Mut hat man oder hat man nicht, kann man nicht kaufen. Wenn man als Spieler von Werder Bremen einen Sieg über Bayern München prophezeit, gehört schön viel Optimismus zu. Vor allem, weil es in den letzten 12 Ligaduellen nur Niederlagen gegen den Meister gab. Claudio Pizarro prophezeite dennoch einen Sieg über seinen ehemaligen Klub. Obwohl der 38jähriger Stürmer-Oldie schon 710 Ligaminuten kein Tor erzielte. Aber wenn der Peruaner Recht behält, dann könnte RB Leipzig die Bayern einholen, wenn es gelingt, Hoffenheim die erste Saisonniederlage zuzufügen. Spötter nannten das Duell in Anlehnung an den „El Clasico“ zwischen Real Madrid und FC Barcelona in Spanien „El Plastico“, weil der Zweite und Dritte der Tabelle keine Tradition haben, Plastikklubs seien, hinter denen Milliardäre stehen. Da Didi Mateschitz, dort Dietmar Hopp. Die Trainer Ralph Hasenhüttl und Julian Nagelsmann zerbrachen sich über „El Plastico“ nicht den Kopf, ihnen ist egal, wie man den neuen deutschen Schlager bezeichnet. Nagelsmann fand es sogar zum Scherzen, dass sowohl Hasenhüttl als auch er immer wieder als mögliche Kandidaten für die Nachfolge von Carlo Ancelotti bei Bayern genannt werden: „Ich stehe mit ihm in ständigem Kontakt, wer nächste Saison in München den Chef und wer den Assistenten macht. Wenn wir uns geeinigt haben, werden wir das bekannt geben.“
Auf jeden Fall ist „El Plastico“ für Hasenhüttls Chef, Sportvorstand Ralf Rangnick, ein Duell gegen seine alte Liebe. Von 2006 bis 2011 führte er Hoffenheim aus der Regionalliga an die Spitze der Bundesliga. Samstag geht es um die Champions League-Plätze. Daher spricht Rangnick von einem Sechspunkte-Spiel. In das Hasenhüttl mit Optimismus geht, obwohl er von Hoffenheim eine hohe Meinung hat: „Es gibt nicht viele Mannschaften in der Bundesliga, die ich gerne sehe. Hoffenheim gehört dazu, weil die immer etwas zu bieten haben.“ Aber Leipzig sei topfit und gut in Schuss: „Das war die große Herausforderung in der dreiwöchigen Trainingsplanung für die Vorbereitung, das haben wir geschafft.“ Zudem ging Hasenhüttls Plan mit dem Ex-Salzburger Keita auf der Zehner-Position statt des gesperrten Schweden Forsberg beim 3:0 gegen Frankfurt.
Hasenhüttl, Marcel Sabitzer und Stefan Ilsanker kämpfen um die Spitze – für andere Österreicher geht beim Rückrundenstart der Kampf um den Klassenerhalt schon in die vorentscheidende Phase. Markus Suttner und Lukas Hinterseer brauchen mit dem Vorletzten Ingolstadt eigentlich den Heimsieg gegen den Drittletzten Hamburger SV, dann würde die Lage für Michael Gregoritsch in der Hansestadt immer ungemütlicher, würde einiges für den ersten Abstieg des Gründungsmitglieds sprechen. Beim Letzten Darmstadt gab´s diese Woche die erste große Salafisten-Affäre im deutschen Fußball: Der Klub trennten sich vom Deutsch-Tunesier Änis Ben Hatira auf, weil es Ärger um dessen Engagement für die Hilfsorganisation“Ansaar“ gab, die der Salafisten-Szene nahestehen soll. Darmstadts Fangruppe „Lilienfans gegen rechts“ forderten mit Flugzetteln, dass Ben Hatira die Zusammenarbeit beendet. Politik und Sponsoren setzten den Verein unter Druck, der daraufhin den Vertrag mit Ben-Hatira löste, ihm die Hälfte seines Gehalts bis Saisonende, geschätzte 150.000 Euro, bezahlte. Ob diese Entscheidung zum Engagement des Ex-Rapidlers Terrence Boyd führte, sagt keiner.
Heute empfängt Darmstadt Peter Stögers 1.FC Köln, der erstmals seit dem Aufstieg und damit unter dem Kulttrainer aus Wien sechs Partien in Folge sieglos blieb. Für Stöger allerdings kein Grund, nervös zu werden. Die letzten vier Unentschieden in Folge bedeuten übrigens die längste Kölner Remisserie seit der Saison 1991/92. An der Ur-Forderung Stögers wird sich auch in Darmstadt nichts ändern: „Geht´s raus und seid´s unangenehm!“