Marcel Koller bekam Freitag Abend, als er Hamburgs 1:0 gegen Leverkusen vor Ort beobachtete, seinen verletzten Stürmerkandidaten Michael Gregoritsch gar nicht zu Gesicht. Der kam nach der endgültigen Diagnose vom Bänderriss im Sprunggelenk gar nicht ins Stadion. Sondern sah sich Hamburgs ersten Sieg in diesem Jahr daheim auf der Coach via „Sky“ an, lagerte den verletzten linken Fuß hoch: „Ich tue alles, um möglichst schnell wieder spielen zu können“. Aber eine wochenlange Pause wird sich trotz Tatendrang bei allen guten Vorsätzen nicht vermeiden lassen. Was Koller 45 Minuten lang von Teamkapitän Julian Baumgartlinger im Leverkusen-Dress sah, konnte ihn auch nicht zufrieden stellen. Baumgartlinger betrieb wie immer einen großen Aufwand, aber wirklich gut war in dieser Leverkusens Mannschaft mit Ausnahme von Torhüter Leno keiner. Gestand nachher der Ex-Salzburger Kevin Kampl: „Ich kann die Fans verstehen, wenn sie sauer sind. Jetzt sind wir Spieler gefragt.“ Aus Solidarität mit dem für vier Monate gesperrten Hakan Calhanoglu trug er dessen Dress unter seinem, wollte ihn nach einem Leverkusener Tor herzeigen, aber die Startruppe blieb mit Ausnahme eines Lattenkopfballs von Baumgartlinger-Nachfolger Stefan Kießling total harmlos.
Die drei Punkte von Hamburg verschärften im Abstiegskampf die Situation für Werder Bremen beim Sonntag-Spiel in Augsburg. Hamburg holte Bremen punktemäßig ein, Werder bräuchte im Österreicher-Duell zwischen Zlatko Junuzovic und Martin Hinteregger dringend die ersten Punkte in diesem Jahr. Ein zweiter Sieg von Augsburg (fünf Punkte mehr als Werder und Hamburg) wie am 11. September das 2:1 in Bremen wäre fatal, weshalb Sportchef Frank Baumann den Druck auf Trainer Alex Nouri und die Spieler erhöhte. Damals feierte Hinteregger sein Debüt bei Augsburg, verschuldete in der letzten Minute der ersten Hälfte mit einem Foul an Junuzovic den Elfmeter zur Werder-Führung, die aber nicht hielt: „Damals war ich noch ziemlich nervös. Jetzt bin ich schon ganz gut eingespielt, aber noch nicht top“. Eine Ehrlichkeit, die den Kärntner auszeichnet. Für seine Mitspieler sprach er wegen Junuzovic eine Foulwarnung aus: „Jeder Freistoss, den wir 20 Meter vor unserem Tor verursachen, wird zur Gefahr. Junuzovic ist ein Spezialist dafür.“ Er erzielte fünf seiner 17 Tore in der Bundesliga durch direkt verwandelte Freistösse, viele Torvorlagen in seinen 158 Partien im Werder-Dress entstanden durch Freistösse oder Eckbälle. Florian Grillitsch ist mit lädierter Schulter ausser Gefecht, Florian Kainz sitzt auf der Bank. Nouri findet im 3-4-1-2-System weiter keinen Platz für den Steirer.