Fußball

Hütters schlimmste 45 Minuten! Schaub und Kainz stiegen mit Köln auf, ohne zu spielen

Mit fünf Toren Unterschied verlor Adi Hütter als Trainer von Eintracht Frankfurt bisher nur im ersten Pflichtspiel um den Supercup gegen Bayern München. Noch mehr als das 0:5 im letzten Juli schmerzte den Erfolgs-Österreicher Sonntag im vierten sieglosen Ligaspiel hintereinander das zweite Debakel in diesem Ausmaß. Das 1:6(1:6) bei  Bayer Leverkusen stand bereits nach 36 Minuten fest! Unglaublich. Hütter sprach nachher von den schlimmsten 45 Minuten in seiner Frankfurter Ära, nahm die Mannschaft in Schutz und sich in die Kritik: „Ich nehme die Schuld auf mich, kein Problem. Vielleicht hätte ich andere taktische Maßnahmen setzen müssen.“ Eine Minute nach dem 1:6, einem Eigentor seines Landsmanns Martin Hinteregger im Fallen per Kopf, brachte er statt der überforderten Defensivspieler Evan N´Dicka und Jetro Willems die Offensivkräfte Luka Jovic und Mijat Gacinovic. Damit konnte er aber nur noch Schadensbegrenzung betreiben. In Wahrheit war es keine Frage des Systems, sondern der körperlichen Frische.  Drei Tage nach dem Kraftakt zum 1:1 gegen Chelsea in der Europa League wirkten die Frankfurter total ausgebrannt. Schlechte Vorzeichen für das Retourspiel an der Stamford Bridge am Donnerstag.

Nach 147 Minuten ging Leverkusens Torrausch mit der Führung los. Nach 13 Minuten 2:0, eine darauf 2:1, zwischen der 23. und 36. Minute fielen die weiteren vier Tore. Leverkusen hatte in dieser Phase 78 Prozent Ballbesitz, beging bis zum Pausenpfiff kein einziges Foul (!). Das ist historisch. Mehr als sieben Tore in der ersten Hälfte fielen in der Bundesligageschichte noch nie, Leverkusen ist erst die fünfte Mannschaft, die es schaffte, sechs in den ersten 45 Minuten zu schießen. Österreichs Teamkapitän Julian Baugartlinger spielte bei der Gala durch, Aleksandar Dragovic kam nach einer Stunde für den wie so oft verletzten Sven Bender. Leverkusen holte in der Tabelle nach Punkten  den Vierten Frankfurt ein, hat nur die um fünf Treffer schlechtere Tordifferenz. Hütter kann es in der letzten zwei Runden  passieren, Eintrachts erste Teilnahme an der Champions League zu verspielen, sogar  aus den Europa League-Plätzen zu purzeln. Mönchengladbach und Wolfsburg liegen nur je zwei Punkte zurück, Hoffenheim drei. Auf das Rückspiel gegen Chelsea folgt für Eintracht das Main-Derby gegen Mainz, in der letzten Runde das Gastspiel in München bei Bayern. Leverkusen hat die leichteren Gegner. Empfängt Schalke, das Sonntag ohne Guido Burgstaller, der knapp vor der Geburt des ersten Kindes bei seiner Frau Stefanie im Spital war, durch ein 0:0 gegen Augsburg die Rettung schaffte und muss nach Berlin zu Hertha BSC. Eintrachts Sportvorstand Fredy Bobic versuchte Hütter aufzumuntern: „Wir sind Frankfurt und nicht Barcelona. Das war wie ein Niederschlag wie beim Boxen, Aber wir stehen wieder auf.“ Das zu schaffen wird eine gewaltige Herausforderung für Hütter. Die Frankfurt-Fans feierten ihre „gerupften“ Euro-Adlr auch nach dem Debakel. Ihr Dank für eine Supersaison.

Für zwei Österreicher brachte der Sonntag ein Erfolgserlebnis, ohne etwas dazu beizutragen. Louis Schaub und Florian Kainz (Bild oben) schafften mit dem 1.FC Köln den Aufstieg in die Bundesliga, ohne zu spielen. Auf der Anreise zum Montag-Spiel in Fürth. Das gelang, weil erstmals in der zweiten Liga alle Mannschaften zwischen Platz zwei und acht verloren. Als letzte Union Berlin mit Ex-Rapidler Christopher Trimmel und Robert Zulj mit Union Berlin 1:2 (0:0) bei Darmstadt, wobei Zulj in der Nachspielzeit nur die Stange traf. Tabellenführer Köln hat die weit bessere Tordifferenz als die Verfolger aus Paderborn, Berlin und Hamburg, kann selbst bei drei Niederlagen in den letzten drei Partien im schlechtesten Fall nur Zweiter werden. Und das reicht zum Aufstieg. Das nach Kölns Heimniederlage gegen Darmstadt am letzten Sonntag bis Saisonende eingesetzte Trainerduo mit Andre Pawlek und dem Ex-Austrianer Manfred Schmid, konnte die Mission, den Aufstieg zu sichern, schon vor dem ersten Match ihrer Ära erfüllen. Unglaublich und einmalig. Für Schaub stimmt sein Karriereplan. Er ging letztes Sommer von Rapid zum Absteiger Köln in die zweite Liga, was manche nicht verstanden. Aber er rechnete mit Kölns sofortigem Wiederaufstieg. Nach der überstandenen Knochenmühle in dieser Saison müsste er für seinen Einstand in der Bundesliga eigentlich gerüstet sein. Es spricht wenig dagegen, dass er dort noch besser zur Geltung kommen wird.

Foto: dpa.

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