abgehakt.“