Samstag empfängt Türkgücü München im Olympiastadion Magdeburg, den Tabellenführer der dritten Liga. Insider behaupten, dass dies vielleicht das vorletzte Spiel des Chaosklubs sein wird, weil er Ende des Monats den Spielbetrieb einstellen muss. Wenn er nicht unerwartet einen neuen Investor zur Rettung findet. Mit dem Szenario muss sich auch das österreichische Trainerduo beschäftigen. Als Andreas Heraf und Goran Djuricin das sportliche Rettungskommando im Dezember übernahmen, stellten sie sich noch alles anders vor.
Viele warnten Heeraf vor Klubchef Hasan Kivran, weil der türkische Unternehmer sich in sportliche Angelegenheiten einmische, dem Trainer die Aufstellung vorgebe. Immerhin ist Heraf in dieser Saison bereits der fünfte nach Alexander Schmidt (früher St. Pölten), Serdar Dayat, Petr Ruman und Peter Hyballa (früher Sturm Graz). Anfangs gab es stets Kommunikation zwischen Kivran und Heraf, die letzte am 11. Jänner. Besprechung im Nobelhotel Bayrischer Hof. Da ging es um zwei Neuverpflichtungen und die Strategie für den Klub, der sich binnen drei Jahren von der sechsten in die dritte Liga katapultierte. Mit Kivrans Millionen. Diese Saison Klassenerhalt, nächste Saison Anlauf zum Aufstieg. So hieß der Plan. Einen Tag später reagierte Kivran auf Herafs Nachrichten nicht mehr. Daran hat sich nichts geändert. Er tauchte ab, Ende Jänner meldete Türkgücü Insolvenz an.
Der DFB reagierte rasch. Insgesamt elf Punkte Abzug wegen Insolvenz und der Finanzierungslücke von zwei Millionen Euro. In Österreich wäre das nicht passiert. Die Bundesliga ahndet Verstöße gegen die Lizenzbestimmungen erst für nächste Saison. Zuletzt bei der Wiener Austria. Bei Türkgücü werden die Spieler bis Monatsende aus dem Insolvenzfonds bezahlt. Einige sollen bis zu 18.000 Euro im Monat, Wahnssinsgagen für die dritte Liga, kassiert haben. Inzwischen gibt´s Vermutungen, wonach zunächst zugesagte Gesellschaftermittel nicht geflossen sein sollen. Was bedeuten würde, dass Kivran und ein Minderheitsgesellschafter der Türkgücü München Fußball GmbH den Klub im Stich ließen.
„Ich verstehe nicht, wie man plötzlich sein Investment derart aufgeben kann“, sagt Heraf über Kivran. Djuricin und er hätten in den zweieinhalb Monaten Türkgücü so viel erlebt wie andere nicht einmal in der ganzen Karriere. Trotz Chaos und ungewisser Zukunft gewann Türkgücü zwei Spiele. Das Münchener Derby gegen 1860 2:1 und letztes Wochenende auswärts gegen die zweite Mannschaft von Borussia Dortmund 1:0. Ohne Punkteabzug würde Türkgücü am ersten Nichtabstiegs-Platz rangieren. In der Realität gibt es zehn Punkte Rückstand zum rettenden Ufer.
Foto: Türkgücü München.