Fußball

Japan jubelt: Freiburg und Bochum blamierten Deutschland

Deutschlands Innenministerin Nancy Faeser trug auf der Tribüne des Khalifa-Stadiums die One Love-Binde, die tagelang für Schlagzeilen und Unruhe bei der Mannschaft gesorgt hatte. Kapitän Manuel Neuer versteckte die FIFA-Binde unter dem Trikot, alle Spieler hielten sich beim Mannschaftsfoto die Hand vor dem Mund. Dazu kam via Twitter die Erklärung der Mannschaft: „Uns die Binde zu verbieten ist wie den Mund zu verbieten. Unsere Haltung steht!“ Zwei Stunden später redete niemand darüber. Sondern nur über die deutsche Blamage. 1:2 gegen Japan, eine Niederlage im Auftaktspiel wie vor vier Jahren in Russland als Beginn des Scheiterns in den Gruppenspielen. Das droht jetzt auch in Katar. Für das deutsche k.o. sorgten ausgerechnet zwei japanische Deutschland-Legionäre, die Teamchef Hajime Moriyashu als Joker brachte. Er wechselte die Sensation ein. Innerhalb von acht Minuten trafen Ritsu Doan von Freiburg und Takuma Asamo von Bochum. Doans Ausgleich nach 75 Minuten war der Auftakt zur „Japan-Viertelstunde“. Doan und Asamo haben bei ihren Klubs österreichische Mitspieler: Doan Philipp Lienhart und Michael Gregoritsch, Asamo Kevin Stöger.

Deutschland brauchte zwar einen von Japans Tormann Shuichi Gonda verschuldeten Elfmeter, um nach 33 Minuten durch Ilkay Gündogan, der von Vorzug gegenüber Leon Goretzka erhielt, in Führung zu gehen. Ließ Chancen auf eine höhere Führung aus. Serge Gnabry traf die Latte, Gündogan die Stange. Und dann schlugen die Japaner, bei denen fünf Deutschland-Legionäre zur Startelf gehörten, unerwartet zu, erwiesen sich als viel effizienter als der Favorit. Begünstigt durch deutsche Abwehrfehler. Beim 1:1 von Borussia Dortmund Nils Süle, der als Rechtsverteidiger aufgeboten wurde, beim 1:2 von Dortmund Kevin Schlotterbeck, der Asamo laufen ließ. Zweimal sah auch Neuer, sonst die Verlässlichkeit in Person, nicht gut aus: Er wehrte einen scharfen Pass des Ex-Salzburgers Takumi Minamino zur Mitte vor die Beine von Doan ab. Daher fiel der Ausgleich. Bei Japans Siegestor ging Asamos Schuss über Neuer ins kurze Eck (Bild oben). Sieben Minuten Nachspielzeit retteten Deutschland nicht mehr.

Fakt ist, dass Moriyasu, der schon vor der Sensation den Aufstieg ins Viertelfinale (!) als Ziel nannte, besser und glücklicher wechselte als der deutsche Teamchef Hansi Flick. Leon Goretzka und Jonas Hofmann statt Gündogan und Thomas Müller bewirkten nichts, Mario Götze und Sturmtank Niclas Füllkrug kamen erst nach 80 Minuten, der 18 jährige Youssouffa Moukoko noch zehn Minuten später. Danach zerlegten zwei Weltmeister von 2014, Bastian Schweinsteiger und Sami Khedira, als ARD-Experten Süle und Goretzka. Auch Torschütze Gündogan zählte im TV-Interview die Mitspieler an. Was Flick nicht störte: „Brutal enttäuschend. Wir sind für individuelle Fehler schwer bestraft worden“, giftete auch er Richtung Süle. „Wir haben die Japaner stark gemacht“, ärgerte sich Neuer, „das erste Spiel ist das wichtigste. Wir haben es wieder verloren!“

Deutsches Entsetzen, das durch Spaniens bisher höchstem WM-Sieg, dem 7:0 (3:0) gegen Costa Rica mit sechs verschiedenen Torschützen noch größer wurde. Zunächst traf Dani Olmo von RB Leipzig, dann Marco Asensio von Real Madrid, zweimal Barcelonas Ferran Torres, Freund der Tochter von Teamchef Luis Enrique, Barcelonas Jungstar Gavi (mit 18 der jüngste WM-Torschütze seit Pele 1958),  Paris-Legionär Carlos Soler und zum Abschluss Routinier Alvaro Morata. Das heißt: Deutschland darf Sonntagabend gegen Spanien nicht verlieren, sonst wäre das zweite k.o. hintereinander in den Gruppenspielen schon perfekt. Die Spanier sind ein Angstgegner von Deutschland: Von den letzten sieben Duellen nur eines gewonnen.

 

Foto: ARD.

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