I wer´narrisch! Österreich jetzt mein Geheimfavorit. Das schrieb letzten Samstag „Bild“-Kolumnist Alfred Draxler in Anlehnung an den Jubelschrei der Reporter-Legende Edi Finger nach Hans Krankls Siegestor bei der WM 1978 zum 3:2 gegen Deutschland in Cordoba. Er verglich die damalige Stimmung mit der, die letzte Woche nach Ralf Rangnicks Absage an Bayern München ausbrach. Draxler konnte das verstehen. Dachte daran, das dere legendäre Otto Rehhagel 2004 Griechenland als krassen Außenseiter in Portugal zum EM-Titel geführt hatte, Rangnick ist mit 65 übrigens genau so alt wie Rehhagel damals!
Als Draxler dies alles schrieb, wusste er noch nicht, dass mit Xaver Schlager nach David Alaba und Sasa Kalajdzic der dritte Spieler mit einem Kreuzbandriss ausfällt. Und dass sich auch Tormann Alexander Schlager einer Knieoperation unterziehen musste. Jetzt gibt es die neue Herausforderung an Rangnick, wegen des Verletzungspechs nicht zu klagen, sondern die berühmte „jetzt erst recht“-Stimmung zu erzeugen. Mit seiner Erfahrung müsste ihm das eigentlich gelingen. Alexander Schlager (Bild) meldete sich bereits einen Tag nach der Operation in Hochrum bei Innsbruck via Aussendung von Red Bull Salzburg: Er werde sich voll auf die Reha bei seinem Klub konzentrieren, um die schnellstmöglich zu absolvieren. Davon hängte es ab, ob es sich für ihn noch bis zur Europameisterschaft ausgeht.
Vor nunmehr 29 Jahren, als die Medizin noch nicht so weit fortgeschritten war wie derzeit, gab es bereits eine Wunderheilung. Rapids legendärer Abwehrchef aus Bulgarien, Trifon Ivanov, der 2016 mit nur 50 Jahren an einem Herzversagen verstarb, spielte im Herbst 1995 nicht einmal eine Woche nach der von Kniespezialist Benno Zifko durchgeführten Meniskusoperation im Europacup der Cupsieger gegen Sporting Lissabon. Am Wochenende davor pausierte er im Wiener Derby, das die Austria 4:1 gewann. Mit Ivanov verlor Rapid zwar in Lissabon 0:2, schaffte dann im Retourspiel mit 3:0 den Aufstieg ins Viertelfinale. In der Saison, in der Rapid bis ins Cupfinale kam.
Rapids damaliger Klubarzt Robert Lugscheider und Fitnesstrainer Hans Meyer schafften damals das Ivanov-Wunder: „Das konnte nur klappen, weil der Knorpel nicht beschädigt war, Ivanovs Muskulatur extrem ausgeprägt war, er wahre Betonstampfer hatte“, erinnert sich Lugscheider. Die bräuchte jetzt auch Schlager. Von einem Knorpelschaden bei ihm war nicht die Rede. Zudem hätte mehr als nur eine Woche Zeit, um wieder einsatzfähig zu sein. Es könnte sich daher noch mit der Europameisterschaft ausgehen,
Foto: Red Bull Salzburg/Andreas Schaad.